Effizienz auf und abseits der Straßen
Bei Reifen für Bau-Lkw steht die Langlebigkeit im Fokus
Effizienz ist das aktuelle Schlagwort beim Betrieb von Lkw. Dabei wird sich vor allem auf die Motorentechnik konzentriert – wobei eine wichtige Stellschraube zu mehr Wirtschaftlichkeit häufig in den Hintergrund tritt: Der Reifen. Die Wahl des richtigen Reifens kann vor allem im Fernverkehr erheblich zur Treibstoffreduzierung beitragen, während bei Reifen für Lkw im gemischten Einsatz auf und abseits befestigter Straßen vor allem Robustheit und Langlebigkeit die wesentlichen Wirtschaftlichkeitsfaktoren sind.
Jährlich transportieren Baustellenfahrzeuge weltweit mehr als das 70.000-fache des Gewichts des Empire State Building und legen dabei rund 750 Milliarden Kilometer zurück – auf der Straße, aber auch abseits befestigter Wege. Die meisten Bau-Lkw müssen auf dem Asphalt genauso effizient unterwegs sein wie auf der Baustelle. Eine besondere Herausforderung an die Reifen – müssen sie doch eine gute Traktion und eine hohe Verletzungresistenz im Gelände bieten, wie auch einen geringen Rollwiderstand auf der Straße. Die Reifenhersteller haben für diesen gemischten Einsatz von Bau-Lkw spezielle Reifen entwickelt, die diese sich widersprechenden Anforderungen zu vereinen suchen.
Bridgestone
Die Treibstoffeffizienz eines Lkw wird vor allem durch den Rollwiderstand beeinflusst. Ausschlaggebend für den Rollwiderstand wiederum ist die Gummimischung des Reifens. So hat Bridgestone für seine Baustellen- und Off-Road-Reifen SAT 3000 Plus und UT 3000 Plus der Marke Firestone eine spezielle kerbzähe Gummimischung verwendet. Das Ergebnis ist ein um 10 Prozent geringerer Rollwiderstand, eine um 5 Prozent verbesserte Hitzebeständigkeit und eine Laufleistungssteigerung um 5 Prozent. Die neukonzipierte Gummimischung gewährleistet eine verbesserte Widerstandsfähigkeit gegen Risse, Profilausbrüche und unregelmäßigen Verschleiß. Zusammen mit einer robusten Konstruktion und einer Laufflächenmischung mit hoher Widerstandfähigkeit gegen Risse und Schnitte ergibt das eine höhere Lebensdauer. Zudem verfügen beide Reifen durch ihr widerstandsfähiges Profil über eine sehr gute Traktion und eignen sich daher besonders gut für den schweren Baustelleneinsatz. Das breite und tiefe Profil des SAT 3000 Plus für die Antriebsachse bietet Traktion im On/Off-Road-Einsatz und ist ideal in Kombination auf der Vorderachse mit dem UT 3000 Plus. Konzipiert für den flexiblen Einsatz auf Baustellen und in schwerem Gelände – für die Vorderachse oder auf allen anderen Achspositionen – bietet der UT 3000 Plus hohe Laufleistung und damit Kosteneffizienz in allen Einsatzbereichen. Die Karkassen beider Reifen eignen sich zudem sehr gut zur Runderneuerung.
Gerade die Runderneuerung ist ein wichtiger Faktor bei der Effizienz von Reifen für Bau-Lkw. So wird schon bei der Entwicklung neuer Reifen darauf geachtet, dass das tragende Gerüst aus Stahl- und Nylongewebe so stabil ist, dass es noch einmal verwendet werden kann, wenn die Lauffläche des Reifens abgenutzt ist. Dieser Markt ist im Lkw-Sektor so wichtig, dass Bridgestone zum Beispiel in diesem Jahr mit Bandang einen Spezialisten für die Runderneuerung von Lkw-Reifen übernommen hat. Für den Baustellenverkehr hat das Unternehmen jetzt runderneuerte Reifen mit aktuellen Bridgestone-Profilen auf den Markt gebracht. Die drei neuen Bandag-Profile sind für den Einsatz auf der Antriebsachse, dem Anhänger sowie für eine Rundumbereifung geeignet. Die Reifen sollen eine vergleichbare Qualität und Leistung bieten wie die entsprechenden Bridgestone-Neureifen. Das gemeinsame Merkmal des neuen Bandag L355(E)-Profils für die Antriebsachse, des M748(E)-Profils für Anhänger/Auflieger und der M840(E)-Rundumbereifung ist die Resistenz gegen Schnittverletzungen und Ausrisse. Auch hier kommt eine besondere Gummimischung zum Einsatz, die selbst die rauesten Untergründe meistert. Der Laufflächengummi und die verstärkten Schultern schützen die Reifenkarkasse zudem vor scharfen Gegenständen; die extratiefen Laufflächenprofile verlängern das Reifenleben auch bei härtesten Einsatzbedingungen.
Continental
Continental bietet für den gemischten Baustelleneinsatz die Construction-Reifen HSC1, HDC1 und HTC1. Auch sie vereinen Traktion, Verletzungsresistenz und gute Fahreigenschaften auf den verschiedensten Untergründen. Die Reifen verfügen über eine verstärkte zweite und dritte Gürtellage und sind dadurch erheblich robuster. Eine hohe Resistenz gegen Schnittverletzungen und eine abriebfestere Zusammensetzung erhöhen die Lebensdauer und Laufleistung dieser Reifen. Beim Antriebsachsreifens HDC1 führen eine Erhöhung der Profil-
tiefe und der Profilpositivanteil zur deutlichen Anhebung der Laufleistung. Zur Steigerung der Selbstreinigungseigenschaften bzw. einem besseren Auswurf vorhandener Fremdkörper wurden die Flankenwinkel der Profilblöcke optimiert. Hinzu kommt eine weniger bauchige Seitenwand, die sich unter Last nur wenig verformt und somit Anfahrverletzungen entgegenwirkt.
Goodyear
Weniger Ausfallzeiten und höhere Lebensdauer waren auch im Fokus der Entwicklung der Lkw-Reifen Omnitrac MSS II (für die Lenkachse) und MSD II von Goodyear. Besonderes Highlight dieser Reifen für den gemischten Einsatz: Für beide Modelle ist die DuraSeal-Technologie verfügbar. Die Reifen besitzen dabei eine zusätzliche Lage unter der Lauffläche. Sie besteht aus einer speziellen gelben, gelartigen Gummimischung. Wenn der Reifen von einem Gegenstand, wie zum Beispiel einem Nagel, verletzt wird, fließt das Gel in das Einstichloch und bildet einen luftundurchlässigen Pfropfen. Die Dichtungsmasse kann Durchstiche von bis zu sechs Millimeter Durchmesser abdichten und zwar mehrmals. Dank dieser Technologie kann die Fahrt trotz einer Laufflächenverletzung fortgesetzt werden und ermöglicht den Einsatz des Reifens bis zu einer Reparatur oder Runderneuerung. DuraSeal verlängert zudem die Lebensdauer der Reifen, da sie nicht mehr durch Minderdruck und erhöhte Walkarbeit dauerhaften Schaden nehmen. Zusammen besitzen der Omnitrac MSS II und der Omnitrac MSD II ein deutlich höheres Leistungsniveau als ihre Vorgänger. Beide Reifen erfüllen die strengeren gesetzlichen Vorschriften für Abrollgeräusch (2012) und Rollwiderstand (EU-Richtlinie Nr. 661). Vor allem im Offroad-Einsatz überzeugen die neuen Reifen mit sechs Prozent mehr Traktion. Die Nassbremsleistung konnte um drei Prozent verbessert werden. Auf der bewässerten Kreisbahn erzielen der MSS II und MSD II zwei Prozent mehr Haftung als die Vorgänger-
modelle MSS und MSD. Omnitrac MSS II und MSD II besitzen eine hinsichtlich Wi-
derstandsfähigkeit, Haltbarkeit und Runderneuerbarkeit optimierte Karkasskons-
truktion.
Weitere Merkmale dieser Reifen: eine besonders verschleißfeste und alterungsbeständige Laufflächenmischung, eine spe-
zielle Gummimischung unterhalb der Lauffläche, ausgewählte Gürtel- sowie hochfeste Karkassmaterialien. Die Vorteile dieser aufwändigen Konstruktion sind hohe Kilometerleistung sowie verbesserter Schutz vor Verletzungen unter schwersten Einsatzbedingungen. Hinzu kommen hohe Korrosionsbeständigkeit der Stahlgürtellagen im Falle einer Verletzung, geringere Ausdehnung des Reifens auf Grund von Wärmeentwicklung bei höherem Tempo sowie eine nochmals verbesserte Robustheit. Für den Kunden bedeutet dies ein geringeres Pannen- und Ausfallrisiko und eine bessere Runderneuerbarkeit.
Dipl.-Ing. Olaf Meier,
Mönchengladbach