Innovationen im Bauwesen

Ein Appell im Sinne neuer Dienstleistungen

Seit Urzeiten lebt und baut der Mensch auch nach ökonomischen Grundprinzipien. Innovationen in diesem „Ur-Markt“ zu etablieren, gestaltet sich seit Jahren schwieriger, da nur noch scheinbar wenig Potenzial im System beeinflussbar scheint und der nachfragedominierte Markt den Puls angibt.

Bis heute sucht ein jeder Bauherr nach der kostengünstigsten Lösung für sein Bauvorhaben. Hierbei wird gerne nur die jeweilige Phase des Produktlebenszyklus des Gebäudes bewertet und kaum bis gar nicht in Relation zu den anderen Phasen gebracht. Die stetige Suche nach dem preisgünstigsten Anbieter bestellt das Feld für die gesamte Branche und somit auch für die branchenspezifische Forschung.

Der größte Anteil aller Bauvorhaben erfolgt nach dem klassischen Schema: Der Nachfragende formuliert eine Idee bzw. Vision seines fertigen Bauwerks. Er entwickelt diese weiter und fertigt auf dem Wege zum fertigen Produkt diverse Leistungsverzeichnisse an. Planungsleistungen schreibt er aus und wählt dann unter einem der An-
bieter. Materialauschschreibungen werden formuliert und geprüft oder auch Dienstleistungen für die Abwicklung im Markt angefragt und beauftragt. Der Aufwand, der in Vorgespräche und Entwicklung des jeweiligen LV entfällt. ist maßgebend für die Güte und die Vielfalt der Angebote. Die Vergleichbarkeit der Angebote eines jeden Anbieters wird im schlimmsten Fall auf den Preis reduziert und führt somit zu einer stetig abnehmenden Preisspirale. Der Innovationsgrad leidet an dieser Stelle, da zumeist nur nach einem Wege zur Kostenreduktion bei gleicher Leistung gesucht wird. Diese Verschlankung der Prozesse hat viele Bauunternehmen über viele Jahre effizienter werden lassen, jedoch den Blick nach vorne verhindert.

 

Reaktionen auf die diese

Entwicklung

„Neuartige Produkte müssen maßgebende Quick-Wins aufweisen können und dürfen nicht erst in einer langfristigen Betrachtung gegenüber den Wettbewerbern bestehen“.

Die stets auf die Anschaffungskosten fixierte Vorgehensweise wird ebenfalls auf neuartige und innovative Produkte oder Leistungen übertragen, so dass hier eine schwierige Grundlage für Innovationen vorliegt.

Tendenziell gilt: Trägt der Einsatz dieser neuen Leistungen nicht zu einer Reduzierung der Anschaffungskosten bei, sondern führt z.B. eher in der Betriebsphase zu betriebswirtschaftlichen Verbesserungen, steht die Innovation in einer Legitimitätspflicht. Die notwendige Weitsicht wird selten geleistet und somit ist der Einsatz innovativer Leistungen oder Materialen eine Seltenheit. Die Sicht über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks ist für ein Bauunternehmen nicht ertragreich, da dieses nur für eine Phase des Lebenszyklus eingebunden wird.

„Der Bauträger bevorzugt stets das günstigere Produkt und vernachlässigt dadurch regelmäßig nachhaltige Vorteile für den gesamten Lebenszyklus des Projekts.“

In seltenen Fällen wird eine aktive und kooperative Partnerschaft zwischen Bauherren und Entwicklern gelebt. Diese Konstellation ermöglicht die frühe Einbindung von innovativen technischen Lösungen, die sich langfristig positiv auf das Projektergebnis auswirken. Die Bereitschaft zu dieser Strategie ist relativ gering, da es im Baugewerbe selten zu langfristigen Partnerschaften kommt, die auf einem fairen, kooperativen Level ablaufen.

 

Konsequenzen aus dieser Entwicklung

Bauunternehmen reagierten auf diese Entwicklung mit Resignationen im klassischen Baugeschäft. Die erzielbaren Preise sind gesunken und mit ihnen die Margen. Neue Dienstleistungen werden selten angemessen bewertet und honoriert. Bauunternehmen sind in anderen Branchen tätig geworden, jedoch haben auch Anbieter aus anderen Branchen den Baumarkt für sich entdeckt.

Als Beispiel sei hier für die Gebäudeüberwachung genannt: Unternehmen, die sich bisher auf die Betreuung von fertigen Bauobjekten konzentriert haben, treten als flexible Dienstleister schon während der Bauzeit auf. Baustellensicherung, Transportannah-
men und weitere Aufgaben werden mittlerweile nicht nur durch Bauunternehmen als Nebenleistung wahrgenommen. Die Bereitschaft diese Wettbewerber im Baumarkt zuzulassen ist durch den Nachfragenden enorm hoch, da abermals eine Preissenkung er-
zielt werden kann. Das entstanden Qualitätsproblem wird gerne aus ökonomischen Aspekten außer Acht gelassen.

 

Wohin geht es nun mit Innovationen

Dürfen Innovationen im nachfragebestimmten Baumarkt nichts kosten und dienen nur der weiteren Beschleunigung der Preisspirale? Eine Verbesserung der scharf kalkulierten Prozesse führt zu relativ geringen Einsparungen und hebt die Rendite nur minimal. Von Grundlagenforschung ist in diesem Segment in keinem Falle die Rede, dennoch muss der Hebel für eine Umstrukturierung mit Auswirkungspotenzial doch in einer grundlegenden Ebene angesetzt werden.

Selbiges gilt auch für neue Technologien. Der letzte Feinschliff an einem Produkt spülte selten eine Flut an neuen Aufträgen ins Haus. Es ist der fundamentale Ansatz der neue Kunden anspricht und neue Strukturen etabliert.

 

Innovationstreiber

Innerhalb des Forschungsvorhabens „minimalinvasive Baumaßnahmen“ durchleuchtet ein Forschungskonsortium die Möglichkeit einer effizienteren Baustellenbelieferung und setzt zu einem Überholvorgang gegenüber der VOB an. Diese schreibt den ausführenden Fachunternehmen vor Transporte und Lagerungen eigenständig zu organisieren und durchzuführen. Diese dezentrale Koordination führt zu Ineffizienzen, die es anhand von zu entwickelnden Werkzeugen, zu reduzieren gilt. Diese prinzipielle Umstrukturierung führt zu Einsparungen und erzeugt gleichzeitig neue Mehrwerte, wie z.B. mehr Transparenz in der Dokumentation von Lieferprozessen. Vor diesem Hintergrund versucht das „Kompetenzzentrum für Baulogistik“ neue Methoden zu entwickeln, um den klassischen Betrachtungshorizont zu erweitern. Innovationen sowie neuen Dienstleitungen soll eine attraktive Plattform geboten werden, die den Einstieg in den Markt erleichtert. 

 

Conclusio

Bauen und Bauen lassen: Wenn es sich flächendeckend in der Bauwirtschaft durchsetzt, dass die Betrachtungsperspektive nicht bei den Anschaffungs- bzw. Her-
stellungskosten enden darf, wird .in absehbarer Zeit wieder profitables Bauen für alle Projektbeteiligten möglich sein.

Bauen und Bauen lassen

und ein bisschen mehr

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