Umbau, Renovierung, Sanierung
Bauen im Bestand fordert spezielle BauverfahrenUnterhalts- und Umbauarbeiten an Gebäuden machten schon 2009 etwa 40 % aller Bauausgaben aus – Tendenz steigend, weil immer mehr Gebäude in die Jahre kommen und renoviert werden. Bauen im Bestand ist zugleich eine Chance, aber auch eine logistische und technische Herausforderung: beschränkter Baustellenzugang, enge Treppenhäuser, wenig Platz für Lagerung und Transport von Material, kaum Platz zum Arbeiten, Schutz bestehender Gebäudeteile und die Denkmalschutzauflagen.
Bauen am Zwickauer Rathaus
Bei dem Aus-, Um- und Anbau des Zwickauer Rathauses werden alle denkmalgeschützten Bauteile erhalten. Der Nordflügel am Markt bleibt bestehen, ebenso die Fassade der Seitenflügel und die Fronfeste des Ostflügels. Der Neubau erstreckt sich hinter dem Nordflügel und bindet die Fassade des ehemaligen Westflügels ein. Im Neubau sind die Stadtverwaltung, im Erdgeschoss Geschäfte. Bauliche Eingriffe in die historische Bausubstanz finden vor allem im Eingangsbereich und in der Verbindung zum Neubau statt. Die Holzbalkendecken und der Dachstuhl werden komplett saniert.
Erdbebensicher
Die Gründung des Neubaus erfolgt einheitlich auf Großbohrpfählen, um die Anforderungen der Erdbebensicherheit gemäß Erdbebenzone 1 zu erfüllen. Die Geschossdecken werden als gewichtsreduzierte Stahlbetonflachdecken ausgeführt. Das hat zur Folge, dass die Lasten und damit Kosten reduziert werden. Gebäudeaussteifende Funktionen übernehmen die Wandscheiben und Kerne der Treppenhäuser und des Aufzugsschachtes.
Hohe Qualitätsanforderungen
Eine ausgefeilte Schalungslösung war erforderlich, um die hohen technisch-qualitativen Anforderungen von Bauherr und Architekten zu erfüllen. Nicht nur eine passende Ausstattung der Baustelle, sondern auch viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl waren erforderlich. Oberpolier Maik Allmacher und Schalungschef Bernd März bewiesen mit ihrem Team das Können, das für top Ergebnisse nötig ist: scharfes Durchdenken aller Möglichkeiten, keine Kompromisse bei der Qualität. Umso wichtiger war dieses Teamwork bei den widrigen Bedingungen mitten in einer geschäftigen Innenstadt. Kaum Platz und keine Bewegungsfreiheit fordern eine ausgefeilte Logistik für Material und Abläufe. Koordination ist hier das A und O. Obwohl zwei Monate später begonnen wurde, läuft das Projekt nach Plan.
Von handlich bis großflächig
Für die vielen, teilweise verwinkelten Grundrisse, die in engen und schwer zugänglichen Bereichen ohne Platz für einen Kran betoniert werden mussten, kam die EcoAs als robuste Handschalung zum Einsatz – so zum Beispiel für die Errichtung verwinkelter Kanäle für die Heizungsrohre, für Podeste, Unterzüge, Fundamente und Stützmauern.
Sichtbeton mit Mammut 350
Für die großen Wände passte die Mammut 350 mit ihrem 350-cm-Höhen- und 250-cm-Breitenraster perfekt. So konnten die 346 cm Raumhöhe ohne Aufstockung und ohne Horizontalfuge geschalt werden. Die 100 kN/m² Frischbetondruckaufnahme erlaubt rasantes Betonieren. Bei den Treppenhäusern war teilweise Sichtbeton Klasse SB 3 gefordert – mit der Vollkunststoff-Platte alkus kein Problem. Um Hydratationswärme, Porenbildung und Lufteinschlüsse beim Betonieren mit CEM I und CEM III in den Griff zu bekommen, war eine genaue Abstimmung mit den Betonlieferanten und den 4 Schalungstruppen nötig.
Schnelle Deckenschalung: MevaDec
Eine Stärke der Systemdeckenschalung MevaDec machte sich hier besonders bemerkbar: einfache Handhabung und Schnelligkeit. Im Rathaus mussten wechselnd starke Decken (50 cm bzw. 72 cm) in bis zu 4,50 m Höhe mit unzähligen Versprüngen teilweise in 3 Ebenen betoniert werden. Die MevaDec-Elemente, im Kreuzungsbereich durch MEP Stützen direkt unterstützt, sind rasant schnell per Hand ein- und wieder auszuschalen. „Die Elemente sind robust und stabil, verkanten nicht und sind trotzdem leicht. Vor allem muss man weniger Teile handhaben“, sagt Oberpolier Maik Allmacher. 50 cm große Cobiax-Kunststoffkugeln werden zwischen oberer und unterer Bewehrungslage eingelegt, um das Deckengewicht zu reduzieren.
Historische Kreuzgewölbe blieben erhalten
Mehrere nebeneinander stehende historische, 7x5 m große Kreuzgewölbe unterhalb des Zwickauer Rathauses sollten erhalten bleiben. Dabei musste eine Decke mit einem Spielraum von nur 50 cm darüber eingezogen werden. Doch wie? Zwischen den Gewölben wurden Holzträger auf Meva Stützen mit der patentierten Schnellabsenkung SAS eingesetzt und ermöglichen das Betonieren selbst in unzugänglichen Bedingungen.