Gut in Form

Fahrbericht DAF FAD CF 85.410 EEV

Mit dem Vierachser CF85 liefert DAF einen 8x4-Kipper, der das Zeug dazu hat, Fahrer und Bauunternehmer gleichermaßen zu erfreuen. Unser Autor Frank Zeitzen, Spezialist für LKW-Tests, ist ihn für uns gefahren.

Der erste Eindruck

Ganz komfortabel rollt der Vierachser am frühen Morgen der Arbeit entgegen. Obwohl (noch) nur wenig Gewicht auf die Stahlfedern der vier Achsen drückt, kann der Fahrer über mangelnden Federungskomfort nicht klagen. Mit ruhigem Plus arbeitet darüber hinaus der 408 PS starke Sechszylinder unter der CF-Kabine vor sich hin und ist kaum zu hören. Einzig das „Singen“ der grobstolligen Bereifung konkurriert mit den Tönen aus dem Radio. Ganz entspannt also rollt der Fahrer zum Laden ins Schotterwerk. Der harte Arbeitstag kann beginnen. Und dafür ist dieser DAF schon mit Blick auf die wichtigsten Eckdaten ganz gut geeignet: Zwei solide Außenplanetenachsen, reichlich Kraft aus dem 12,9 Liter großen MX-Motor, große Bodenfreiheit, robuste, kräftige Federpakete hinten und ein stabiler Leiterrahmen als Rückgrat für große Lasten. 32 Tonnen darf ein Vierachser in Deutschland auf die Straße bringen, dieser DAF CF85 kann mehr: Er ist für 36 Tonnen konzipiert. Mit nochmals kräftigen Federpaketen sind offroad auch Gewichte jenseits der 40 Tonnen möglich. 2 x 9 Tonnen tragen dann die Vorderachsen, 2 x 13 Tonnen die Hinterachsen.

 

Deutscher LKW-Markt

Mit solchen Fahrzeugen, aber auch mit Zwei- und Dreiachsern hat DAF auf dem von heimischen Herstellern dominierten deutschen Kipper-Markt mittlerweile Fuß gefasst. Es war ein langer Weg, der letztlich zu vielen Veränderungen und Verbesserungen am Kipper-Programm geführt hat. Und auch dazu, dass DAF in Zusammenarbeit mit Meiller längst Komplettfahrzeuge anbieten kann. Ganz konsequent trägt der CF85 also einen Meiller-Dreiseitenkipper (Typ D421) mit 13,3 m³ Volumen (gestrichen) und 4,1 Tonnen Aufbaugewicht. Das DAF-Fahrgestell kommt auf 10,3 Tonnen, was für ein Chassis dieses Kalibers durchaus üblich ist. Auffallend am CF85 ist zuerst einmal der große Abstand zwischen den beiden 7,5-Tonnen-Vorderachsen. 2050 Millimeter sind es, die nicht nur den eingangs erwähnten Federungskomfort bei Leerfahrt garantieren, sondern – in Holland beispielsweise – auch höhere Gewichte auf öffentlichen Straßen möglich machen. Die beiden Achsen verfügen zudem über einen Achslastausgleich, den nur ganz wenige Lkw-Hersteller für ihre Vierachser liefern.

 

Außen wie Innen tiptop

Der Rundgang um den Vierachser bestätigt, dass er allen kritischen Blicken standhält. Die unterste Trittstufe ist flexibel aufgehängt, der Heckunterfahrschutz lässt sich hochklappen, was beim Abkippen vor einem Straßenfertiger unbedingt nötig ist, über dem Radlauf  auf der Fahrerseite gibt es eine große Trittstufe samt Haltereling auf dem Dach, die Stoßstange lässt gut 550 Millimeter Freiraum zum Boden und dahinter hat ein stabiles Schutzschild seinen Platz. Die Bodenfreiheit vorne misst (beladen) immerhin fast 350 Millimeter unter der gerade Vorderachse. Hinten, unter den kompakten Achsantrieb, sind es respektable 300 Millimeter. Mit im Durchmesser größeren Reifen als den montierten 385/65 R 22,5 lassen sich vorne wie hinten noch einmal 30 Millimeter gewinnen. Zusammen mit den recht kurzen Überhängen stellen sich zudem große Böschungswinkel ein. Auch innen macht der CF85 schnell klar, dass er die Anforderungen der Branche erfüllt. Der Innenraum ist leicht zu reinigen und wirkt trotzdem noch wohnlich. Über der Frontscheibe, auf dem Motortunnel und hinter den Sitzen gibt es insgesamt ausreichend Stauraum für alle jene Sachen, die ein Kipperfahrer unterwegs so braucht. Offene Ablagen für Kleinteile sind gleichfalls reichlich vorhanden. Selbst an solide Kleiderhaken für die obligatorische Regenjacke haben die Holländer gedacht. Einzig die Innenlänge der kurzen CF-Kabine ist ein wenig knapp bemessen.

 

Kippen und arbeiten

Eine deutliche Verbesserung gibt es bei der Bedienung des Kippaufbaus. Denn statt des zwischen Sitz und Fahrertür „eingeklemmten“ Ventils gibt es als Alternative jetzt eine Funkfernbedienung von Meiller, die sich im Aktionsradius von 10 bis 15 Meter rund um das Fahrzeug einsetzen lässt. Integriert in diese robuste und mit großen Tasten bestückten Fernbedienung namens i.s.a.r-control sind unter anderem die Anhängerkipphydraulik, die Funktionen der Bordmatik, eine Start-/Stop-Funktion (Motor) und eine „Rüttelfunktion“, die im Aufbau klebendes Schüttgut losrütteln soll. Der Name der Fernbedienung hat allerdings nichts (oder nur wenig) mit der unweit von der Meiller-Firmenzentrale dahinfließenden Isar zu tun. Er steht für „intelligent system application remote control“.

Das Zuschalten des auf 1200 U/min begrenzten Nebenantriebs, aber auch der Achssperren erfolgt – wie bisher – über gesicherte Kippschalter, die sich allerdings etwas schwierig entsichern lassen. Das zumindest hat den Vorteil, dass sie niemals irrtümlich bedient werden können. Zumindest für die Sperren wäre jedoch ein Drehschalter praktischer, der erst die Längssperre und dann die beiden Differenzialsperren aktiviert. Ansonsten zeigt sich die Bedienung ohne Fehl und Tadel - auch bei Kleinigkeiten wie beispielsweise bei der Kontrollleuchte für den Kippaufbau oder der erhöhten Motordrehzahl sobald der Nebenantrieb eingeschaltet wird.

 

Der Antriebsstrang

Als ganz starke Seite des CF85 zeigt sich der Triebstrang, der auch hohe Gesamtgewichte souverän meistert. Der relativ große Reihenmotor baut dank konstantem Drehmomentverlauf (2000 Nm von 1000 bis 1410 U/min) im unteren und mittleren Drehzahlbereich schnell Leistung auf und erreicht seine Nennleistung schon bei weniger als 1500 U/min. Auch bergab und mit der gegen Aufpreis lieferbaren DAF Engine Brake (DEB) geht es zügig voran. Mit einer Bremsleistung von 325 kW zählt die DEB zu den stärksten Motorbremsen im Wettbewerb. Die serienmäßige Motorbremse erreicht gerade mal 50 Prozent davon. Im Onroad-Betrieb mit hohen Zuggewichten kann die DEB zwar keinen Retarder ersetzten, hat im Offroad-Einsatz aber ein prinzipbedingten Vorteil, der sich gerade beim Kipper bestens nutzen lässt. Denn anders als bei einem Retarder, der seinen Platz hinter dem Getriebe hat, hängt die Bremsleistung einer Motorbremse nicht vom Tempo sondern von der Motordrehzahl ab. Also steht auch in den kleinen Gängen und bei ganz geringem Tempo die volle Bremsleistung zur Verfügung.

Serienmäßig kombiniert DAF diesen Motor mit einem 16-Gang-Getriebe von ZF. Als Alternative liefert DAF das automatisierte ZF-Getriebe 12AS 2130 mit zwölf Gängen wie es auch in diesem CF85 ein-
gebaut war. Beide Getriebe arbeiten mit einem Overdrive im größten Gang. Als letztes Glied im Triebstrang agieren zwei robuste DAF-Außenplanetenachsen mit einer Übersetzung von 4,05 zu 1. In Kombination mit der großen Bodenfreiheit sorgt dieser Triebstrang auch für eine gute Geländegängigkeit des 8x4.

An diesen Qualitäten beteiligt ist freilich auch die spezielle „Baustellensoftware“ des AS-Getriebes. Sie wird per Schalter aktiviert und hat in den ersten vier Gängen schnellere Schaltungen, eine beschleunigte Kupplungsfunktion und etwas höhere Motordrehzahlen zur Folge. Zudem wird die Antriebsschlupfregelung ausgeschaltet. Diese Software tut also ziemlich genau das, was ein Fahrer im Gelände tun würde. Auf einen Kickdown zum schnellen Runterschalten verzichtet das Getriebe allerdings. Bei niedrigem Tempo im Gelände, so zeigt sich schnell, ersetzt die Baustellensoftware den Kickdown ganz gut, auf der Straße reicht die üppig vorhandene Motorkraft auch mit gut 32 Tonnen Gesamtgewicht locker aus, um auf einen Kickdown verzichten zu können. „Außerdem“, so DAF, „ist der Verbrauch ohne Kickdown etwas besser“. Große Sorgen um den Verbrauch muss sich ein DAF-Käufer aber ohnehin nicht machen. Objektive Vergleichstests von Fachzeitschriften haben gezeigt, dass ein DAF beim Verbrauch immer vorne mitspielt.

 

Fahrer und Unternehmer

zufrieden

Der eingangs erwähnte und hohe Fahrkomfort verbessert sich bei voller Auslastung noch einmal, ohne dass die Fahreigenschaften oder Fahrsicherheit leiden. Die niedrigen Innengeräusche resultieren auch aus der insgesamt langen Gesamtübersetzung (3,16 im größten Gang), die bei Tempo 85 nur 1360 U/min diktiert. Auch auf der Landstraße, hier liegen gut 1000 U/min an, passt diese Übersetzung noch ganz gut. Und einmal in den direkten elften Gang runtergeschaltet, lassen sich die üblichen Steigungen fast ohne Tempoverlust und immer noch mit niedrigen Drehzahlen und fast ohne störende Antriebsgeräusche locker überrollen.

So sind es dann auch die souveräne Motorkraft, der hohe Fahrkomfort und die praxisgerechte Einrichtung und Ausrüstung, die dem DAF-Fahrer das Leben angenehm machen. Der Käufer, der ja nur selten der Fahrer ist, erhält einen robusten Kipper aus einer Hand, der auf der Straße und im Gelände wirtschaftlich arbeitet, ausreichend Nutzlast bietet und hinter dem eine engagierte Mannschaft steht.

[www.daftrucks.de]

Frank Zeitzen,

Zeitzen-Mathieu Werbeagentur GmbH, Kaiserslautern

Tel.: 0631-318759-10,

frank.zeitzen@zeitzen-mathieu.de

Der Rundgang um den Vierachser bestätigt den guten ersten Eindruck

Mit der Baureihe CF85 bedient DAF das Segment der regionalen Ferntransporte und die Baubranche. Den CF85 gibt es als Zwei-, Drei- und Vierachser von 18,0 bis (technisch) 44,0 Tonnen Gesamtgewicht. Die Drei- und Vierachser gibt es auch mit doppelt bereifter Nachlaufachse. Drei Fahrerhausvarianten (kurz, lang und lang mit Hochdach) stehen zur Wahl, das Leistungspektrum des 12,9 Liter großen Sechszylinders, der auch in EEV-Ausführung zu bekommen ist, reicht in vier Stufen von 360 bis 510 PS. Auch als 4x2- oder 6x4-Kipper zu bekommen sind die Lkw der Baureihe CF75. Der wichtigste Unterschied: ein kleinerer und leichterer Sechszylinder mit 9,2 Liter Hubraum und maximal 360 PS. Der Nutzlastvorteil beträgt je nach Fahrzeugvariante 400 bis 500 Kilogramm.

Motor:

Reihensechszylinder Paccar MX300 mit Turboaufladung und Ladeluftkühlung; 12,9 Liter Hubraum; Elektronisch gesteuerte Einspritzung mit Steckpumpen; 300 kW (408 PS) ab 1500 bis 1900 U/min. 2000 Nm max. Drehmoment bei 1000 bis 1410 U/min. Euro 5 mit SCR; wahlweise EEV mit passivem Rußfilter

Kraftübertragung (Testfahrzeug):

Automatisch betätigte Einscheiben-Trockenkupplung mit 430 mm Durchmesser; ZF 12 AS 2130-Getriebe mit 12 Gängen, automatischer Schaltung und Overdrive im größten Gang (0,78 zu 1); Doppelt übersetzte Außenplaneten-Antriebsachsen; Übersetzung 4,05 zu 1; Doppelachsaggregat mit einer Längs- und zwei Quersperren

Fahrgestell:

8x4-Fahrgestell in hoher Bauweise mit genieteten und geschraubten Querträgern; Radstand 5050 mm (1. Achse bis Mitte Doppelachsaggregat); Parabelfedern vorn, Trapezfedern hinten; Achslastausgleich an den Vorderachsen; TRW-Hydrolenkung; Bereifung 365/65 R22,5 auf Steilschulterfelgen; zul. Gesamtgewicht 32.000 kg, technisch 36.000 kg; Leergewicht einschließlich Aufbau 14.390 kg

Fahrerhaus:

Kurzes „Day Cab“-Fahrerhaus mit teilweise doppelseitig feuerverzinkten Stahlblechen; Einstiegshöhe 1410 mm; BBC-Maß 1770 mm, Innenhöhe 1600 mm, Innenbreite 2110 mm

Aufbau:

Meiller Dreiseitenkipper Typ D421; Stirnwand, Seitenwände und Brückenboden und Rückwand aus Stahlblech; rechte Seitenwand und Rückwand pendelnd und abklappbar, linke Seitenwand mit Bordmatik; Abmessungen: 5.600 x 2.380 x 1.000 (Länge x Breite x Bordwandhöhe), 13,3 m³ Volumen; 4100 kg Aufbaugewicht.

Weitere Informationen zum Aufbau auch: [www.meiller.com]

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