Dem Hängetrauma entgegenwirken
Sicherheit auf Baustellen durch integrierte AbsturzsicherungBei Arbeiten in der Höhe stellt das Hängetrauma in puncto Arbeitssicherheit eine oft unterschätzte Gefahr dar. Um ein Hängetrauma zu umgehen, braucht es ein tiefes Verständnis der Gefahr. Bei der Lösungswahl gilt es zudem einiges zu beachten.
Unfälle auf Baustellen gehören in vielen Branchen zum Alltag. 2023 wurden in Deutschland 16 Prozent der tödlichen und 30.000 der meldepflichtigen Arbeitsunfälle durch Abstürze verursacht. Die Verbesserung von Schutzmaßnahmen sollte daher zur Priorität werden. Die Herausforderung: Auch nach einem gefangenen Sturz kann ein Hängetrauma noch tödlich enden.
Hängetrauma: eine unterschätzte Gefahr
Ein Hängetrauma tritt auf, wenn eine Person nach einem Sturz über längere Zeit bewegungslos in einem Auffanggurt hängt. Die aufrechte Position und die einschneidenden Gurte führen dazu, dass das Blut in den Beinen versackt und wichtige Organe – insbesondere das Gehirn – nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Erste Anzeichen dafür sind Schwindel, Übelkeit und Verwirrung. Studien zufolge können erste Symptome bei der Hälfte der Betroffenen bereits nach fünf Minuten auftreten. Nach zehn Minuten sind es beinahe 95 Prozent. Unbehandelt droht ein Kreislaufkollaps, der tödlich enden kann. Auch nach der Rettung bleibt ein Risiko bestehen, da das versackte Blut bei plötzlicher Entlastung toxische Stoffe freisetzen kann.
Klassische Sicherheitskonzepte hinterfragen
Viele setzen auf Trauma- oder Prusik-Schlingen, um das Risiko eines Hängetraumas zu minimieren. Diese Hilfsmittel sollen helfen, die Beine anzuheben und den Blutfluss zu verbessern. In der Anwendung zeigen sich aber erhebliche Risiken: Die Schlingen müssen separat mitgeführt werden und im Ernstfall schnell griffbereit sein. Außerdem erfordert ihre Handhabung regelmäßiges Training, was weniger geschulte Arbeiter vor Herausforderungen stellt. Oft ist die Schlinge in Stresssituationen dann nicht zur Hand oder wird schlicht vergessen. Diese Einschränkungen haben unter anderem dazu geführt, die gängigen Sicherheitskonzepte zu überdenken.
Der „Chair in the Air“: Sicherung mit einem Handgriff
Im Gegensatz zu Trauma-Schlingen gibt es auch Lösungen zur Absturzsicherung wie den „Chair in the Air, die den Auffanggurt integrieren, wodurch er automatisch mitgeführt wird. Nach einem Sturz kann sich der Arbeiter umgehend in eine sitzende Position bringen, wodurch der Druck auf die Beine verringert und die Blutzirkulation nicht unterbrochen wird. Eine bedeutende Rolle in Bezug auf Sicherheit und Komfort spielt die Position der Ankerpunkte: Studien zeigen, dass die Lage dieser Punkte während des Hängens die Körperhaltung beeinflusst. Ein Anschlagpunkt zum Beispiel auf der Rückseite in Höhe der Schulterblätter kann die Belastung erhöhen und zu stärkeren Durchblutungsstörungen führen. Absturzsicherungssysteme sollten daher so konstruiert sein, dass sie den Nutzer in eine stabile und weniger belastende Position bringen.
Kriterien für die Auswahl von Absturzsicherungssystemen
Wenn Betriebe in Systeme zur Absturzsicherung investieren, sollte der Schutz und der Komfort der Mitarbeitenden stets oberste Priorität haben. Damit die gewählte Lösung alle Anforderungen erfüllt, gilt es, sich vor der Anschaffung folgende fünf Fragen stellen:
Erfüllt das Absturzsicherungssystem die europäischen Normen? Das gewählte System sollte im Bereich der geltenden europäischen Sicherheitsnormen insbesondere die Norm EN 361 für Auffanggurte erfüllen.
Berücksichtigt das System das Risiko des Hängetraumas? Ein effektives Absturzsicherungssystem sollte auch das Hängetrauma-Risiko berücksichtigen. Es sollte außerdem geprüft werden, ob die Mitarbeitenden zur Rettung im Ernstfall weiteres Zubehör mitführen müssen oder ob dies bereits in das System integriert ist. Letztlich sollten Unternehmen sich fragen, ob die Nutzung der Ausrüstung spezifisches Wissen erfordert und die Anwendung leicht verständlich ist.
Wie komfortabel ist das System? Der Tragekomfort ist entscheidend dafür, ob Mitarbeitende die Ausrüstung regelmäßig und korrekt einsetzen. Auffanggurte sollten sich einfach an verschiedene Körperformen und -größen anpassen lassen, um eine optimale Passform zu gewährleisten. Außerdem tragen leichte Materialien und ein ergonomisches Design dazu bei, die Akzeptanz der Mitarbeitenden zu steigern.
Wie aufwändig ist die regelmäßige, gesetzlich vorgeschriebene Wartung? Die Wartung von Absturzsicherungssystemen sollte so einfach und effizient wie möglich gestaltet sein. Systeme mit innovativen Technologien wie einem Web Alert können dabei eine große Hilfe sein. Es handelt sich dabei um rote Fasern im Material, die bei Verschleiß sichtbar werden und anzeigen, dass der Gurt ausgetauscht werden muss. Zusätzlich können teils integrierte NFC-Tags genutzt werden, um Produktdaten und Inspektionsprotokolle digital zu erfassen und zu speichern. Das erleichtert die Verwaltung und Dokumentation erheblich.
Werden ausreichend Schulungen angeboten? Selbst die beste Ausrüstung erfüllt ihren Zweck nicht, wenn sie nicht korrekt eingesetzt wird. Daher ist es unerlässlich, die Mitarbeitenden regelmäßig zu schulen. Sie sollten lernen, die Gurte richtig anzulegen, zu verwenden und zu warten. Nur so kann die Sicherheit am Arbeitsplatz nachhaltig gesteigert werden.
Jetzt nachrüsten
Das Hängetrauma darf nicht unterschätzt werden, da es selbst nach dem Einsatz von Absturzsicherungssystemen eine erhebliche Gefahr darstellt. Zarges hilft dabei, die passende, integrierte Lösung für alle Mitarbeitenden auszuwählen. So kann sich eine verunfallte Person nach einem abgefangenen Sturz schnell in eine stabile Position bringen, ohne dass zusätzliche Ausrüstung erforderlich ist. Denn Absturzsicherungssysteme sollten sicher und anwenderfreundlich gestaltet sein. Nur wenn die Mitarbeitenden die Ausrüstung gerne und unkompliziert nutzen, entfaltet sie ihre volle Schutzwirkung.