Digital aus der Krise

Studie zur Lage der Baubranche

Lange Zeit ging es der Baubranche in Deutschland gut, doch jetzt gehen die Aufträge zurück, die Kosten steigen. In dieser Situation suchen viele Unternehmen ihr Heil zunehmend in der Digitalisierung, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Bauunternehmen setzen verstärkt auf Investitionen in die Digitalisierung.
© Procore

Bauunternehmen setzen verstärkt auf Investitionen in die Digitalisierung.
© Procore

Dass die Digitalisierung eines der wichtigsten Themen für die Branche ist, hat auch die Bayerische Ingenieurekammer-Bau gemeinsam mit ihren Allianzpartnern von “Sustainable Bavaria“ in einem Appell an die Politik unterstrichen. Darin wird betont, dass die Digitalisierung Voraussetzung für nachhaltiges Bauen ist und keinen Aufschub mehr duldet.

Digitalisierung: Fokus auf Praxis und Produktivität

Die Procore-Studie „How We Build Now“ liefert genauere Zahlen zum aktuellen Stand der Digitalisierung in der Branche. Befragt wurden 200 Entscheiderinnen und Entscheider aus Deutschland. Demnach haben rund drei Viertel der Bauunternehmen in den vergangenen Monaten aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage verstärkt in digitale Technologien investiert. Auffällig ist, dass der Trend vor allem von den größeren Unternehmen ausgeht: 85,8 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten haben ihre digitalen Investitionen erhöht, bei den kleinen Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten sind es 64 Prozent.

Aber in was genau wird investiert? Der Procore-Bericht zeigt, dass sich die Unternehmen weniger auf Hype-Themen wie Drohnen, Robotik oder 3D-Druck konzentrieren. Vielmehr investieren sie in Lösungen, die eine unmittelbare Effizienzsteigerung bieten. Gefragt nach den drei Schlüsseltechnologien, die ihrer Meinung nach in den nächsten drei Jahren den Wandel in der Bauindustrie vorantreiben werden, votierten

• 31 Prozent für Baumanagement-Plattformen (für Bauvorbereitung, Projektabwicklung, Finanzen, Personalmanagement)

• 28 Prozent für Telematik/Asset-Tracking

• je 27 Prozent für BIM der nächsten Generation (4D, 5D, 6D, 7D und 8D) und traditionelles BIM (2D/3D)

Diese Ergebnisse korrespondieren stark mit einem weiteren Ergebnis der Studie: Die Branche ist gefordert, die Prozesse in der Bauvorbereitung zu optimieren. Immerhin sehen 32 Prozent der Befragten hier das größte Potenzial, um angesichts steigender Kosten produktiver zu werden. Dabei geht es um Themen wie den frühzeitigen Beginn der Bauvorbereitung, die Investition in spezielle Ressourcen, die Bauvorbereitung selbst oder die frühzeitige Einbindung aller Projektbeteiligten.

Baumanagement-Plattformen können hier wertvolle Unterstützung leisten, wie generell bei vielen Prozessen, die in der Branche heute noch sehr häufig auf dem Papier abgewickelt werden. 47 Prozent der Befragten planen die Einführung einer Baumanagement-Plattform in den nächsten zwölf Monaten.

Digitale Plattformen helfen auch dabei, ein weiteres wichtiges Asset zu nutzen, um die Rentabilität und Produktivität der Branche voranzutreiben: Daten. Die Befragten schätzen,  dass ihre Unternehmen durchschnittlich 22 Prozent an Kosten einsparen könnten, wenn sie Daten effizienter erfassen, integrieren und standardisieren würden.

Weitere Vorteile der digitalen Erfassung und Nutzung von Daten sehen sie in einer besseren Erfahrung für die Mitarbeiter und einer effizienteren Einhaltung von Vorschriften. 47 Prozent sind zudem der Meinung, dass der Zugriff auf Projektinformationen von der Baustelle aus zu einer höheren Produktivität führt. Digitale Plattformen bieten hier entscheidende Vorteile, da sie Daten in Echtzeit bereitstellen und maximale Transparenz schaffen.

iPad statt Klemmbrett – Digital- und Soft-Skills

Um die Digitalisierung voranzutreiben, müssen die Unternehmen aber auch sicherstellen, dass die Mitarbeitenden über die notwendigen Kompetenzen verfügen, um den sich ständig ändernden Herausforderungen in Projekten gewachsen zu sein. Die Befragten sind zuversichtlich, dass 95 Prozent der Belegschaft in den nächsten zwölf Monaten die notwendigen Qualifikationen erwerben werden. 

Mehr Digitalisierung kann auch dazu beitragen, personelle Herausforderungen zu bewältigen. Denn der Branche mangelt es nicht nur an Fachkräften, sondern aus Sicht der jungen Generation auch an Attraktivität, wie eine deutschlandweite Studie der Bergischen Universität Wuppertal aus dem Jahr 2021 zeigt. Die Digitalisierung bzw. digitale Arbeitsplätze können dazu beitragen, attraktivere Bedingungen für junge Fachkräfte zu schaffen. Neben technischen und kaufmännischen Kompetenzen wird die Branche in den kommenden zwölf Monaten zudem verstärkt auf Soft Skills wie kritisches Denken, Verhandlungsgeschick oder den Aufbau von Netzwerken setzen.

Auch das Thema Unternehmenskultur rückt zunehmend in den Blickpunkt der Entscheidungsträger der Baubranche. Beispielsweise verfolgen laut Studie 46 Prozent der Unternehmen mittlerweile eine Politik der Vielfalt und Inklusion. Ebenfalls 46 Prozent fördern Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und zur Reduzierung von Burnout. Es ist zu erwarten, dass die Bedeutung von Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Vielfalt am Arbeitsplatz weiter zunehmen wird, da die Unternehmen die Bedeutung von Wohlbefinden und Zufriedenheit der Mitarbeiter mehr und mehr erkennen.

Bauwirtschaft will Klimaziele besser umsetzen

Auch bei den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit spiegelt die „How We Build Now“-Studie den aktuellen Stand der Diskussion wider: Die Akteure sind sich der großen Bedeutung des Themas in der sich wandelnden Bauwirtschaft bewusst. Die bessere Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien ist daher eines der wichtigsten Ziele, das die Bauunternehmen in den nächsten zwölf Monaten angehen wollen.

Laut der Studie gaben 83 Prozent der befragten Unternehmen an, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen in den nächsten drei Jahren eine wichtige Herausforderung für sie darstellt. 37 Prozent erfassen bereits die CO2-Emissionen ihrer Projekte, 41 Prozent planen dies für die kommenden zwölf Monate.

Ausblick: Digitalisierung als Grundlage für KI

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Unternehmen der Baubranche mit vielfältigen Herausforderungen wie Wirtschaftlichkeit, Effizienz, Fachkräftemangel und Klimaschutzzielen konfrontiert sind. Viele sehen in der Digitalisierung einen Lösungsansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Es ist daher ratsam, die Transformation der Branche zügig voranzutreiben, da mit Künstlicher Intelligenz (KI) bereits eine neue disruptive Technologie, die auf der Digitalisierung aufbaut, vor der Tür steht.

Procore

www.procore.com

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