„Es ist wichtig, früh die Weichen zu stellen“
Interview mit Michael Hauphoff, Nils Eickhoff und Victoria JochensMichael Hauphoff legt großen Wert auf eine gute Ausbildung. Im Gespräch mit der THIS-Redaktion schildern Hauphoff sowie Junior-Bauleiter Nils Eickhoff und die Auszubildende Victoria Jochens ihre Erfahrungen.
Was macht das Bauunternehmen Hauphoff aus? Und was unterscheidet es von anderen Bauunternehmungen?
Michael Hauphoff: Das müssen eigentlich andere beurteilen. Aber ja, wir sind schon anders. Wir ticken anders. Wir sind innovativer, wir sind digitaler. Und ich bin der Überzeugung, dass wir auch einen etwas anderen Umgang miteinander pflegen.
Das heißt?
Michael Hauphoff: Wir haben vor kurzem unsere Unternehmenswerte ermittelt. Dabei haben uns alle Mitarbeitenden geholfen, denn es war uns wichtig, dass wir unsere Werte aus der breiten Masse ermitteln. Dabei sind Werte wie Lösungsorientiertheit und gegenseitiges Helfen zusammengekommen. Ich habe lange gesagt, dass ich nur mit Menschen zusammenarbeiten will, die mir und dem Unternehmen guttun. Das haben wir mittlerweile ausgeweitet. Wir wollen untereinander nur noch mit Menschen arbeiten, die uns untereinander guttun. Und das ist, gerade in der Baubranche, ein Ansatz, der doch ein bisschen spezieller ist.
Die Zukunft des Unternehmens: Die angehende Maurerin Victoria Jochens, Bauleiter Nils Eickhoff und Geschäftsführer Michael Hauphoff
© Hauphoff
Eine Hauphoff-Besonderheit ist die Junior-Baustelle. Was war die Idee dahinter?
Michael Hauphoff: Die Idee habe ich mir von einem guten Bekannten geklaut, der in Ostdeutschland eine große Friseurkette hat. Er hat sich eine eigene Akademie aufgebaut und nach nur drei Monaten sind die Auszubildenden so weit, dass er sie in eigene Junior-Salons schicken kann. Ich habe seine Idee übernommen und auf die Baubranche angepasst. Wir sind nun bereits bei der vierten Junior-Baustelle angekommen. Und nicht nur unsere Auszubildenden, sondern auch wir lernen dort viel.
Warum ist Ihnen Nachwuchsförderung so wichtig?
Michael Hauphoff: Ich habe selbst eine sehr gute handwerkliche Ausbildung in einem anderen Unternehmen genossen. Mir ist es jetzt als Ausbilder wichtig, früh die Weichen zu stellen. Gerade im Zeitalter des demografischen Wandels müssen wir uns aktiv darum kümmern, dass wir in zehn Jahren noch genauso jung sind, wie wir es jetzt sind. Und dazu brauchen wir nun mal junge Menschen. Wir müssen ausbilden. Immer mehr Facharbeiter verlassen die Baubranche. In den 1990er Jahren waren wir bei etwa 1,4 Millionen Facharbeitern. Mittlerweile sind es weniger als 900.000. Da müssen wir gegensteuern.
Michael Hauphoff ist Geschäftsführer der Bauunternehmung Hauphoff mit Sitz in Verl, 1976 von seinem Vater Josef Hauphoff gegründet. Im Jahr 2021 wurde er als bester Ausbilder im Handwerk ausgezeichnet
© Hauphoff
Sie haben dabei auch einen hohen Anteil an weiblichen Auszubildenden. War das eine bewusste Entscheidung?
Michael Hauphoff: Wir haben nicht bewusst Werbung in diese Richtung gemacht. Es hat sich tatsächlich herumgesprochen, zum Beispiel auch an den Fachhochschulen, dass die Firma Hauphoff da ein guter Anlaufpunkt ist. Schon als wir vor 20 Jahren die erste Anfrage einer Praktikantin hatten, war für uns klar, dass wir sie selbstverständlich annehmen, auch wenn es auf vielen Baustellen noch keine Frauen gab. So hat es sich kontinuierlich weiterentwickelt. Wir haben jedes Jahr mindestens fünf bis sechs Praktikantinnen, von denen einige dann auch bei uns die Ausbildung machen. So bilden wir uns unsere Führungskräfte von morgen selbst aus.
Herr Eickhoff, Sie waren selbst Teil der Junior-Baustelle 2022. Die diesjährige Junior-Baustelle wird nun von Ihnen geleitet. Welche Erfahrungen haben Sie aus Ihrer Ausbildungszeit mitgenommen?
Nils Eickhoff: Eine ganz wichtige Erkenntnis: Es dürfen Fehler gemacht werden. Natürlich muss ein Fehler schnellstmöglich behoben werden, doch man kann dabei eine Menge lernen. Als Auszubildender auf der Junior-Baustelle ist das der ein oder andere handwerkliche Griff. Jetzt, als Bauleiter im Büro, ist das vielleicht eine falsche Bestellung oder eine falsche zeitliche Einschätzung. Um zu lernen und sich weiterzuentwickeln, muss man diese Fehler machen dürfen.
Nils Eickhoff startete 2020 das triale Studium Handwerksmanagement. Nach vier Jahren Ausbildung hat der 22-jährige nun seinen Gesellen, Meister und Bachelor in der Tasche
© Hauphoff
Worauf legen Sie jetzt als Bauleiter besonderen Wert bei der Ausbildung der nachfolgenden Auszubildenden?
Nils Eickhoff: Genau diese Fehlerkultur auch zu vermitteln. Dabei ist mir vor allem eine offene Kommunikation wichtig. Der Frage „Warum ist dieser Fehler passiert?“ widmen wir auf der Junior-Baustelle besonders viel Zeit. Wichtig ist auch die Abstimmung untereinander, zum Beispiel zwischen unserer Polierin Theresa Schiermeier und mir. Wir arbeiten alle Hand in Hand.
Wie unterscheidet sich der Alltag auf der Junior-Baustelle zum Alltag auf einer „normalen“ Baustelle?
Nils Eickhoff: Die Stimmung ist einfach besser! Das mag ein bisschen gemein klingen, doch hier kommen viele junge Leute zusammen, die sich gut verstehen, den gleichen Humor haben. Wir haben hier eine gute Gruppe, die sich auch selbst nicht zu ernst nimmt. Allen ist bewusst, dass sie noch in der Ausbildung sind. So haben sie eine Umgebung erschaffen, in der es in Ordnung ist, auch mal zuzugeben, dass man etwas noch nicht kann und mehr Hilfe braucht. Und das spiegelt sich natürlich in der Stimmung und dem Zusammenhalt in der Gruppe wider.
Warum haben Sie sich damals für das Unternehmen Hauphoff und diesen Karriereweg entschieden?
Nils Eickhoff: Ich wollte beruflich immer etwas mit Häusern machen, daher habe ich mich zunächst für die Immobilienbranche interessiert. Nach einem etwas enttäuschenden Praktikum habe ich mich dann mit dem Thema Bauleitung auseinandergesetzt. Da ich ursprünglich eigentlich gar nicht ins Handwerk wollte, habe ich mich für das triale Studium Handwerksmanagement in Bielefeld entschieden. Das vierjährige Studium ist eine Mischung aus handwerklicher Ausbildung und Bachelor. Meine praktischen Phasen habe ich dann hier bei Hauphoff absolviert.
Frau Jochens, Sie sind als Auszubildende erst seit diesem Sommer bei Hauphoff. Warum möchten Sie Maurerin werden?
Victoria Jochens: Ich bin auf einer Berufsmesse auf den Stand von „Das Handwerk“ gestoßen und habe mich da bezüglich einer handwerklichen Ausbildung informiert. Dort hat man mir direkt die Bauunternehmung Hauphoff als Ausbildungsunternehmen empfohlen. Und da Michael Hauphoff im Jahr 2021 als bester Ausbilder im Handwerk ausgezeichnet wurde und sich dabei auch besonders für die Ausbildung von Frauen stark macht, hatte ich direkt ein gutes Gefühl bei dieser Entscheidung. Und auch die Junior-Baustelle war ein überzeugendes Argument. Hier dürfen junge Auszubildende direkt Verantwortung übernehmen.
Victoria Jochens startete im Sommer 2024 als vierte weibliche Auszubildende die Ausbildung zur Maurerin. Die 19-jährige war in den ersten Wochen ihrer Ausbildung bereits auf der Junior-Baustelle tätig
© Hauphoff
Kurz nach Ausbildungsbeginn direkt auf die Junior-Baustelle – ist das eine Herausforderung?
Victoria Jochens: Die ersten zwei Wochen der Ausbildung war ich auf einer anderen Baustelle. Als wir dann zur Junior-Baustelle gewechselt sind, war der Unterschied schon groß. Auf der Junior-Baustelle dürfen wir eigenverantwortlicher arbeiten, machen viele Arbeitsschritte bereits allein. Dadurch lernt man mehr und mir persönlich macht das eigenständige Arbeiten auch mehr Spaß.
Frauen am Bau sind in der Unterzahl. Merken Sie das in Ihrem Alltag?
Victoria Jochens: Hier bei Hauphoff merke ich es nicht, denn als Frau habe ich die gleichen Aufgaben wie meine männlichen Kollegen. Ich werde nicht als schwächere Arbeitskraft angesehen.
Und außerhalb des Betriebs?
Victoria Jochens: Privat habe ich sehr viel positives Feedback zu meiner Entscheidung, eine handwerkliche Ausbildung zu machen, bekommen. In der Berufsschule merke ich es jedoch: In meiner Klasse ist nur eine andere junge Frau – und sie berichtet leider häufig von Vorurteilen gegenüber Frauen in ihrem Ausbildungsbetrieb. Mit meinen männlichen Mitauszubildenden verstehe ich mich jedoch sehr gut und fühle mich von ihnen auch nicht anders behandelt.
Michael Hauphoff: Dann scheint unsere Arbeit ja Früchte zu tragen. Es freut mich sehr zu hören, dass sich unsere weiblichen Auszubildenden hier so wohlfühlen.
Hauphoff ist ein modernes und innovatives Unternehmen. Können wir mit einer Bewerbung für den Deutschen Baupreis 2026 rechnen?
Michael Hauphoff: Ja, auf jeden Fall. Der Deutsche Baupreis war uns lange gar nicht bekannt. Nachdem wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, ist ganz klar: Unsere Bewerbung wird kommen.