Im Schwarzwald auf der Feldfabrik
Neue Eisenbahnüberführungen mit Logo.3 geschaltB+H Bau erneuert für die Deutsche Bahn zwei Eisenbahnüberführungen in Steinach. Die Schalplanung und Wandschalung stammen von Paschal. Um den richtigen Zeitpunkt zum Ausschalen zu berechnen, kam Paschal Maturix zum Einsatz.
Statt Ostereiersuchen war für die Mitarbeitenden der B+H Bau dieses Frühjahr eine Art Legospiel im XXL-Format angesagt. Einsatzort für sie war Steinach im Schwarzwald: Zwei in die Jahre gekommene Bahnüberführungen an der Kirchstraße und an der Sarach wurden abgerissen und die neuen, in Fertigteilbauweise erstellten Brücken eingeschoben. Nach zwölf Tagen Vollsperrung wurden Anfang April die Gleise wieder freigegeben und die badische Schwarzwaldbahn konnte ungehindert durch Steinach fahren und Reisende von Karlsruhe über Offenburg nach Villingen-Schwenningen und weiter bis nach Konstanz am Bodensee bringen. Am 25. März 2024 waren die Bahnüberführungen Kirchstraße und Sarach gesperrt worden, um die Gleise zu entfernen und die Bestandsbauwerke abzubrechen. Unweit der alten Brücken liefen seit Januar die Bauarbeiten für die neuen Brücken. Die Rahmenbauwerke wurden in Fertigteilbauweise von der Firma B+H Bau aus Drolshagen in Nordrhein-Westfalen erstellt. Die Firma ist ausschließlich für die Deutsche Bahn tätig und hatte im Herbst 2023 den Auftrag erhalten, die beiden Bahnbrücken, die 1909 und 1910 gebaut worden waren, neu zu errichten. Das Auftragsvolumen der B+H für die Erneuerung der beiden Überführungen lag bei etwa 5,5 Millionen Euro.
Über Ostern kam dann schweres Gerät zum Einsatz. Die Fertigteile wurden einzeln mit einem 500-Tonnen-Mobilkran auf ein so genanntes SPMT-Fahrzeug verladen – die Abkürzung steht für Self-Propelled Modular Transporter; mit diesem Modulfahrzeug mit eigenem Antrieb wurden die Fertigteile von der Feldfabrik an den alten Brückenstandort transportiert. An der Sarach im Süden von Steinach stand ein 600-Tonnen-Raupenkran bereit, der drei Fertigteile einhob. Gut zwei Kilometer Meter weit entfernt in der Ortsmitte von Steinach zeigt sich ein ähnliches Schauspiel: Ein 650-Tonnen-Mobilkran hob fünf einzelne Brückenteile ein; die Mitarbeiter von B+H setzten sie anschließend in Kontaktbauweise zusammen. „Die einzelnen Teile der neuen Brücke wiegen ungefähr jeweils 100 Tonnen. Solche großen Teile können Sie nicht in der Halle produzieren und hierher transportieren. Daher wurden uns von der Deutschen Bahn Freiflächen in der Nähe zugewiesen, wo wir die Halbrahmenbauwerke mit integrierten gleis-parallelen Flügelwänden komplett in einer Feldfabrik vorgefertigt haben“, erläutert Marc Weißgräber, Technischer Leiter bei B+H Bau und gleichzeitig Projektleiter.
Fertigbauteile werden in der Feldfabrik geschalt
Die Feldfabriken befanden sich etwa 100 Meter von der Kirchstraße und circa 30 Meter von der Überführung in Sarach entfernt. Die Bauarbeiten starteten Mitte Januar und die zwei Brücken wurden innerhalb von zwei Monaten gebaut. Am 20. März erfolgte die letzte Betonage.
Vor drei Jahren hatte B+H Bau bei einem Projekt in Hausach, das zehn Kilometer entfernt von Steinach liegt, eine Schalungslösung von Paschal im Einsatz. Wenn ein Projekt im Schwarzwald durchgeführt wird oder wie in diesem Fall direkt in Steinach, am Hauptsitz von Paschal, liegt es für die Baufirma nahe, sich zwecks Angebots an den badischen Schalungshersteller zu wenden. Der Technische Leiter war sehr zufrieden mit der präzisen Planung und Schalungsvorbereitung. Nur so konnte die Arbeit auf der Baustelle so reibungslos und schnell vonstattengehen. „Wir sind im Oktober auf Paschal zugegangen, ich war zweimal vor Ort, um die Schalpläne durchzugehen und vor Weihnachten hatte ich die komplette Schalplanung auf dem Tisch“, erinnert sich Weißgräber.
Schaltakte exakt planen spart Zeit auf der Baustelle
Es gab im Wesentlichen zwei Herausforderungen bei dem Projekt Eisenbahnunterführung Steinach. Laut Weißgräber war eine Herausforderung die Tatsache, dass die neue Brücke über die Kirchstraße die Gleise nicht rechtwinklig kreuzt, sondern etwa 70 Grad schief zur Gleisachse gebaut war. „Das Bauwerk ähnelt daher ein wenig einem Parallelogramm“, sagt Weißgräber. Auch der anspruchsvolle Zeitplan konnte nur mit einer exakten Planung realisiert werden. „Wir hatten insgesamt 13 Fertigteile in acht Wochen zu errichten. Das leichteste Fertigteil wog 40 Tonnen und das schwerste wog 120 Tonnen. Das mit möglichst wenig Schalung und Aufwand herzustellen, war schon nicht ganz einfach“, resümiert der B+H-Projektleiter. Umso wichtiger ist es, die Reihenfolge der Takte exakt im Vorfeld zu planen. Der komplette Arbeitsablauf – fünf Takte für die Überführung an der Kirchstraße, drei Takte für die an der Sarach – wurde von Sergej Winter, Projektleiter seitens Paschal, geplant; Ingolf Fischer, Leiter Schaltechnik, führte die statischen Berechnungen für die Traggerüste durch. Zum Einsatz kam die Logo.3-Wandschalung; für das 60 Zentimeter hohe Fundament kamen ein Meter hohe Schalelemente zum Einsatz – die Schalung für die Wände war 5,5 Meter hoch.
Die neue Brücke an der Kirchstraße besteht aus fünf Fertigbauteilen. „Nachdem wir die Fundamentierung geschalt hatten, haben wir den Innerkern, durch den die Autos durchfahren, – also die Wand mit dem Überbau und dem Deckenbereich – jeweils in ‚einem Guss‘ hergestellt“, erzählt Weißgräber. Die Fundamentschalfläche war jeweils 80 Quadratmeter groß, die Wandschalung für das Rahmenbauwerk an der Kirchstraße betrug 300 Quadratmeter, an der Sarach 110 Quadratmeter. Hinzu kamen jeweils 70 Quadratmeter Deckenschalung, bei der das Traggerüst TG 60 von Paschal zum Einsatz kam.
In Abbildung 1 sind die grünen Rohre gut zu sehen, die aus dem Fundament herausragen. „Wenn das Bauteil eingeschoben wird, steht es auf einem 300 Millimeter hohen Stahlträger; dann bringen wir durch diese grünen Rohre den Beton ein, damit das Bauwerk auch satt auf dem Untergrund steht“, erläutert Marc Weißgräber.
Sonde statt Probewürfel: Mit Paschal Maturix die Betonfestigkeit messen
Für das Bauprojekt in Steinach wurde erstmals von B+H Bau die Temperatur des Betons mit Hilfe der Lösung Paschal Maturix gemessen. Das Gerät misst die Festigkeitsentwicklung des Betons mittels einer Sonde, die im Beton einbetoniert wird. Ein Messgerät zeigt dem Polier am Monitor oder Laptop an, ob der Beton schon fest genug ist, um auszuschalen. „Mithilfe von Paschal Maturix ist es möglich, zwei bis drei Tage früher auszuschalen und man spart sich die Herstellung eines Probewürfels, was ja auch immer ein Kostenfaktor ist. Der Einsatz des Messgeräts war hier sehr vorteilhaft, da die Bauzeit knapp bemessen war“, konstatiert der Technische Leiter von B+H Bau.
Bei der herkömmlichen Vorgehensweise die Betonfestigkeit festzustellen, wird ein Probewürfel mit einer Kantlänge von 20 Zentimeter hergestellt. Dieser so genannte Frühfestigkeitswürfel lagert am Bauwerk in derselben Temperaturumgebung und wird nach drei Tagen ins Betonlabor gebracht. „Dort wird der Würfel mit der Presse zerdrückt. Bricht er erst bei 45 Newtonmillimetern pro Quadratmillimeter, wissen wir, jetzt können wir ausschalen“, erläutert Weißgräber. Sein Fazit des Testbetriebs von Paschal Maturix ist positiv: „Es geht deutlich billiger und einfacher, wenn man dieses Gerät einsetzen kann.“
Gleise verlegt, der Schienenverkehr fließt. Was nun?
Mit der Präzisionsarbeit über die Osterfeiertage bis zur Freigabe der Gleise für die Schwarzwaldbahn Anfang April war die Arbeit für die Mitarbeitenden von B+H Bau noch nicht zu Ende. Zu Spitzenzeiten waren 22 Mitarbeitende vor Ort in Steinach. Ein Teil von ihnen war noch bis Ende Juli auf den zwei Baustellen tätig. Was auf der Todo-Liste stand: Abbruch- und Aushubmaterial entsorgen, Verblendmauerwerk für die Überführung errichten, ein Geländer montieren, diverse Leitungen neu verlegen. Zum Schluss kam ein Subunternehmer für den Landschaftsbau und pflanzte Hecken und Bäume, „so dass alles wieder ordentlich aussieht“. Weißgräber ist zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Paschal und bereitet schon das nächste Projekt vor im Schwarzwald vor: „Im Anschluss an das Steinach-Projekt schalen wir mit der Wand-Schalung Logo.3 ein Projekt in Breitnau bei Freiburg.“
Nach Fertigstellen der Stahlbetonrundkonstruktionen ist auch Bauleiter Detlef Lenschow hoch zufrieden, was die Ausführungszeit und die Ausführungsqualität betreffen. Im Gespräch hebt er hervor, dass die Maßgenauigkeit, Robustheit sowie die einfache Handhabung der TTK signifikant dazu beigetragen haben.
Die nächsten drei Bauphasen im Blick
Die anschließenden Bauphasen werden wie bisher von Johannes Werth von der HSB Schalung fortlaufend betreut. Manuel La Greca, Polier der OBG Tiefbau ist sich sicher: „Auch die nächsten Schalungsaufgaben, diesmal mit dem Wandschalungssystem Logo.3, werden genauso reibungslos und zügig verlaufen wie die Ausführungen der ersten Bauphase.“