Sicherheit für Amphibien
UHPC-Beton für Amphibienschutz auf BundesgartenschauUm Amphibien eine gefahrlose Querung eines Radweges zu ermöglichen, wurden zahlreiche Amphibientunnel angelegt. Hierbei setzten die Planer auf ein spezielles System aus dem Betonwerk Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG aus Kißlegg.
Die Radschnellverbindung „RS 15“ verläuft am westlichen Rand der Feudenheimer Au und des Spinelli-Geländes. Auf einer Länge von 400 Metern wurden 9 Amphibientunnel angelegt.
© Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Wo einst militärisches Gerät lagerte, eröffnete am 14. April 2023 die Bundesgartenschau in Mannheim: Der Schwerpunkt der Gartenschau liegt auf dem Gelände der ehemaligen Spinelli-Kaserne, aber eine Seilbahn wird die Besucher auch in den innerstädtischen Luisenpark schweben lassen. Geplant ist ein buntes Programm mit etwa 5.000 Veranstaltungen. Rund 2 Millionen Besucher werden bis Anfang Oktober erwartet. Die BUGA ist als Experimentierfeld, Blumenschau und Sommerfest konzipiert. Mit dem ‚Impulsgeber‘ BUGA 23 hat die Stadt Mannheim auch den Grundstein für die Realisierung des großen ‚Grünzugs Nordost‘ gelegt. Dieser verbindet rund 230 Hektar Grünflächen bis in die Mannheimer Innenstadt miteinander. Mehr als 62 Hektar Fläche auf dem ehemaligen Kasernengelände „Spinelli-Barracks“ wurden entsiegelt und zur BUGA neugestaltet. In diesem Zuge wurde auch ein Teilstück der Radschnellverbindung „RS 15“ fertiggestellt. Die Strecke verläuft am westlichen Rand der Feudenheimer Au und des Spinelli-Geländes und verbindet die Stadtteile Vogelstang, Käfertal und Feudenheim mit der Kernstadt von Mannheim.
Durch die Konversion und die Verbindung der bisher getrennten Grünräume soll der regionale Biotopverbund zwischen dem Neckarufer, der Feudenheimer Au und dem Hochgestade gestärkt werden. Bei der Feudenheimer Au handelte es sich bisher um eine offene Feld- und Parklandschaft, die hauptsächlich von Kleingärtnern, Landwirten und Spaziergängern genutzt wurde. Im Zuge der BUGA-Planung wurde entschieden, auf dem Areal einen ca. 4.300 m² großen abgedichteten Auweiher als ein naturnahes Gewässer mit Ufervegetation anzulegen, mit einem Gewässerlauf vom Regenerationsbereich zum Au-Gewässer. Hierdurch soll die ökologische Vielfalt gesteigert und Insekten, Fischen, Amphibien und Fledermäusen ein neuer Lebensraum geboten werden.
665 Meter Leitsteine mit glatter und nichtsaugender Oberfläche
Die sehr glatte und nichtsaugende Oberfläche der Leitsteine motiviert die Amphibien innerhalb der Leiteinrichtung zu wandern.
© Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Bauleiter Nils Schumacher von der August Fichter GmbH aus Raunheim erläutert die Konsequenzen: „Weil sich hier über kurz oder lang Amphibien ansiedeln werden, wurde vorgeschrieben, dass der angrenzende Radweg auf einer Länge von 400 Metern mit 9 Amphibientunneln auszustatten ist. Gefordert war ein spezielles Leitsteinsystem mit beschatteter Lauffläche und hoher Schutzwirkung für jegliche Amphibien.“ Die Entscheidung fiel auf das molch- und laubfroschtaugliche Amphibien-Leitsteinsystem „Amphi-Pro“ vom Betonwerk Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG aus Kißlegg. Verbaut wurden 665 Meter Leitsteine mit einer Regellänge von 5 Meter. Die 9 Durchlässe haben eine Breite von jeweils 12 Meter. Nils Schumacher erläutert die Maßnahme: „Die Leitsteine wurden in die Straßenböschung eingebunden und sollen die Amphibien zu lückenlos angeschlossenen Kleintierdurchlässen leiten, die den Tieren einen sicheren Weg auf die andere Straßenseite gewähren. Der Vorteil des aus Hochleistungsbeton (UHPC) hergestellten Systems: Die sehr glatte und nichtsaugende Oberfläche der Leitsteine motiviert die Amphibien innerhalb der Leiteinrichtung zu wandern. Eine weiche Kantenausbildung der Leitsteine gepaart mit einer breiten Laufebene und einem leichten Abwärtsgefälle gewährleisten eine zügige Wanderung zum nächsten Durchlasselement.“
Portalelemente passend zu Leitsteinen
Eine weiche Kantenausbildung der Leitsteine gepaart mit einer breiten Laufebene und einem leichten Abwärtsgefälle gewährleisten eine zügige Wanderung zum nächsten Durchlasselement.
© Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG
Geschäftsführender Gesellschafter Jörg Rinninger zu den Besonderheiten des Projektes: „Die Leitsteine verfügen über eine gebogene Wand mit einem doppelten Übersteigschutz. Die Herausforderung bestand darin, sämtliche Portalelemente in gleicher Leitsteingeometrie passend zu den Leitsteinen zu fertigen. Die Durchlasselemente weisen aufgrund der Einbausituation eine geringe Überdeckung bei gleichzeitig hoher Verkehrslast auf. Im Normalfall hätte man für die Gründung Ortbetonfundamente herstellen müssen. Auf unseren Vorschlag hin, wurden die Durchlässe aus Hochleistungsbeton C60/75 mit integriertem Fundament ausgeführt. Dies vereinfachte den Einbau und verkürzte erheblich die Bauzeit.“
Auch Nils Schumacher zeigt sich zufrieden: „Die Zusammenarbeit mit dem Hause Rinninger hat sehr gut und unkompliziert funktioniert. Auch bei technischen Rückfragen seitens der Naturschutzbehörde unterstützte uns das Betonwerk professionell. Insbesondere logistisch war das Projekt eine Meisterleistung, da wir in relativ kurzer Zeit sehr viele Bauteile auf der Baustelle benötigten. Nach der BUGA wird das Areal zu einem öffentlichen Naherholungsgebiet. Dank einer „gefahrlosen“ Umgebung der Feudenheimer Au wurden gute Voraussetzungen für eine Ansiedlung zahlreicher Amphibien geschaffen.