Aufträge für den
Mittelstand
Knapp zwei Drittel der heute 65- bis 85-Jährigen wollen, laut Generali Altersstudie 2013, solange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben, wenn nötig mit Unterstützung eines Pflegedienstes.
Die Studie „Wohnen 65plus“ des Pestel-Instituts zeigt auf, dass bundesweit etwa 2,5 Millionen barrierefreie Wohnungen für ambulante Pflege benötigt werden. Die Dringlichkeit der Aufgabe verdeutlicht ein Kostenvergleich: Umbaumaßnahmen zu einer barrierearmen Wohnung, um ambulante Versorgung zu ermöglichen, kosten einmalig im Durchschnitt 15 600 Euro. Stationäre Pflege dagegen bedeutet einen Mehraufwand von mindestens 7 200 Euro pro Jahr gegenüber der Betreuung zu Hause. Bauen nach Wünschen der Senioren
Service-Wohnpark
Den dringend benötigten altersgerechten Wohnraum finden Senioren im oberfränkischen Coburg im Service-Wohnpark „Am Hahnfluss“ – einem Gemeinschaftsprojekt des Auftraggebers Raab Wohnbau GmbH, des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), des ausführenden Betriebes Raab Baugesellschaft und des Architekturbüros J. C. Schlund. Auf fast 6 000 m² Netto-Grundrissfläche nach DIN 277 entstehen 120 altersgerechte Eigentumswohnungen – von der 49 m² großen Zwei-Zimmer-Wohnung bis zu drei Zimmern auf geräumigen 117 m² mit Gästezimmer, Balkon und einer weitläufigen Dachterrasse. Der Nachfrage entsprechend bietet das Gebäude Wohnungen für alle Budgets, jede mit einem Freisitz. Viele Ältere schätzen kleine Wohnungen, die einfacher zu unterhalten sind. Ein weiteres Plus sind verschiedene Dienstleistungen, die der ASB anbietet: medizinische Beratung, Notfallservice, Aufbewahrung von Ersatzschlüsseln, die Organisation von Veranstaltungen und Ausflügen. Motivation war, Senioren selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und zu unterstützen, wo es nötig ist. Ob Serviceangebote, kleine Hilfestellungen oder spätere medizinische Pflege bis zur Stufe 3 – die Bewohner können in ihrer vertrauten Umgebung alt werden. Etwa 40 Prozent der Käufer nutzen die Wohnung selbst, andere sorgen mit Eigentum für das Alter vor. Mit marktgerechter Kaltmiete von sieben Euro pro Quadratmeter stellen die Projektentwickler sicher, dass ein Teil der Wohnungen sozial nachhaltig zu günstigen Preisen vermietet wird.
Wirtschaftlicher und ökologischer Wandbaustoff
Nachhaltigkeit in jeder Beziehung ist Bauunternehmerin
Gisela Raab besonders wichtig. Das spiegelt sich in der Wahl der Baustoffe, im energetischen Konzept und in der Funktionalität des Gebäudes. Um hochwertig und dennoch wirtschaftlich zu bauen, ließ Gisela Raab im Rahmen der Planung verschiedene Wandaufbauten vergleichen: „Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus eines Produktes, spricht vieles für eine monolithische Wand aus verfüllten Poroton-Ziegeln. Vor- und Rücksprünge an der Fassade lassen sich mit massiven Wandbaustoffen einfacher und wirtschaftlicher gestalten, auch die Lebenszykluskosten sind geringer. Bei künstlicher Dämmung hätten wir die Laubengänge wegen des Brandschutzes aufwendig mit Mineralwolle dämmen müssen. Da sich die Anlage mitten im Grünen an einem kleinen Fluss befindet, wäre so voraussichtlich ein unangenehme und sichtbare Veralgung ein zusätzliches Problem geworden.“ So entschied sich die Bauunternehmerin für den hochwärmedämmenden verfüllten Poroton-S10-MW mit umweltverträglichem Solarputz, der ohne Biozide auskommt. Der mineralwolleverfüllte Wandbildner wurde speziell für den mehrgeschossigen Wohnungsbau entwickelt und verbindet beste statische Eigenschaften mit sehr guter Schall- und Wärmedämmung. Ziegel und Füllung sind nachweislich wohngesund und gleichen die Feuchtigkeit zwischen Innen und Außen aus. Im Sommer schützen die Wandbildner vor Überhitzung der Innenräume, die Senioren oft Probleme bereitet. Um das Bedürfnis der Bewohner nach ruhigem Wohnen zu erfüllen, wurden für die Wohnungstrennwände Poroton-Planfüllziegel (PFZ-T) verwendet. Die schlanken, nur 24 Zenti-
meter starken Schallschutzfüllziegel erreichen problemlos den gewünschten Schallschutz im hoch verdichteten Wohnungsbau.
Pilotprojekt für nachhaltiges Bauen
Dank des durchdachten Konzeptes wurde das Bauvorhaben sogar als Pilotprojekt für ein neues Nachhaltigkeitszertifikat ausgewählt. Bisher übliche Zertifikate sind eher auf den Objektbau ausgelegt, wie Büros, Hotels oder öffentliche Gebäude. Die Zertifizierung Bau GmbH, eine Organisation des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, verfeinert mit ihrem Angebot die Betrachtung um Aspekte wie wirtschaftliche Energieeinsparung, Lebenszyklen der verwendeten Baustoffe und Qualität der handwerklichen Ausführung. Dieses Angebot richtet sich speziell an mittelständische Bauunternehmen wie die Raab Wohnbau GmbH, die für den nachhaltigen Wohnpark „Am Hahnfluss“ mit Silber ausgezeichnet wurde. Gisela Raab nahm dafür nur kleine Umplanungen im ursprünglichen Konzept vor, da viele Anforderungen des Zertifikats einhergehen mit ihrem Verständnis von nachhaltigem Bauen. Beispielsweise der Verzicht auf künstliche Dämmung, die nach wenigen Jahrzehnten als Sondermüll entsorgt werden muss. Dank der Kombination des hochwärmedämmenden Wandbaustoffs mit kontrollierter Be- und Entlüftung sowie einem Blockheizkraftwerk, das umweltfreundlich Wärme und Strom erzeugt, erreichen die Gebäude KfW-Effizienzhaus-Standard 70.
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Gisela Raab: „Um Eigenständigkeit zu bewahren, muss eine Wohnanlage funktional auf Senioren abgestimmt sein, aber sie darf keinesfalls aussehen wie ein anonymes Altenheim mit Krankenhaus-Ambiente. Ein Wohnkomplex zum Wohlfühlen war die Vision des ASB, der sich dafür vertrauensvoll an uns wandte. Der Ruf, uns für ökologisches und soziales Bauen zu engagieren, eilte uns voraus. Die Größe des Projekts – die Investitionssumme beträgt 20 Millionen Euro – war eine große Herausforderung. Die Kompetenz der Beteiligten, das Architekturbüro J. C. Schlund, das Architekturbüro Bär Kühhorn für die Werkplanung und der ASB – alle erfahren in Planung und Betrieb solcher Immobilien – hat uns schließlich überzeugt, die Raab Wohnbau mit Sitz in Ebensfeld zu gründen. Das zeigt, wie wichtig Vertrauen in die Partner ist und spricht für Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region. Wir ziehen daraus nicht nur wirtschaftlichen Gewinn, sondern wertvolle Erfahrungen für die Planung und Umsetzung sowie das gute Gewissen, Senioren ein angenehmes Umfeld zu schaffen.“