Kleine Lösung für große Aufgabe
Die sächsische Kleinstadt Frankenberg, im Erzgebirgsvorland gelegen, teilt das Schicksal unzähliger kleinerer Kommunen in den neuen Bundesländern: Leistungsträger und junge Leute wandern ab in die großen Ballungszentren. Doch vor allem die Älteren, die hier ihr ganzes Leben verbracht haben, bleiben gern.
Wohngemeinschaft für Senioren
Darauf haben sich die Betreiber des Pflegeheims „Am Rittergut“, Christine Zwinscher und Heidrun Ludwig, eingestellt, als sie die Idee für eine Senioren-WG entwickelten – auch wenn dieser Begriff bei den Bewohnern kaum Verwendung findet. Auf einem Eckgrundstück gegenüber der Pflegeeinrichtung wurde vor wenigen Wochen ein Wohnhaus speziell für ältere Frankenberger eröffnet. Das Objekt bietet zwölf Parteien jeweils eine kleine Wohnung mit barrierefreiem Duschbad und auf Wunsch mit Pantry. Darüber hinaus erwerben die Mieter Nutzungsrechte an den Gemeinschaftsflächen wie dem Aufenthaltsraum mit Teeküche. Ein seniorengerechtes Bad mit Spezialwanne wird von den Bewohnern gern angenommen.
Kerngedanke ist, dass alle selbstbestimmt über ihr Lebensumfeld entscheiden. Beispielsweise, ob Service wie Reinigung, Mittagessen oder Wäscheversorgung in Anspruch genommen werden und Haustiere wie Pudelhund Bastl im Haus leben dürfen. Grundleistungen der Betreuung können einer häuslichen Krankenpflege übertragen werden. Über eine Pauschale werden kleine Hilfestellungen, hauswirtschaftliche Verrichtungen bei den Mahlzeiten und sonstige Betreuungsmaßnahmen durch eine Pflegekraft rund um die Uhr sichergestellt.
Sinnvoller Neubau
Bei der Planung zog der Investor in Erwägung, ein benachbartes ehemaliges Ferienheim umzubauen. Aufwand, Kosten und Ergebnis standen jedoch in keinem Verhältnis. Gebäude seniorengerecht umzubauen erfordert in aller Regel Grundrissänderungen und damit einen Eingriff in die gesamte Bausubstanz. Als sich die Gelegenheit bot, ein Grundstück auf der anderen Straßenseite zu erwerben, stand der Entschluss für einen Neubau fest. Ein auf die Hanglage und das Areal zugeschnittener Entwurf wurde vom Planer Armin Ludwig erarbeitet. Die Topographie des Grundstückes gestattete es, in Teilbereichen zweigeschossig zu bauen und dort Räume für die Verwaltung und eine Tagesmutter unterzubringen, die den Nachwuchs der Fachkräfte aus der benachbarten Pflegeeinrichtung betreut. Die Bewohner jedoch bewegen sich im Innen- und Außenbereich nur auf einer Ebene, die insgesamt 416 Quadratmeter umfasst.
Das 530 m² große Gebäude wurde als monolithischer Massivbau mit Poroton-Ziegeln von Wienerberger realisiert. Für die Außenwände kam der Poroton-S11-P zum Einsatz. Der mit dem natürlichen Mineral Perlit gefüllte Stein wurde speziell für den Objektbau und mehrgeschossigen Wohnungsbau entwickelt. Er besitzt Dämmstoffqualität und gleichzeitig die Druckfestigkeitsklasse 10 sowie die Rohdichteklasse 0,9. Neue Maßstäbe setzt der Poroton-S11-P mit einem bewerteten Schalldämmmaß von R‘w = 50 dB und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,11 W/(mK) bei nur 36,5 cm Wandstärke.
Effektiver energetischer Standard
Die Wohnungstrennwände bestehen aus einem speziellen Poroton- Planverfüllziegel von Wienerberger mit einer Stärke von 17,5 cm. Alle übrigen Innenwände wurden mit dem Poroton-T12 errichtet. Der porosierte Wandbaustoff sorgt insgesamt für ein gesundes Raumklima, was besonders wichtig ist, wenn die Bewohner der Senioren-WG die meiste Zeit des Tages im Gebäude verbringen. So wird im Sommer beispielsweise Wärme der Raumtemperatur entzogen, in der massiven Wand gespeichert und zeitversetzt nachts wieder abgegeben. Dadurch lässt sich eine Überhitzung der Räume vermeiden. Eine passive Kühlfunktion unterstützt bei der Temperierung im Sommer. In der kalten Jahreszeit garantieren die hochwärmedämmende und wärmebrückenfreie Bauweise sowie der Einbau von zwei Wärmepumpen, die mit Hilfe von vier 96 m tiefen Erdsonden Warmwasserspeicher und Fußbodenheizung versorgen, für moderate Betriebskosten.
Fazit: Die demografische Entwicklung erfordert dringend mehr altersgerechte Lösungen für das Wohnen, die flexible Betreuung zulassen. Ein Neubau bietet dafür beste Voraussetzungen, können sowohl Grundrisse als auch Ausstattung viel individueller angepasst werden. Die Senioren-WG in Frankenberg zeigt, dass auch kleinere Projekte zum Erfolg führen. Sie ermöglichen, dass die Mieter in ihrem regionalen Wohnumfeld selbstbestimmt umziehen und für sich ein besonderes Stück Lebensqualität bewahren. „Mit dem Wandbaustoff Ziegel treffen wir dafür immer eine gute Wahl, ist doch sehr gutes Raumklima garantiert. Gerade Ältere, die sich nicht so viel an der Luft bewegen, brauchen das“, so Planer Armin Ludwig.
Checkliste / Bautafel
Objekt: Seniorenwohnheim Frankenberg, Neubau, Hainichener Str. 13, 09669 Frankenberg
- Baufirma: Wehner Bau, Obere Dorfstr. 93, 09648 Mittweida
- Architekt: Planungs- und Ingenieurbüro für Hochbau Armin Ludwig, Rochlitzer Str. 20a, 09236 Claußnitz
- Bauzeit: Juni – September 2010
Netto-Grundrissfläche nach DIN 277:
- Erdgeschoss: 416 m², 12 Wohneinheiten und Gemeinschaftsräume
- Obergeschoss: 114 m², Verwaltung und Raum für die Tagesmutter
- Überbaute Fläche: 534 m²
- Abmessungen: größte Breiteausdehnung: 22,55 m, größte Längenausdehnung: 31,44 m
Bauweise:
- Konstruktion: überwiegend Massivbauweise aus Poroton-Mauerwerk, von Wienerberger, Stahlbeton, Holz - Außenwände: Objektziegel Poroton-S11-P mit Perlitfüllung, d=36,5 cm - Wohnungstrennwände: Planverfüllziegel von Wienerberger, d=17,5 cm
- Innenwände: Poroton-T12, d=24 cm
- Fassade: 2,0 cm mineralischer Leichtputz mit Kunststofffaser und eingebetteten Gewebe
U-Wert der Außenwand: 0,28 W/m²K
U-Wert der Fenster: 1,20 W/m²K
Dachform/ -neigung: Walmdach 5-10 Grad Dacheindeckung: Bitumenschweißbahn auf Schalung
Rohbau:
Umfang: 385 m² Poroton-Planziegel-S11-P, 320 m² Poroton-Planziegel-T12, 225 m² Planverfüllziegel
Jahresprimärenergiebedarf: 63 kWh/m²a
Transmissionswärmeverlust: 0,38 W/m²K
Haus-/Gebäudetechnik: zwei Sole-Wasser-Wärmepumpen mit Heizung und Kühlung, Fußbodenheizung, Multifunktionsspeicher 1 250 Liter, Wärmemengenzähler, RTL-Anlage für Nassräume, Brandmelde- und Hausalarmanlage, Blitzschutzanlage, Schwesternrufanlage, Sicherheitsbeleuchtung, Telefonanlage mit Datennetz, Antennenanlage
Besonderheiten: Zugang zum Obergeschoss durch Hanganschnitt über Stahlbrücke bzw. durch separaten Zugang vom Erdgeschoss durch Treppenhaus Hangsicherung mit Stützwandelementen, Hangflorsteinen und flacher Bepflanzung