Aus alt mach neu
Historisches Gebäude in Hoyerswerda mit vielfältiger Nutzung zu neuem Leben erweckt
Denkmalschutz und Moderne
Nach einer intensiven Planungsphase durch das Büro Lienig & Baumeister Architekten aus Hoyerswerda wurde Ende 2010 mit der Entkernung, der Sicherung und dem Umbau des unter Denkmalsschutz stehenden Bestandsgebäudes begonnen. Parallel dazu wurde der angrenzende Neubau errichtet. Die Sanierung der Fassade sollte dabei einerseits die heutigen technischen Anforderungen erfüllen, aber auch dem Alter des Gebäudes und den Anforderungen der Denkmalpflege gerecht werden.
Gebäudezustand vor der Sanierung
Die Putzflächen und das teilweise freiliegende Mauerwerk zeigten unter anderem Schäden durch Feuchtigkeit und bauschädliche Salze. Risse im Bestandsputz, die teilweise witterungsbedingte Zerstörung des freiliegenden Mauerwerks und unterschiedliche Mauerwerksarten durch Umbauten rundeten das Gesamtbild ab. Es wurde entschieden, möglichst große Flächen des Altputzes und der Fassadenelemente zu erhalten. Das erfolgte aus denkmalspflegerischen Gesichtspunkten aber auch, um durch das Abschlagen des Bestandsputzes das Mauerwerk nicht weiter zu schädigen.
Der Sanierungsvorschlag sah vor, die fehlenden Putzbereiche mit einem Kalkputz beizuputzen und die gesamte Fassadenfläche anschließend mit einer vollflächigen Gewebespachtelung zu versehen. Die schadhaften Stuckelemente sollten an der Fassade nachgezogen oder überarbeitet, fehlende Elemente wie z.B. das Traufgesims durch eine Neuanfertigung mit Stuckmörtel ergänzt werden. Für den Fassadenoberputz wurde ein feinkörniger Glattputz entsprechend dem vorliegenden Bestand vorgeschlagen, um den Charakter der Fassade zu bewahren. Die Schlussbeschichtung sollte entsprechend den bauzeitlichen Befunden mit einem silikatisch gebundenen Farbsystem erfolgen.
Prüfung des vorhandenen Putzes
Die Prüfung auf Hohlstellen im Bestandsputz erfolgte durch systematisches Abklopfen der Fassade. Für die Abreißproben wurde auf partiell gereinigte Putzflächen ein Klebe- und Armierungsmörtel mit eingebettetem Armierungsgewebe aufgetragen. Nach einer Standzeit von ca. 10 Tagen konnte die Prüfung erfolgen. Dafür wurde im rechten Winkel zur Wand kräftig am Gewebe gezogen. Dieses ließ sich nur mit großer Kraftanstrengung mittig aus der Probe reißen. Da das Bruchbild außerdem in der Armierungsschicht und nicht auf der Altputzfläche entstand, konnte die Putzoberfläche für eine Überarbeitung als tragfähig eingestuft werden.
Spannungsarmes Kalkputzsystem
Das Verputzen des freiliegenden Mauerwerks erfolgte mit einem Kalkputzsystem. Um die teilweise sehr hohen erforderlichen Schichtdicken spannungsarm aufputzen zu können, wurde dafür ein zementfreier, grobkörniger Reinkalkputz eingesetzt. Um die unterschiedliche Saugfähigkeit des Putzgrundes auszugleichen, wurde ein netzförmiger Spritzbewurf aufgetragen.
Reinkalkputz maschinell aufgetragen
Das Auftragen des Reinkalkputzes erfolgte mehrlagig und maschinell in Schichtdicken von bis zu 20 mm unter Einhaltung der erforderlichen Mindeststandzeit von 1 Tag/mm Schichtdicke. Um die Haftung der einzelnen Lagen untereinander sicherzustellen, müssen die Oberflächen jeweils gut untereinander aufgeraut werden.
Die für das historische Gebäude typische Bossenstruktur im Erdgeschoß und die gegliederten Putzspiegel im Obergeschoss wurden ebenfalls mehrlagig im Unterputz mit Reinkalkputz ausgeführt und strukturiert.
Armierungslage mit eingelegtem Gewebe
Auf den erhaltenswerten, tragfähigen Bestandsputz und auf den neu beigeputzen Kalkputzflächen erfolgte das Aufbringen einer vollflächigen Armierungslage mit einem naturweißen, faserverstärkten Leichtarmierungsspachtel und eingelegtem Armierungsgewebe. Dadurch erreicht man einen einheitlich ebenen und gleichmäßig saugfähigen Untergrund für den abschließend aufzubringenden Oberputz und minimiert gleichzeitig das Auftreten von Rissen.
Neue Fenstereinfassungen und Stuckelemente
Parallel zu den Putzarbeiten erfolgte die Sanierung und Erneuerung der profilierten Fenstereinfassungen und Fensterbekrönungen sowie der Gesimse und Stuckornamente. Für das Ziehen der Stuckelemente und für die Ergänzungen bestehender schadhafter Formteile wurden die erforderlichen Formen vom Bestand abgenommen und neue verstellbare Schablonen angefertigt. Dafür wurde das speziell für den Außenbereich entwickelte Stuccoco System eingesetzt. Zur Ausbildung der erforderlichen Stuckkerne bei Lisenen, Profilen und Gesimsen kam der schnellabbindende Grobzugmörtel zum Einsatz. Dieser eignet sich sowohl zum Ziehen am Tisch oder an der Wand. Durch das gute Stehvermögen, seine geringe Schwindneigung, ein leichtes Abziehen sowie seine schnelle Abbindung eignet sich das Material auch zum Vorziehen dickerer Stuckteile.
Finish für die Stuckkerne
Um eine feine, anstrichfähige Oberfläche zu erreichen wurden die Stuckkerne als Finish mit Feinzug überzogen. Durch die feine Kornabstufung bis max. 0,4 mm wird eine glatte, anstrichfähige Beschichtung der Stuckkerne bereits bei der maximalen Auftragsdicke von 2 - 3 mm erreicht.
Einzelne Stuckornamente und Rosetten wurden mit einem speziellen Gießstuckmörtel ausgeführt. Die besonders schnelle Abbindung des Materials ermöglichte bereits nach 1,5 - 2,5 Stunden ein Entfernen der Kautschuk-Gussform. Im Tischzug gefertigte Profile und die gegossenen Ornamente wurden dann vollflächig im Floating-Buttering-Verfahren auf der Fassade verklebt und zusätzlich mechanisch verankert.
Faserverstärkter Oberputz
Zum Erreichen der gewünschten glatten, feinkörnigen Fassadenoberfläche wurde als Oberputz ein naturweißer, faserverstärkter Oberputz eingesetzt. Dieser wurde in einer Schichtdicke von 2-3 mm aufgezogen und nach dem Ansteifen mit einem Moosgummibrett verrieben.
Die abschließende – nach bauzeitlichen Befunden festgelegte – farbliche Gestaltung der Fassadenflächen erfolgte mit einem silikatisch gebundenen Anstrichsystem. Silikatische Farbsysteme sind durch ihre hohe Diffusionsfähigkeit bei gleichzeitiger guter wasserabweisenden Wirkung sowohl für die Verwendung auf zementfreien Spachteln, Kalkputzen und dem Stucksystem optimal geeignet.