Bahnhofshalle unter Überführungen
Ein friesischer Hersteller lieferte die Betonteile für eine
hochmoderne Bahnhofshalle in Amsterdam
Zwischendeck
Das Besondere an der U-Bahn-Station: Sie ist oberirdisch gelegen, in der Mitte des Nieuwe Leeuwarderweg. Hier wurde extra eine Zwischendecke für eine modern gestaltete Bahnhofshalle installiert.
Der neue Bahnhof erhöht die Attraktivität des Gebiets für den Bau von Wohnungen, Büros, Kulturgebäuden und Bildungseinrichtungen. Täglich werden rund 42.500 Fahrgäste hier in die U-Bahn steigen. Für den Stadtteil Nord war der Bau der neuen Nord-Süd-Linie Anlass für die Sanierung des Gebiets.
Verantwortlich für den Bau des Nordbahnhofs ist die Arbeitsgemeinschaft VIA NoordZuidlijn, an der das VolkerWessels-Unternehmen Visser & Smit Bouw sowie Imtech Building Services beteiligt sind. VIA übernimmt den Ausbau der beiden oberirdischen und fünf unterirdischen U-Bahnhöfe sowie die Realisierung des Schienensystems mit allen zugehörigen Einrichtungen, darunter Rolltreppen und Aufzüge, Beleuchtung und viele andere Installationen.
Das inzwischen 110 Jahre alte friesische Bauunternehmen Haitsma Beton liefert für dieses Projekt 52 schmale Ortbetonunterzüge, 35 bis zu 53 Tonnen schwere vorgespannte Balken und sechs Säulen.
Busplattformen
Der Nordbahnhof besteht aus zwei überdachten Bahnsteigen, einem Bahnhofsgebäude, einer Fahrradabstellanlage und zwei Busplattformen. Der U-Bahnhof liegt erhöht auf einer Straßenüberführung auf dem Mittelstreifen des Nieuwe Leeuwarderweg in Höhe der IJdoornlaan. Die Bahnhofshalle wird unter der U-Bahnlinie erbaut und an beiden Seiten von einer Busplattform flankiert.
„An den Säulen der getrennten Überführungen des Leeuwarderweg wurden in etwa 2,5 Metern Höhe bereits Auflagernocken angebracht. Wir müssen jetzt in sehr kurzer Zeit eine neue Geschossdecke unter den Straßenüberführungen und der künftigen Eisenbahnüberführung realisieren. Nicht nur die kurze Bauzeit stellt eine große Herausforderung dar, sondern auch der begrenzte Raum unter den Überführungen“, erklärt Edwin Rieborn, Projektleiter von VIA für die beiden nördlichen Bahnhöfe.
Bahnhofshalle
Die Eingangs- und Ankunftshalle des Bahnhofs liegt im Erdgeschoss. Hier befinden sich auch die Fahrradabstellanlage und Personalräume. Ankommende Fahrgäste gelangen über Rolltreppen oder mit dem Aufzug direkt in die zentrale Halle des Busbahnhofs im ersten Stock.
Die Busplattformen beiderseits der U-Bahn-Haltestelle werden ebenfalls erhöht ausgeführt; sie schließen dann an die zentrale Halle im ersten Stock an. Über Rolltreppen oder mit dem Lift erreichen die Fahrgäste von hier aus das zweite Stockwerk: den U-Bahnhof der Nord-Süd-Linie.
Für die Realisierung der ca. 4.000 m² großen Geschossdecke liefert Haitsma bis zu 53 Tonnen schwere vorgespannte Träger sowie sechs Säulen (Durchmesser 500 mm, Länge 2.500 mm). Auf den Balken werden Stegplatten verlegt. Rieborn: „Die lichte Höhe unter den Unterführungen beträgt etwa 8 Meter. Das reicht nicht aus, um einen Kran einzusetzen. Darum werden die Träger mit Modulfahrzeugen mit eigenem Antrieb (SPMTs) unter die Überführung befördert und dort in Position gebracht.
Buspassage
Zwischen der Bahnhofshalle im ersten Stock und der ebenfalls erhöht angelegten IJdoornlaan, die den Nieuwe Leeuwarderweg und die U-Bahnlinie unweit des Bahnhofs kreuzt, wird eine Buspassage angelegt, die die beiden Busplattformen beiderseits des U-Bahnhofs miteinander verbindet.
Die IJdoornlaan liegt auf derselben Höhe wie der erste Stock der Bahnhofshalle, wodurch der dazwischenliegende Raum für die Buspassage ordentlich abgedeckt werden kann. Hierfür liefert Haitsma Beton 52 schmale Schienenträger. Diese sog. HKO-Träger – Haitsma-Träger für kurze Spannweiten – sind zwischen 6 und 17 Meter lang und haben eine effektive Breite von 1 Meter.
Rieborn: „Die Buspassage ist etwa 14 Meter breit. Darum legen wir mehrere HKO-Träger hinter- und nebeneinander. Auch in diesem Fall machen wir von den Auflagernocken an den Säulen unter den Überführungen Gebrauch. Auf die Nocken werden die Unterzüge gelegt, die ihrerseits die HKO-Träger unterstützen.
Schließlich wird der Raum zwischen den Trägern mit Beton ausgegossen, und später wird darauf noch eine Druckschicht angebracht. Auch bei diesen Montagearbeiten machen wir von SPMTs Gebrauch.“
Zeitdruck
Rieborn zufolge ist die Arbeit unter einer Überführung eine besondere Herausforderung. Aber auch der Zeitdruck spielt eine wichtige Rolle. Der Ausbau des Bahnhofs muss gleich nach den Bauferien beginnen. „Wir haben nur wenige Monate Zeit, den Rohbau des Busbahnhofs fertig zu stellen. Das ist nur mit vorgefertigten Betonelementen möglich. Darüber hinaus übernimmt Haitsma das Engineering der Träger, die den hohen Anforderungen der CUR-100-Richtlinie Klasse 1 B für Sichtbeton genügen müssen. Ich arbeite zum ersten Mal mit Haitsma Beton, aber bis jetzt ist mein Eindruck sehr positiv.“