Braunschweig: Sanierung eines Vorflut-Kanals
Einsatz von lichthärtendem Schlauchlining
Dass Abwasser in großen Rohren die Kläranlage erreicht, ist normal. Dass es eine Kläranlage in groß dimensionierten Leitungen wieder verlässt, ist eher selten. Vor Ostern 2010 wurde nördlich von Braunschweig ein solcher Vorflut-Kanal saniert, der vorgereinigtes Abwasser der Kläranlage Braunschweig in ein Verregnungsgebiet in den Landkreisen Gifhorn und Peine transportiert. Da diese Leitung nur kurz außer Betrieb genommen werden kann, kam es auf sehr schnelle Sanierungs-Durchführung an. Innerhalb von nur neun Arbeitstagen wurden 546 m Kanal bis DN 800 bis DN 1100 durch die Arkil Inpipe GmbH (Hannover) durch lichthärtendes Schlauchlining saniert.
Die Ortschaft Neubrück ist Teil der Gemeinde Wendeburg und liegt inmitten des 2700 ha großen Verregnungsgebietes des Abwasserverbandes Braunschweig. Hier werden unter anderem Energiepflanzen angebaut, deren Wachstum durch das vorgereinigte Abwasser erst ermöglicht wird. Das Wasser gelangt vom Klärwerk über eine 16 km lange Freigefälleleitung DN 1300 bis DN 800 zu vier großen Pumpwerken. Von dort erfolgt die Verteilung in die Fläche.
Dieser Kanal jedoch war durch Verschleiß-bedingte Schäden zum Sanierungsfall geworden. Undichte Muffen, vor allem aber Korrosion sorgten für dringenden Handlungsbedarf. Da der Kanal wegen seiner Bedeutung als Vorflut für die Kläranlage und als strategisch wichtige Komponente des Verregnungs- und Energiekonzeptes nicht lange außer Betrieb genommen werden kann, war seitens des Abwasserverbandes Braunschweig eine kurzfristig realisierbare Sanierungskonzeption gefragt, die außerdem den hydraulischen Querschnitt so gering wie möglich reduzieren sollte. Die Planer entschieden sich für ein Schlauchlining-Verfahren in der lichthärtenden Variante; im Zuge einer beschränkten Ausschreibung bekam schließlich die Arkil Inpipe GmbH, Hannover, mit dem Berolina Liner-System den Zuschlag. Für das lichthärtende Verfahren sprach neben den nachhaltigen Qualitäten des Liners der minimale Aufwand bei der Baustelleneinrichtung und Durchführung. Aufgrund der schwierigen Örtlichkeit mussten die 546 zu sanierenden Kanal-Meter in insgesamt 12 Einzelinstallationen gestückelt werden, die Längen zwischen 13 und 135 Metern hatten.
Beim Berolina Liner-Verfahren wird der in eine lichtdichte Folie eingeschweißte -und daher fast unbegrenzt lagerbare- Liner über ein Förderband in den vorab gereinigten und mit einer Schutzfolie in der Sohle ausgelegten Kanal eingezogen und darin mit Luftdruck formschlüssig aufgestellt. Dabei kommt eine Besonderheit der Arkil-Einbautechnik zum Tragen. Die pneumatische Kalibrierung erfolgt durch eine Klappe im Boden des über dem Schacht stehenden Einsatzfahrzeuges. Auf dem gleichen Wege, also aus dem Fahrzeug heraus über ein Führungsrohr via Fahrzeugboden in den Kanal, erfolgt das Einführen des Lampenzuges, der den aufgestellten Liner durch Beaufschlagung mit einem definierten Quantum UV-Strahlung vollständig aushärtet. Bei kleineren Linern als den in Braunschweig eingebauten kann der Liner selbst durch die Bodenluke eingezogen werden. Daran ist natürlich bei Linern DN 800 von 135 m Länge nicht zu denken. Diese wiegen rund 8 Tonnen und müssen mit einem eigenen Lkw antransportiert werden.
Aushärtung binnen
neun Stunden
Der Lampenzug für die in Neubrück eingesetzten Liner koppelt neun Einheiten von 1000 W Leistung; seine Durchfahrtgeschwindigkeit hängt von Nennweite und Wandstärke des Liners ab. Die Liner im dortigen Vorflutkanal haben eine Einbau-Wandstärke von 12 bzw. 14 mm und werden mit 14 m pro Stunde durchfahren. So härteten auch die über 130 Meter langen Liner binnen neun Stunden einsatzfertig aus. Sie mussten nur noch in den Schächten geöffnet und durch Glasfaserlaminat angebunden werden, bevor die Vorflutleitung wie geplant am Gründonnerstag 2010 wieder in Einsatz gehen konnte.
Zum Erfolg des in seiner Aufgabenstellung eher ungewöhnlichen Projektes an der Braunschweiger Peripherie trugen aber nicht nur das bewährte Schlauchlinersystem und die optimierte Einbautechnik bei. Arkil-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Werner Manske weist in diesem Zusammenhang nachdrücklich darauf hin, dass auf der Baustelle fast ausschließlich Mitarbeiter der „ersten Stunde“ tätig waren. Und das bezieht nicht nur die Arkil Inpipe GmbH, sondern auch ihre Vorgängerunternehmen RS Rohrtechnik und Teerbau Rohrtechnik mit ein. Manske: „Da sind fast ausnahmslos Mitarbeiter am Werk, deren Erfahrung bis in die historische Anfangsphase des Schlauchlining zurück reicht. Die haben die gesamte Entwicklung dieser Technologie erlebt, inzwischen eigenhändig rund 970 km Schlauchliner eingebaut und die Verfahrensentwicklung nicht unerheblich mit geprägt. Solche Kollegen sind natürlich ein absolutes Plus, wenn es darum geht, anspruchsvolle Vorhaben schnell und reibungsfrei zu realisieren.“n