„Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen 2015“
Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) den neuen Informationsband „Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen 2015“ herausgebracht. Im aktuellen Dokumentationsband werden in gewohnter hoher Qualität wieder 10 interessante, gut gestaltete Bauwerke bzw. schwierige Baumaßnahmen, 8 Brücken und 2 Tunnel, präsentiert.
Die ersten beiden Beiträge behandeln den Ersatzneubau der 1953 von Prof. Fritz Leonhardt geplanten Donaubrücke Untermarchtal im Zuge der B 311 bei Munderkingen und der Talbrücke Bergen einer 1937 errichteten Stahlbrücke in der Nähe des Chiemsees im Zuge der A 8, München – Salzburg. Beide Bauwerke wurden wegen erheblicher Schäden und Tragfähigkeitsdefiziten in Seitenlage mit Überbauten aus Spannbetonkastenquerschnitten im Taktschiebeverfahren neu gebaut. Die maximalen Stützweiten betragen etwa 80 m.
Als Brückenneubauten werden die neue Oderbrücke im Zuge der B 243 bei Bad Lauterberg sowie die Trimmbachtalbrücke im Zuge der B 327 bei Kastellaun beschrieben.
Die Oderbrücke, ein Stahlverbundtragwerk, besticht durch ihre Halbbögen mit der aufgeständerten Fahrbahnplatte im Bereich der Oder. Aufgrund schützenswerter Biotope entlang der Oder mussten die 103 m und 77,50 m weit gespannten Felder mit den Halbbögen mittels Pylon im Freivorbau errichtet werden.
Der Überbau der Trimmbachtalbrücke besteht aus einer einstegigen Spannbetonplatte. Bei der Planung wurde besonderer Wert auf angemessene Proportionen der Stützweiten, der Konstruktionshöhe, der Höhe über Tal und der Pfeilerformen gelegt.
Die Ertüchtigung der 245 m langen Brücke Stader Straße im Zuge der A 7 südwestlich von Hamburg und der 1.824 m langen Berliner Brücke im Zuge der A 59 in Duisburg repräsentieren die Beispiele der Nachrechnung und Verstärkung des Brückenbestandes. Waren bei der Brücke Stader Straße die Risse in den Koppelfugen durch externe Spannglieder zu sanieren, mussten bei der Berliner Brücke die unterschiedlichen Überbauten des Brückenzuges aus Spannbeton mit externen Spanngliedern und diejenigen aus Stahl durch eingeschweißte Stahllamellen verstärkt werden.
Im Rahmen des Ausbaues der B 174 bei Chemnitz und im Rahmen der Verlegung der A 4 bei Jena wurde die Errichtung einer Geh-Radwegbrücke bzw. einer Wirtschaftswegbrücke erforderlich.
Das Bauwerk bei Chemnitz wurde als unsymmetrische stählerne Stabbogenbrücke errichtet. Vor dem Hintergrund des markanten Stadteinganges besticht sie durch ihre ungewöhnliche Architektur.
Die vor dem Jagdbergtunnel im Zuge der A 4 errichtete Wirtschaftswegbrücke wurde als semiintegrale Stahlverbundbrücke ausgebildet, deren Mittelstütze sich in Längs- und Querrichtung V-förmig zur Fahrbahnplatte hin aufweitet.
Tunnelprojekte
Die beiden letzten Kapitel behandeln wieder Beispiele aus dem Tunnelbau.
Der Bau des 1.610 m langen Tunnels Neuhof im Zuge der A 66 konnte aufgrund einer parallel verlaufenden Bahnstrecke und des benachbarten Bahnhofes Neuhof nur als Gesamtmaßnahme mit der DB AG erfolgen. Der als offener, zweizelliger Rechteckquerschnitt gebaute Tunnel konnte nur in entsprechenden Teilabschnitten aufgefahren werden. Dabei waren die unterschiedlichen Regelwerke der Straße und der Schiene zu beachten und zahlreiche Details eng unter den Beteiligten abzustimmen.
Die beiden Röhren des etwa 3.070 m langen Jagdbergtunnels im Zuge der A 4 bei Jena wurden im Sprengvortrieb aufgefahren. Dabei waren mehrere Störungszonen zu meistern. Die Sicherung der Röhren erfolgte mit Spritzbeton. Insgesamt 10 Querschläge, die teilweise von Rettungsfahrzeugen befahren werden können, verbinden die beiden Tunnelröhren miteinander. Etwa in Tunnelmitte befindet sich ein Abluftschacht, der durch Aufwärtsbohren aufgefahren wurde.
Mit der Auswahl der Beiträge aus fast allen Bundesländern präsentiert das BMVI erneut gut gestaltete Bauwerke sowie die interessanten, abwechslungsreichen Aufgaben von Bauingenieuren und Architekten in bzw. für die Straßenbauverwaltungen der Länder, der DEGES, den planenden Ingenieurbüros sowie der Bauindustrie. Mit den Beispielen zur Instandsetzung und Verstärkung von Brücken werden die immer häufiger anstehenden anspruchsvollen Aufgaben zur Erhaltung des Brückenbestandes beschrieben.
„Brücken und Tunnel der Bundesfernstraßen 2015 – Dokumentation“
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Ref. Z 32, Hausdruckerei, 2015, 158 S., A 4, kartoniert, mit vierfarbigen Abbildungen und Konstruktionszeichnungen.
Das Heft kann per E-Mail (buergerinfo@bmvi.bund.de) kostenfrei beim Bürgerservice des BMVI angefordert werden.
Dipl.-Ing. Christoph Schmitz