Bundesgartenschau 2011 in Koblenz

Einbau einer wassergebundenen Deckschicht

Der Countdown zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz läuft. Entlang des Rhein- und Moselufers sowie auf der Festung Ehrenbreitstein sind die letzten Bautätigkeiten in vollem Gange. Die erste Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz wappnet sich, um rund zwei Millionen Besuchern das neue Gesicht einer der ältesten Städte Deutschlands zu zeigen.

Eines der vielen Highlights: der Terrassengarten hinter dem Kurfürstlichen Schloss, der bisher nicht der Öffentlichkeit zugänglich war. Grundidee: die Vorlagen des preußischen Gartenbaumeisters Peter Josef Lenné sollen mit modernen Ideen wiederbelebt werden.

Intelligenter Schichtenaufbau für anspruchsvolle Geometrie

Die Firma Walter & Radke GbR Straßenbau aus Steimel erhielt für die Wege durch diesen Terrassengarten den Auftrag, eine wassergebundene Deckschicht einzubauen. Eine solche Deckschicht besteht aus mehrschichtigen mineralischen Korngemischen, sie ist hochfunktionell, wasserdurchlässig und umweltgerecht, denn sie kommt ohne jegliche Bindemittel künstlicher Art wie Zement oder Bitumen aus. Zunächst wurde auf den Baugrund eine Tragschicht aus ortsüblichem Mineralgemisch bzw. Hartgesteinsschotter aufgebracht, eine solche Tragschicht besteht aus Schotter der Körnung2/32 oder 0/32 mit vordefiniertem Feinstkornanteil und einer Schichtstärke je nach Belastung zwischen 15 bis 30 cm. Dann ging es an den Einbau der beiden oberen Schichten: einer dynamischen Schicht aus Sabadyn (0/16) mit einer Stärke von 6 cm nach Verdichtung und als oberster Schicht die Deckschicht aus Sabalith (0/6-0/8) mit einer Stärke von 4 cm nach Verdichtung. Die Firma Walter & Radke GbR Straßenbau entschied sich für den Einbau für den Straßenfertiger Bomag BF 300 mit Kettenantrieb. Aus gutem Grund, denn die Geometrie der insgesamt 3000 qm großen Einbaufläche war sehr unterschiedlich und reichte von sehr breiten Strecken von bis zu 10 Metern bis zu sehr schmalen Nischen und Streifen bis zu 1,90 Metern.

Effektiver Straßenfertiger mit hohem Bedienkomfort

Gefragt waren also Wendigkeit, flexible Bohlenbreite, ein hohes Fassungsvermögen des Kübels sowie eine exzellente Sicht auf die Baustelle und ein ebenes Einbaubild. Die Bohle des Straßenfertigers BF 300 ist eine absolute Innovation in dieser Klasse. Sie bietet Einbaubreiten von 1,70 bis 3,40 m und ist durch zwei Seitenteile von 30 cm auf 4 m erweiterbar. Das Besondere an ihr ist zudem, dass sie bis zu 100 Prozent hydraulisch ausfahrbar ist, ein erheblicher Vorteil für den Bedienkomfort und schnelles Arbeiten auf der Baustelle. Der Kübel des Fertigers BF 300 fasst 4,8m3 Material, eine wirkliche Leistung in dieser Gewichtsklasse, die Kratzerbänder sind einzeln ansteuerbar und reversierbar, wie die Kübelklappen und die Schneckenantriebe. Die Schneckensensoren sind vom Bohlenbedienstand aus fernsteuerbar. Dies sorgt nicht nur für hohen Bedienkomfort sondern ebenso für gleichmäßigen Materialfluss und ebenes Einbaubild. Auch beim Fahrerstand sind Bedienkomfort und Sicherheit auf hohem Standard. Das intuitiv zu verstehende Bedienpult ist drehbar und der Fahrerstand verfügt über das patentierte SideView-System, d.h. der gesamte Fahrerstand ist nach beiden Seiten verschiebbar, um so die beste Sicht auf die Baustelle zu ermöglichen. Für die gesamte Einbauzeit benötigte man mit dem Straßenfertiger Bomag BF 300 nur zwei Tage. Bei solchen Neuanlagen müssen sich wassergebundene Wege vor starken Belastungen erst festigen. Dies geschah durch eine rein statische Verdichtung, d.h. durch vibrationsloses Walzen im erdfeuchten, aber nicht nassen Zustand. Hierdurch wurde eine Grundbindigkeit der Deckschicht erreicht, bevor ein niederschlagsabhängiger Setzungsprozess die Decke vollständig verfestigt.

Durch ein Wechselspiel von Befeuchtung und Abtrocknung strukturiert sich hierbei die Kornzusammensetzung, indem Feinteile aus den oberen Millimetern nach unten transportiert werden und so für die hohe Festigkeit des Deckschichtenmaterials sorgen. Während dieser Setzungsperiode kann eine wassergebundene Wegedecke noch nicht fest und somit noch nicht voll belastbar sein. Sie muss daher schonend behandelt werden. Sie darf möglichst nicht befahren werden, um den noch mehr oder weniger lockeren Deckenbelag nicht zu beschädigen und Nacharbeiten oder Reparaturen zu vermeiden. Im Terrassengarten am Kurfürstlichen Schloss in Koblenz hat die Wegedecke nun noch rund 7 Monate Zeit sich zu verfestigen, bis aus ganz Europa die Besucher kommen werden, nicht nur um die Gärten zu bestaunen, sondern auch Lesungen und musikalische Veranstaltungen zu genießen. Während dieser Monate wird die Festigkeit der Wegedecke und damit ihre Belastbarkeit sukzessive zunehmen, bis das oberflächennahe Grobkorn als bewegliche Rollkorn-Auflage in Erscheinung tritt. Ein Wegebelag hat für die Nutzungsfreigabe eine ausreichende Dichte (DPr ~ 95%) und erforderliche Scherfestigkeit erreicht, wenn sich der schräg aufgesetzte Absatz eines Schuhs maximal 1,5 cm tief in den Belag eindrücken lässt. Sollte der Belag weicher sein, darf er noch nicht zur vollen Nutzung freigegeben werden. Ist er ausreichend verfestigt, ist die Benutzung lediglich während des Frost-Tau-Wechsels und bei extremen Witterungen wie z.B. Starkniederschlägen eingeschränkt – und dass wünscht sich niemand für die Bundesgartenschau 2011. Trotzdem sollte der Zustand der Deckschicht regelmäßig kontrolliert werden.n

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