Das Potenzial der neuen Position
Martin Knoetgen ist seit Mitte 2012 Präsident EMEA bei Doosan Infracore Construction Equipment, zuvor war er zwei Jahre als Vize Präsident EMEA Operations tätig und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im strategischen und operativen Management. Im Interview mit tHIS werden Einblicke in die Strategien von Doosan gewährt.
Das Unternehmen Doosan hat sich in Teilbereichen anders oder neu aufgestellt. Wie stellen sich die Veränderungen für Ihren Bereich dar und wie bewerten Sie die einzelnen Maßnahmen?
Martin Knoetgen: Doosan Infracore setzt sich aus 4 Divisionen zusammen. Davon ist Doosan Infracore Construction Equipment mit zwei Dritteln des Gesamtvolumens der größte Geschäftsbereich. Ich bin bei DICE für die Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika verantwortlich. Darüber hinaus gibt es drei Divisionen, die sich mit dem Bau von Motoren, Hydraulikkomponenten und Werkzeugmaschinen beschäftigen. Diese Organisationsstruktur stellt sicher, dass Doosan aus seiner hohen vertikalen Integration maximale Synergien schöpft und Verbesserungen hinsichtlich Technologie, Qualität, Performance und Kosten an seine Kunden weiterreicht.
Eine Botschaft aus Korea lautet: Technologie ist das Herzstück des Manufacturing-Geschäfts. Was bedeutet das konkret für Ihren Aufgabenbereich?
Martin Knoetgen: Doosan hat sich im Laufe der letzten Jahre sehr zu einem modernen Technologiekonzern gewandelt, der sich stark über seine technologischen Produkte definiert. Das gilt auch für den Bereich Konstruktion. Neben den hohen Ansprüchen an die technische Performance unserer Produkte stehen auch die umwelttechnischen Einflüsse im Fokus unserer Weiterentwicklung. Darüber hinaus berücksichtigen wir beim Thema Design auch die Ansprüche der Fahrer im Hinblick auf die Ergonomie und den Komfort.
Die Bedeutung sich veränderter Marktbedingungen in Deutschland bzw. Europa wird bei Doosan klar erkannt. Welche „Variablen“ die Sie nicht beeinflussen können gibt es und auf welche Veränderungen müssen Sie sich in Zukunft einstellen?
Martin Knoetgen: Für uns zeichnet sich immer stärker ab, dass nicht mehr der reine Verkauf eines Produktes im Vordergrund steht, sondern dass der Schwerpunkt auf der Entwicklung und dem Anbieten von Lösungen liegt. Daher begleiten wir unsere Kunden über den gesamten Produktlebenszyklus.
Die Bedeutung und der Einfluss der Marke werden auch bei den Baumaschinen immer wichtiger. Wie bewerten Sie die Marke Doosan?
Martin Knoetgen: Unter Doosan firmieren so namhafte Marken wie Bobcat, Montabert und Geith, die ihren Namen und ihre herausragende Stellung behalten werden. Die Marke Doosan hat noch Potenzial, ihre Position zu verbessern. Wir arbeiten mit unseren technisch und qualitativ hochwertigen Produkten sowie einem exzellentem Service daran, den Marktwert des Namens Doosan zu steigern.
In Europa gibt es seit mehr als einem Jahrzehnt eine Wachstumskrise. Einige Marktteilnehmer in Deutschland reden von Kurzarbeit in ihren Werken. Wie stellt sich die Branche für Sie nach der Krise 2008 dar?
Martin Knoetgen: Wir haben in dem Zeitraum 2008 bis 2009 starke Einschnitte verzeichnet und registrierten 2010 bis 2011 eine deutliche Erholung des Marktes, die aber nicht von langer Dauer war. Das Kaufklima ist durch Zurückhaltung bei den Investitionen gekennzeichnet. Aktuell sind auch wir nicht von einem Rückgang des Absatzes und der Produktion verschont geblieben. Unsere potenziellen Kunden sind mit ihren Kaufentscheidungen zögerlicher. Wir stellen uns darauf ein, dass die Entwicklung in den nächsten Jahren eine Herausforderung für uns wird. Dabei sehen wir Deutschland und Osteuropa weniger dramatisch als Südeuropa. Trotzdem gehen wir insgesamt von einem moderaten Wachstum aus.
Beobachter erkennen bei den großen Baumaschinenherstellern eine ständig wachsende Spreizung in den Produktlinien. Die Bedeutung der Anbaugeräte wächst. Wieweit werden sich Ihrer Meinung nach die Produkte in den jeweiligen Gattungen weiter nach Gewicht und Ausstattung entwickeln?
Martin Knoetgen: Die Akquisition von Bobcat im Jahr 2007 war ein deutliches Signal, dass sich Doosan möglichst breit aufstellen möchte. Mit dieser Portfolioerweiterung konnten wir unsere Position im Kompaktsegment deutlich verbessern. Bei den Anbaugeräten fällt mir natürlich neben den Bobcat-Produkten die Marke Montabert ein. Durch sie haben wir uns auch im Bereich der Hydraulik-Hämmer klar positioniert. Dieses Know-how möchten wir auch auf die großen Doosan-Maschinen übertragen und auch dort das Angebot an Anbaugeräten deutlich erweitern. Wir beobachten die unterschiedlichsten Trends bei den Anwendungen. Zwar ist der Trendwechsel im klassischen Baggersegment nicht so eindeutig zu verzeichnen, aber in den anderen Klassen, wie etwa Kompaktmaschinen und Radlader, beobachten wir die Entwicklungen der Anwendungen genau.
Heißt das, die Kriegskasse bei Doosan ist voll und es können noch Akquisitionen im Markt durch Doosan kommen?
Martin Knoetgen: Da schließe ich nichts aus, aber wir werden unsere eigenen Entwicklungen stark forcieren und auf organisches Wachstum setzen.
Die Entwicklung der Datenübertragung von der Maschine in Echtzeit ins Baubüro schreitet rasant voran. Welchen technologischen Weg geht Doosan bei der Übermittlung relevanter Maschinendaten bzw. Fahrerdaten?
Martin Knoetgen: Mit diesem Thema beschäftigen wir uns zurzeit aktiv in allen Regionen und Unternehmensbereichen und werden die gewonnenen Erkenntnisse in einer zentralen Strategie für alle relevanten Bereiche umsetzen. Schon jetzt ist abzusehen, dass es sowohl für unsere Kunden als auch für uns bei der Erfassung und Auswertung von Daten eine Reihe von neuen Erkenntnissen geben wird.
Die Partikeldiskussion bleibt in der Baubranche, obwohl nach Aussagen von Fachleuten der weltweite Anteil der schädlichen Emissionen von Baumaschinen ca. 3 % beträgt. Wie gehen Sie mit den steigenden Umweltanforderungen bei Ihren Produkten um?
Martin Knoetgen: Auch wenn es nur drei Prozent sein mögen, ist es unser Anspruch, die schädlichen Emissionen weiter zu reduzieren. Dabei ist es für uns besonders wichtig, dass wir nicht nur die gesetzlichen Auflagen erfüllen, sondern den Verbrauch und die Emissionen in allen Leistungsklassen kontinuierlich reduzieren. Zu diesem Zweck betreiben wir erheblichen Aufwand bei der Entwicklung unserer Antriebskonzepte, was aber auch die Produktkosten erhöht. Doosan verfügt über eine eigene Entwicklung und auch Produktion für Motoren. In Zukunft werden Doosan-Motoren modernster Technologie auch in Bobcat-Maschinen zum Einsatz bringen.
Wie hoch ist der Designanspruch bei Doosan bei der Entwicklung neuer Maschinen und Geräte?
Martin Knoetgen: Bei der Motorenentwicklung kommen wir an einer Vergrößerung des Motorinnenraums nicht herum, trotzdem legen wir Wert auf ein futuristisches Design. An dieser Stelle planen wir vorausschauend und lassen gleichzeitig die hierbei gewonnenen Erkenntnisse auch schon in die aktuellen Modelle einfließen. Insbesondere gilt das auch für den Komfort des Fahrers, die Ergonomie und die Sicht aus der Kabine. Design ist für uns kein Modethema, sondern es gibt handfeste Gründe, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Design ist für uns definitiv ein Verkaufsargument.
Die deutsche Bauwirtschaft entwickelt sich je nach Bausparte sehr unterschiedlich. Wie bewerten Sie die Absatzsituation von Doosan in Deutschland für die kommenden zwei Jahre?
Martin Knoetgen: Wir verzeichnen bei den kleineren Maschinen und Kompaktmaschinen einen stagnierenden Markt. Im Bereich der größeren Maschinen haben wir noch Potenzial, um gegenüber unseren Marktbegleitern eine stärkere Position einzunehmen.
Der Handel hat sich in den letzten Jahren von seiner Bedeutung her für den Bauunternehmer immer weiter entwickelt. Einige Händler verlassen auch bewusst ihre Kernkompetenzen und erweitern ständig die Angebote. Wie bewerten Sie Ihre jetzige Vertriebsstrategie und welche Schritte sind in der Zukunft zu erwarten?
Martin Knoetgen: Wir müssen unsere Marktpräsenz deutlich verstärken. Eine unserer wesentlichen Aufgaben ist es, durch gezielte Marketingmaßnahmen die Wahrnehmung der Marke Doosan zu erhöhen. Für den Vertrieb in Deutschland ist eine zweigleisige Strategie vorgesehen. Wir wollen unsere eigenen Niederlassungen verstärken und gleichzeitig die Kooperationen mit Baumaschinenhändlern weiter ausbauen.
Für viele Bauunternehmer steht die Finanzierung im Mittelpunkt der Beschaffung. Welche Angebote macht Doosan bzw. wird Doosan in der nahen Zukunft anbieten?
Martin Knoetgen: Doosan hat keine eigene Hausbank zur Finanzierung. Wir arbeiten in diesem Bereich eng mit unserer eigenen Division Financial Services zusammen und vermitteln dem Kunden die Angebote unserer Partnerbanken.
Welche Überschrift möchten Sie in unserem Fachmagazin im Jahre 2015 lesen?
Martin Knoetgen: Die Marke Doosan zeigt Größe und hat sich im deutschen Markt als renommierter Anbieter von Baumaschinen fest etabliert.
DICE EMEA mit Hauptsitz in Waterloo (Belgien) ist eine von weltweit vier Regionen von Doosan Infracore Construction Equipment, dem globalen Verbund des Baumaschinengeschäftes von Doosan Infracore. Doosan Infracore ist das Flaggschiff-Unternehmen der Doosan-Gruppe und weltweit führend im Infrastructure Support Business (ISB).
Doosan’s Portfolio an Baumaschinen bietet eine umfassende Bandbreite an schweren Baumaschinen und Maschinen für die mobile Energieversorgung (Doosan), kompakten Baumaschinen (Bobcat) und Anbaugeräten (Doosan, Bobcat, Geith und Montabert).
Doosan Infracore Construction Equipment verfügt in der Region EMEA über sechs Fabriken in fünf Ländern (Belgien, Tschechien, Frankreich, Irland und Norwegen) sowie über drei Logistikzentren (zwei in Belgien und eins in Großbritannien) und beschäftigt ca. 2500 Mitarbeiter in dieser Region.
Vermarktung und Vertrieb der Produkte von DICE wird durch ein Netzwerk von über 300 unabhängigen Händlern in der Region EMEA und durch vier zum Unternehmen gehörende Verkaufsniederlassungen (Frankreich, Deutschland, Südafrika und Großbritannien) gewährleistet.
Neuer Präsident EMEA bei Doosan Infracore Construction Equipment
Martin Knoetgen ist seit dem 1. Juni 2012 neuer Präsident EMEA bei Doosan Infracore Construction Equipment
Martin Knoetgen ist 46 Jahre alt. Bevor er zu Doosan Infracore Construction Equipment kam, war Martin Knoetgen als Präsident und General Manager bei Dalphi Metal, einem Tochterunternehmen der TRW Automotive Holdings Corporation, tätig. Darüber hinaus war er über drei Jahre als Director of Operations in Europa sowie vier Jahre lang als Plant Manager bei TRW beschäftigt.