Deutsche Bauindustrie zur Energiewende
„Die deutsche Bauindustrie unterstützt die Bundesregierung bei der Umsetzung der Energiewende und wird ihre hohe Projektentwicklungs- und Ausführungskompetenz dabei einbringen. Dies erklärte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, zum Auftakt der Veranstaltung „Die Energiewende – Die deutsche Bauindustrie auf dem Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien“ am 28. September 2012 in Berlin.
In Anwesenheit von Bundesumweltminister Peter Altmaier mahnte Bauer, jetzt dringend die notwendigen gesetzlichen Regelungen für den Netzanschluß der Offshore-Windparks und den Ausbau der Netzinfrastruktur an Land auf den Weg zu bringen, ansonsten drohe der Zeitplan zur Energiewende ins Stocken zu geraten.
Bauer ergänzte, dass nach Studien der Deutschen Energieagentur, dena, bis 2020 etwas 4500 Kilometer an Übertragungsleitungen sowie weitere 230.000 Kilometer für regionale Verteilnetze notwendig seien, um die erneuerbaren Energien an den Verbraucher und die Industrie zu bringen. Derzeit würden gerade 100 Kilometer pro Jahr bei den Überlandnetzen erreicht. Bauer: „Wir bieten hierbei unsere Erfahrungen bei der Entwicklung und dem Management großer Projekte an.“
„Der Ausbau der Netze in einem derartig großen Umfang ist ohne Rückhalt in der Bevölkerung nicht zu schaffen“, erklärte Bauer weiter. „Wir müssen einen Weg finden, der breite Akzeptanz findet und wirtschaftlich vertretbar ist. Dazu gehört insbesondere die Erdverkabelung“. Selbst wenn in einem Maximalszenario von rund 4500 Kilometern Ausbau 20 Prozent erdverkabelt würden, wäre der gesamte Ausbau der Höchstspannungsebene für einen durchschnittlichen Haushalt mit Kosten von weniger als 1,50 Euro pro Monat verbunden. Erdverkabelung solle daher für alle Neubaustrecken in sensiblen Gebieten ermöglicht und die Zusatzkosten von der Bundesnetzagentur als umlagefähig anerkannt werden.
Engpässe gebe es aber auch bei den Speichern. Über 100 Terawatt bei der Stromerstellung würden nur 0,04 Terawatt an Speicherkapazität gegenüber stehen. Derzeit stünden nur Pumpspeicherkraftwerke verlässlich zur Verfügung. Jahrelange Genehmigungsverfahren und Vorbehalte in der Bevölkerung würden jedoch den Ausbau blockieren. „Wir brauchen auch für den Ausbau der Speicherkapazitäten eine Gesetzesinitiative, ähnlich wie beim Netzausbau“, forderte Bauer.
„Aber die Energiewende ist ein Projekt, das über den Atomausstieg hinaus noch deutlich mehr Zeit braucht“, so Bauer. „Noch benötigen wir zur Sicherung der Energieversorgung die konventionellen Energien, um die stark volatilen Einspeisemengen aus Wind und Photovoltaik auszugleichen.“ Seine Forderung lautet deshalb: Die Modernisierung der bestehenden konventionellen Kraftwerke voranzubringen und die Vorrangeinspeisung von Sonnen- und Windenergie zu reformieren, damit sich Investitionen in Kraftwerke wieder lohnen würden.