Effizienzhaus Plus: Einfach anders!
Zahlreiche Projekte werden zurzeit im Rahmen des Forschungsprogramms „Effizienzhaus Plus“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wissenschaftlich begleitet, darunter ein neu gebautes Einfamilienhaus in kubischer Architektur.
Das moderne, im Bremer Umland errichtete Haus verfügt nicht wie die meisten Effizienzhäuser Plus über ein Steildach, sondern über ein Flachdach. Alle zu bewertenden Häuser gelten als Leuchtturmprojekte; entsprechend gründlich werden sie untersucht. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Qualität.
Effizienter Entwurf für Ästheten
„Unsere Kunden sind Ästheten. Sie möchten gern energieeffizient bauen und nehmen dafür auch Mehrkosten in Kauf – die Technik soll aber im Hintergrund bleiben und stilvolle Architektur nicht stören“, betont Holger Osterloh, Geschäftsführer von HO Immobilien + Baukonzepte. Der Bauträger errichtet jährlich in Bremen und Umgebung 30 bis 40 Häuser für gehobenes Wohnen. Aus Überzeugung von Energieeffizienz und Werthaltigkeit, Nachhaltigkeit und Qualität keramischer Baustofflösungen sind alle Objekte massiv aus Ziegeln gebaut.
Sichere Planung und Verarbeitung
Eine Säule des Effizienzhaus-Plus-Konzeptes ist der niedrige Heizwärmebedarf. Um das zu erreichen, wurde die hochwärmedämmende einschalige Gebäudehülle aus Poroton-T7-MW in der Stärke 42,5 cm errichtet und mit einem Leichtputz versehen. Der Ziegel Poroton-T7-MW hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,07 W/mK und erreicht in der Wandkonstruktion einen U-Wert von 0,16 W/m²K. Wichtig bei Planung und Ausführung ist heute mehr denn je die Vermeidung von Wärmebrücken. Neben dem passenden Wandbildner kommt es deshalb auf bestimmte konstruktive Details an, die mit Ergänzungsprodukten aus dem Programm der Poroton-Wandlösungen optimiert werden können. Abgestimmt auf den Poroton-T7-MW von Wienerberger wurden die Fenster- und Türlaibungen in jeder Ziegelschicht mit dem Laibungsziegel T7-42,5-LZ-MW ausgebildet. Dank des besonderen Lochbildes können sie bauseits in der Mitte geteilt werden, ohne dass die Füllung beschädigt wird. ⇥
Am Knotenpunkt Außenwand-Decke (Stärke 22 Zentimeter) kam die Poroton-Deckenrandschale 22 (Stärke 21,8 cm) zum Einsatz. Sie ist schlanker als ein Abmauerungsziegel, dadurch kann die Decke tiefer eingebunden werden. Es entsteht ein einheitlicherer Putzgrund, der Risse verhindert. Weiterer Bestandteil der Wandlösungen sind 12,1 cm starke, mit Mineralwolle gefüllte Höhenausgleichsziegel, um am Sturz auszugleichen. Durch den homogenen Wandaufbau werden auch hier Wärmeverluste verhindert.
Während der Bauphase gab Dipl.-Ing. Michael Brückner, Key-Account-Manager bei Wienerberger, wertvolle Tipps zur sicheren und wirtschaftlichen Verarbeitung. Das Anlegen der Mörtelausgleichsschicht ist nicht nur ein großes Thema für die Maßgenauigkeit an sich; dünne, plane Mörtelschichten in jeder Steinreihe vermeiden auch den Verlust von Heizenergie. Es hat sich deshalb bewährt, zu Beginn im geplanten Wandbereich dünn auf der Bodenplatte zu vermörteln und darin eine Sperrschicht einzubetten. Anschließend wird der höchste Punkt der Platte ermittelt, um dort mit dem Anlegen der Ausgleichsschicht zu beginnen. Immer mehr Baufirmen nutzen dafür den Justierboy, eine weitere Ergänzung aus dem Programm der Poroton-Wandlösungen. Mit dem Richtscheit abgezogen, entsteht eine planebene Oberfläche der Mörtelschicht, auf der die erste Ziegelreihe folgt.
Eigenbedarf an Energie gedeckt
Dem Prinzip „form follows function“ entsprechend steckt hier hinter der hochwärmedämmenden Gebäudehülle ein hochmodernes Energiekonzept. Der Jahresprimärenergiebedarf beträgt 46,6 kWh/(m²a), der Endenergiebedarf 17,9 kWh/(m²a) – berechnet nach DIN V 18599.
Die Wärmeversorgung im Bremer Plus-Effizienzhaus basiert auf einer Wärmepumpe und einem 500 l fassenden Warmwasserspeicher. Komfort bieten eine äußerst wirtschaftliche Fußbodenheizung und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die Wärme aus der Abluft nutzt. Mithilfe intelligenter Haustechnik wird der durch Fotovoltaik erzeugte Strom vor Ort genutzt. Überschüssige Energie „betankt“ ein Elektroauto. Der Bauherr schätzt, dass eine Fahrleistung von circa 3 200 km pro Jahr auf diese Weise möglich wird. Alternativ kann die Energie ins öffentliche Netz gespeist werden.
Monitoring bis 2015
Um mehr Erkenntnisse über Plusenergiekonzepte in der Praxis zu gewinnen und das Energiemanagement zu verbessern, führt das Bremer Energie Institut seit Januar 2013 in diesem Gebäude ein Monitoring durch, das auf zwei Jahre ausgelegt ist. Dafür wird der Energieverbrauch einer vierköpfigen Familie simuliert. Mit der Nutzung als Musterhaus möchte Bauunternehmer Osterloh neue Kunden für das Effizienzhaus-Plus-Konzept begeistern. Er will zeigen, wie komfortabel das Gebäude ist und wie anspruchsvolle Architektur stilvoll mit moderner Technik verknüpft wird. Weiteres Anliegen ist, Bauherren in spe Bedenken gegen komplizierte Steuerung der Haustechnik zu nehmen.
„Da es keine allgemein akzeptierte Definition oder Norm für das Plusenergiehaus gibt, erwartet die Fachwelt durch die wissenschaftliche Auswertung Rückschlüsse für mögliche Standards. Wir sind stolz darauf, bei diesem Projekt dabei zu sein, geht es hier doch um Weichenstellungen zum Bauen in der Zukunft. Wir haben das gesamte Ziegelsystem in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Komplette Baustofflösungen, wie wir sie für verschiedene Einsatzbereiche anbieten, ermöglichen bereits heute Gebäude auf dem hohen energetischen Niveau eines Effizienzhauses Plus“, unterstreicht Ralf Schwung, Geschäftsführer bei Wienerberger.
Weitere Informationen …
… findet man unter www.wienerberger.de/das-e4-ziegelhaus. Hier befinden sich neben einer Rubrik zum Effizienzhaus Plus auch weitere Referenzprojekte.⇥
Fotovoltaik: 34 Module, 55 m², Leistung von 8,7 kWp, erwarteter Jahresertrag mehr als 7 000 kWh, separate Wechselrichter zur Einspeisung ins Netz, Eigenverbrauch circa 30 %, Tankstelle für Elektroauto
Wärmepumpe: Sole/Wasser-Wärmepumpe, zwei Bohrungen, jeweils 75 m tief, (COP = 4,23), Heizleistung 5,9 kW
Warmwasserspeicher: 500 l Volumen, zwei Speicherbereiche für Trinkwasser und Niedertemperaturheizung
Lüftungsanlage: Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (maximal 500 m³/h), Rückgewinnungsgrad über 90 %, Steuerung über Feuchtefühler
Gebäudeautomation: Intelligente Gebäudetechnik regelt die LED-Beleuchtung im Haus und steuert Haushaltsgeräte wie Waschmaschine und Geschirrspüler erst an, wenn die Fotovoltaik-Anlage genügend Strom produziert hat.
Elektromobilität: Der erwartete Stromüberschuss von 306 kWh/a entspricht der jährlichen Fahrleistung eines mittleren E-Pkw von 3 200 km.