Einladung zur Entschleunigung

Neuer Bahnhofsvorplatz Hedehusene als städtischer Mittelpunkt

Der Bahnhofsvorplatz der dänischen Gemeinde Hedehusene erfährt derzeit eine Wiederbelebung. Im Rahmen der Modernisierung erinnern Pflasterklinker dabei an die industrielle Vergangenheit der Kleinstadt.

Einst war Hedehusene die Hochburg der dänischen Ziegelindustrie. Diese profitierte vom Bau der ersten Eisenbahnlinie des Landes zwischen Kopenhagen und Roskilde im Jahr 1847, auf welcher der Bahnhof der Stadt als Haltestelle liegt. Rasch entwickelte sich dieser innenstädtische Raum zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt für den Handel und das Handwerk sowie für Reisende. Doch aufgrund der Verschiebungen in der Verkehrsinfrastruktur vom Schienen- zum Straßenverkehr verlor der Bahnhof in den letzten 50 Jahren in der Stadtlandschaft zusehends an Bedeutung. Heute erfährt sein Vorplatz eine Wiederbelebung als Ort, der nicht länger nur ein Durchgangsraum ist, sondern dank einer innovativen Platzgestaltung mittels Zonierungen zum Ankommen und Innehalten einlädt. Die Pflasterklinker aus dem Nottulner Traditionswerk Hagemeister erinnern außerdem an die industrielle Vergangenheit der Kleinstadt. Als eine der wichtigsten Haltestellen auf Dänemarks erster Bahnlinie zwischen Kopenhagen und Roskilde ist der Bahnhof in Hede­husene schon seit den 1850er Jahren Dreh- und Angelpunkt für Handel, Handwerk und Reisende. Besonders die Hedehusener Ziegelindustrie profitierte vom Bau des Schienennetzwerks. Doch mit dem Wachstum von Dienstleistungsunternehmen und dem Anstieg privater Fahrzeuge hat der Bahnhof, wie viele andere, seine prominente Rolle in der Stadtlandschaft verloren, so dass sein Vorplatz zuletzt hauptsächlich als Durchgangsraum genutzt wurde.

 

Wiederbelebung eines Treffpunktes

Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens ist das Zentrum von Hedehusene zerschlagen. Da der Platz der einzige tatsächliche innerstädtische Freiraum ist, lautete der Wunsch der Stadt, den Bahnhof selbst wieder zum Ziel zu machen und den Vorplatz als lebendigen und attraktiven Raum neu zu gestalten.

Das Planungskonzept des beauftragten Architekturbüros Juul | Frost aus Kopenhagen sah vor, das gesamte Bahnhofsgebiet neu zu beleben und die Fläche als Mittelpunkt für Anwohner und Durchreisende zu etablieren. „Wir wollten einen Platz entwickeln, der die Passanten zum Innehalten bewegt“, sagt Architektin Helle Juul. „Er soll in den Menschen den Wunsch hervorrufen, den Zug oder den Bus zu verlassen – das Tempo herauszunehmen, zu entschleunigen und zu pausieren.“

 

Rotes Pflaster verknüpft Geschichte und Gegenwart

Der multifunktionale Platz ist mit einer durchgängigen Oberfläche aus warmem, roten Pflasterklinkern der Hagemeister Sortierung „Friesland“ gestaltet. Von rotblaubunten Tönen über grau-silbrige bis hin zu weinroten Nuancen changierend, nimmt er Bezug auf die Materialität der Bahnhofsgebäude in klassisch-dänischer Backsteinarchitektur und schlägt gleichzeitig eine Brücke zur Geschichte der Stadt. „Dank der homogenen, roten Pflasterung haben wir einen Raum entwickelt, der die Grundlage existierender Gebäude aufgreift und das kulturelle Erbe von Hedehusene als ehemalige Hochburg der dänischen Ziegelproduktion mit seiner Materialität feiert”, erklärt die Architektin.

Durch unterschiedliche Verbände bei der Verlegung des Klinkers haben die Planer übergreifende Zonen mit verschiedenen Funktionen entwickelt, die individuell oder im Gesamten auch für größere Veranstaltungen genutzt werden können. Mit Sitzgelegenheiten, einer Amphitreppe, einem Wasserspiel und liebevoller Bepflanzung sind einzelne Räume entstanden, die die Kommunikation fördern und zum ungezwungenen, gemütlichen Aufenthalt einladen.

Der Bahnhofsvorplatz in Hedehusene ist wieder zum städtischen Mittelpunkt geworden. Das können selbst die Durchreisenden vom Zug aus sehen. Als Eingangstor der Stadt richtet er die Aufmerksamkeit auf sich selbst und bildet den neuen zentralen Treffpunkt, auf dem das tägliche Leben sichtbar wird. Die DanishConstructionAssociation würdigte die innovative Platzgestaltung des Projekts mit der Auszeichnung „Brolæggerpris 2017“.

Hagemeister GmbH & Co. KG Klinkerwerk

www.hagemeister.de

PROJEKTDETAILS

Projekt: „Bahnhofsvorplatz“ Hedehusene, Dänemark Landschaftsarchitektur: Juul | Frost Arkitekter A/S – AB, Kopenhagen

Pflasterklinker: Friesland Riegel 240/70 mm Gepflasterte Fläche: 2.500 m2

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2016

Pflasterklinker für kulturelles Erbe

Bis tief ins Mittelalter zurück reicht die Geschichte des Wasserschlosses Opherdicke in der Gemeinde Holzwickede. Der ehemalige Herrensitz mit zahlreichen Neben- und Wirtschaftsgebäuden, einer...

mehr
Ausgabe 04/2014 BETONPFLASTER

Bahnhof und Pflaster mit besonderer Funktion

Von vorne herein stand fest, dass das Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1900 in einen Kulturbahnhof umfunktioniert werden soll. Im Jahre 2011 wurden neue Bahnsteige erschlossen und somit die...

mehr
Ausgabe 08/2018

Barrierefreier Vorplatz

Wienerberger Steine am Kreishaus Bremervörde

Den Vorplatz des Kreishauses im niedersächsischen Bremervörde zeichnen vor allem klare rechteckige Formen und eine spürbare Weitläufigkeit aus. Da der Belag des 1966 vom Landschaftsarchitekten...

mehr
Ausgabe 06/2017

In Harmonie mit  alten Backsteinen

Ehemaliges Brauereiviertel bekommt neue Strukturen

Backsteinhaus an Backsteinhaus – wie ein Zeugnis alter Tage stehen die historischen Gebäude im Kopenhagener Viertel Carlsberg im Stadtteil Valby. Viele von ihnen gehörten einst zu einem großen...

mehr
Ausgabe 06/2010

Neues Pflasterklinker-Sortiment

Traditionsmarken Penter Klinker, Bockhorner Klinker und Terca erstmals in einem Sortiment vereint

Mit 48 Sorten in insgesamt 128 Ausführungen sowie einer nochmals erweiterten Auswahl an Formziegeln und Sonder- formaten eröffnen sich unbegrenzte Möglichkeiten für die Gestaltung von Gehwegen,...

mehr