Feuertaufe für innovatives Maschinenkonzept
Bohrservice Rhein-Main nimmt selbst gebaute Recyclinganlage in BetriebUm Horizontalbohrungen wirtschaftlich und auf höchstem Niveau anbieten zu können, hat die Bohrservice Rhein-Main Gesellschaft für Horizontalbohrungen aus Bodenheim ein innovatives Konzept für eine neue Recyclinganlage umgesetzt.
Alle aus vergangenen Projekten gewonnenen Erkenntnisse flossen in die Entwicklung eines gleichermaßen an technischen und wirtschaftlichen Parametern orientierten Maschinendesigns mit ein. Die exakte Konfiguration aller technischen Features in Bezug auf eine baustellengerechte Ausstattung und Dimensionierung der neuen Anlage wurde im eigenen Haus durch die Mitarbeiter der Bohrservice Rhein-Main durchgeführt. Ihren Piloteinsatz hat die neue Recyclinganlage beim Bau eines neuen Rechenzentrums in Frankfurt am Main mit Bravour gemeistert.
Rechenzentren bilden – in Kombination mit einer effizienten Breitbandinfrastruktur – eine wesentliche Basis dieser Digitalisierung. Der Bau solcher Hochleistungskomplexe erfolgt in der Regel in der Nähe zentraler Verknüpfungspunkte der Datenautobahnen. Als einer der bedeutendsten europäischen Verknüpfungspunkte kommt derzeit gerade Frankfurt am Main eine zentrale Rolle bei der Errichtung dieser digitalen Hotspots zu. Der Bau von Rechenzentren boomt in der Mainmetropole.
Grabenlose Querung der Bundesautobahn geplant
In Frankfurt Sossenheim entstand zwischen 2019 und 2020 in einem an der BAB 66 angesiedelten Gewerbegebiet ein neues Rechenzentrum. Da die dort vorhandene Strom-Infrastruktur jedoch keine weitere Belastung zuließ, wurde direkt an dem geplanten Rechenzentrum ein neues Umspannwerk errichtet.
Hierfür musste zunächst eine Anbindung an eine auf der gegenüberliegenden Seite der BAB 66 befindliche 110kV-Leitung hergestellt werden. Dazu wurde geplant, die Bundesautobahn grabenlos im Horizontalspülbohrverfahren zu queren. In zwei parallel verlaufenden, jeweils 130 m langen Bohrungen im Abstand von rund 5 Metern sollten je vier PE-Kabelschutzrohre DA 180 SDR 11 eingebracht werden. Davon waren jeweils drei Rohre anschließend mit einer Phase der 110kV-Leitung zu belegen, das vierte Kabelschutzrohr wurde mit je 3x PE DA 50 Kabelschutzrohren zur Aufnahme von Glasfaserleitungen bestückt. Zusätzlich sollte in jede Bohrung ein Erdungsseil mit eingezogen werden.
Um die exakte Lagegenauigkeit der beiden Bohrungen zu gewährleisten, schrieb der Auftraggeber die Ortung der Pilotbohrung mittels Kreiselkompasses aus. Weiterhin erlaubte die Lage der BAB 66 mit den in unmittelbarer Nähe zum Nordwestkreuz (BAB 5) befindlichen Zu- und Abfahrten sowie einem erheblichen Verkehrsaufkommen keine alternative Ortung, für die mitunter temporäre Sperrungen einzelner Fahrstreifen notwendig geworden wären.
Das Team macht den Unterschied
Den Zuschlag für die Arbeiten zur Leitungsverlegung erhielt die SANS Gesellschaft für Systeme-, Anlagen- und Netzbau GmbH, ein Unternehmen der Firmengruppe Hubert Niederländer, St. Ingbert. Diese beauftragte als Fachunternehmen für die Spülbohrarbeiten die Bohrservice Rhein-Main Gesellschaft für Horizontalbohrungen mbH, Bodenheim, die über ein hohes Maß an fachlicher Expertise für die durchzuführenden Bauaufgaben verfügt und mit einer eigenen 40-t-Bohranlage bereits ähnliche Projekte in der Region zur vollsten Zufriedenheit aller Baubeteiligten durchgeführt hat. Insgesamt wurden im Frühjahr 2020 für die Bohrarbeiten mit einer Ditch Witch JT100 eine Dauer von rund vier Wochen veranschlagt.
Ausführung nach Plan trotz komplexer Rahmenbedingungen
Die beiden unmittelbar nacheinander durchgeführten Pilotbohrungen erfolgten zügig und plangemäß innerhalb nur weniger Tage. Trotz der schwierigen Bodenverhältnisse – im Leistungsbereich waren sowohl teilweise bindige Böden als auch Sand und Kies vorzufinden – verliefen auch die Aufweitbohrungen ohne weitere Komplikationen.
Die kontinuierlich zwischen Auftraggeber, dem Hochbauunternehmen und den Tiefbauunternehmen durchzuführende Koordinierungsaufgaben bezüglich der zu- und abfahrenden LKWs und Mobilkräne für den Hochbau erwiesen sich dabei als sehr zeit- und arbeitsintensiv. Gleichwohl konnten beide Bohrungen trotz aller komplexen Rahmenbedingungen exakt nach Zeitplan erfolgreich durchgeführt werden. Dies beinhaltete auch das Verdämmen des Ringraumes beider Bohrkanäle sowie den Einzug der Kabelschutzrohrbündel DA 50 in die PE-Rohre DA 180. Der eigentliche Einzug der 110kV-Systeme wurde anschließend von einem Spezialunternehmen durchgeführt.
Piloteinsatz für neue Recyclinganlage
Die 130 Meter langen, auf jeweils etwa 550 mm Durchmesser aufzuweitenden Bohrkanäle erforderten den Einsatz einer leistungsfähigen Recyclinganlage zur Wiederaufbereitung der Bohrspülung. Hierfür konnte die Bohrservice Rhein-Main erstmalig ihre eigene, nach detaillierten Erfahrungen mit ausgeliehenen Geräten selbst entworfene und gebaute Recyclinganlage einem Praxistest unterziehen. Als Basis für die Eigenkonstruktion dient ein LKW mit einem festen Aufbau mit Schwenkflügeltüren und einer heckseitigen Hebebühne mit einer Hubkraft von 2 Tonnen. Damit ligt die Rüstzeit vor Ort für zwei Mitarbeiter bei nur 70 Minuten.
Das Resultat intensiver Erfahrung und Entwicklungsarbeit
Die in Frankfurt Sossenheim erstmalig eingesetzte Recyclinganlage beruht auf langjähriger Praxiserfahrung beruhenden Weiterentwicklung bewährter Maschinentechnik. Die exakte Konfiguration aller technischen Features in Bezug auf eine baustellengerechte Ausstattung und Dimensionierung der innovativen Recyclinganlage wurde im eigenen Haus durch die Mitarbeiter der Bohrservice Rhein-Main durchgeführt, in hoher Eigeninitiative, quasi nach Feierabend, „nebenher zum Bohr-Alltag“. Hierfür benötigten die Bohrexperten aus Bodenheim rund zwei Jahre. Aber die Geduld hat sich gelohnt und der Erfolg gibt ihnen recht: das Gerät funktionierte vom ersten Tag an exakt wie geplant. Es kam zu keinerlei Ausfallzeiten auf der Baustelle, da keine zusätzlichen Nachbesserungen oder Einstellungsänderungen vorgenommen werden mussten.
Lediglich typische Feinjustierungen und ein geplantes „Training“ des Personals waren notwendig, führten auf der Baustelle jedoch zu keinerlei Verzögerungen der Bauausführung. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die im Hause Bohrservice Rhein-Main bewusst getroffene Entscheidung, für den neuen Anlagenaufbau eine durch die L-Team Baumaschinen GmbH, Ranstadt, vertriebene leistungsstarke Recyclinganlage zu verwenden, genau richtig war. Mit dieser Anlage ist es problemlos möglich, der maximalen Leistung der Ditch Witch JT100 mit einer maximalen Spülleistung von 870l/min entsprechen zu können.
Überzeugende Detailveränderungen – alles vollautomatisch
Für die neue Recyclinganlage wurde von der Bohrservice Rhein-Main eine Zentrifuge mit einer maximalen Leistung von 550l/min sowie das passende Siebdeck erworben. Herzstück der Anlage ist eine vollautomatische Steuerung und Überwachung des kompletten Systems, welche zusätzlich mittels Tablet/Laptop von der Bohranlage aus zu bedienen ist. Ferner ist eine Anmischung von Bohrspülung mit einem auf der Recyclinganlage installierten Venturi-System möglich. Dies können derzeit am Markt erhältliche Seriengeräten nicht leisten, was für den Ansatz spricht, eine Recyclinganlage im Haus selbst zu entwerfen und aufzubauen.
Um den sich verändernden Ansprüchen der Auftraggeber von vorneherein Rechnung zu tragen, wurde darüber hinaus als Zusatz eine Flockstation fest verbaut; dies mit dem Ziel, die verbleibende Bohrspülung vollständig wiederaufzubereiten.
Ebenso außergewöhnlich ist die Überwachung der Pufferbehälter, in diesem Fall die Tanks eines am Markt üblichen Misch-LKWs. Hierzu wurde, um Datenverluste zu vermeiden, eine Kabelverbindung zwischen der Recyclinganlage und dem Misch-LKW aufgebaut. Die elektronischen Füllhöhenanzeigen können sowohl im Regelbetrieb mit kleineren Bohranlagen und ohne Recyclinganlage verwendet werden als auch in Verbindung mit der Recyclinganlage. Der Bediener der Bohranlage hat somit einen kompletten Überblick über das System. Ebenso hat der Mitarbeiter, der sich auf der Recyclinganlage befindet, Überblick über die Füllhöhen der Tanks im separaten Misch-LKW oder Pufferbehälter. Dies erspart die bislang häufig nötigen Wege des Mitarbeiters zwischen Recyclinganlage und Pufferbehälter zur Füllstandskontrolle.
Flexibilität ist das Ziel
Nach ausgiebigen Tests mit verschiedenen Systemen entschied man sich bewusst für einen Aufbau in einem separaten LKW. Dies stellt ein höchstmögliches Maß an Flexibilität sicher, um zum Einsatzort zu gelangen oder die Anlage vor Ort schnell und sicher umzusetzen. Auch das hohe Eigengewicht der Recyclinganlage sprach für einen Festaufbau in einem Fahrzeug.
Ebenso ungewöhnlich und nicht bei Serienmodellen zu finden ist ein am Heck des LKW fest installiertes schwenkbares Förderband, mit dem die im Recyclingprozess abgeschiedenen Feststoffe direkt in Container, auf LKW, in eine Radladerschaufel o.ä. gefördert oder als Haufwerk hinter dem Recycling-LKW abgelagert werden können. Diese Idee wurde bei einem der ersten Einsätze mit einer gemieteten Recyclinganlage eher zufällig entwickelt. Hierzu kam ein Förderband aus der Landwirtschaft erfolgreich zum Einsatz.
Diese Lösung hielt dann auch bei der Entwicklung und Planung des nun fertigen Recycling-LKW Einzug und hat sich wie erwartet vom ersten Tag an bewährt. Das Förderband ist im fahrbereiten Zustand eingeklappt und wird mit Hilfe der am LKW vorhandenen Hebebühne positioniert und vor Ort auf- bzw. abgebaut. Die in Frankfurt am Main berechnete Menge von knapp 80m³ an anfallenden Feststoffen aus dem Recyclingprozess wurde exakt erzielt. Aufgrund beengter Platzverhältnisse musste das Material als Haufwerk aufgeschüttet werden. Mit Hilfe eines Minibaggers wurde das Recyclinggut seitlich abgelagert/umgesetzt und später ordnungsgemäß beprobt und deponiert.
Auch beim zweiten Einsatz technisch überzeugt
Nach dem erfolgreichem Ersteinsatz und dem Betrieb im Zusammenspiel mit einer am oberen Limit laufenden 40-t-Bohranlage wurde die Recyclinganlage sodann zu einer Felsbohrbaustelle nach Bacharach umgesetzt und konnte wiederum auf ganzer Linie überzeugen. Die Felsbohrungen wurden mit einer Ditch Witch AT30 im Schieferfels durchgeführt.
Da entlang der schmalen Kreisstraße die notwendigen Baustelleneinrichtungsflächen sehr knapp bemessen waren, konnte die Recyclinganlage direkt mit der Bohranlage gekoppelt werden und lief autark ohne Verwendung einer weiteren Mischanlage als Puffer. Hierbei zeigte sich deutlich, dass sich der Einbau eines Venturi-Mischsystems als richtig erwiesen hatte.
Vier ungewöhnliche technische Neuerungen haben die Leistungsfähigkeit der Recyclinganlage nachhaltig verbessert:
Vollautomatische Steuerung und Überwachung sowohl von der Recyclinganlage aus als auch aus der Kabine des Bohrgerätes.
Förderband zum Verladen der abgeschiedenen RecyclingFeststoffe.
Möglichkeit der Beimischung von Bentonit und/oder Polymeren direkt auf der Recyclinganlage.
Bei Bedarf Verwendung einer fest installierten Flockstation.
Autarke Stromversorgung durch fest installierten Generator.
Der Einsatz der neuen Recyclinganlage hat sich bei beiden Projekten von Beginn an bewährt. Für die Bohrservice Rhein-Main Gesellschaft für Horizontalbohrungen mbH war es die richtige Entscheidung, um auch zukünftig Bohrungen wirtschaftlich zu marktüblichen Preisen anbieten zu können. Das durchdachte, einfach zu handhabende und baustellengeeignete- Bedienkonzept der Recyclingtechnik überzeugt alle Mitarbeiter in Bezug auf seine technische Leistungsfähigkeit und das einfache Handling auf der Baustelle. Eine Vermietung der Recyclinganlage ist aufgrund der derzeitigen Auslastung nicht geplant.
Bohrservice Rhein-Main Gesellschaft für Horizontalbohrungen mbH
www.bohrservice-rhein-main.de
L-Team Baumaschinen GmbH
www.l-team-baumaschinen.de