Grader – vielseitige Spezialisten
Vielfältige Anforderungsparameter führen zu neuen Graderkonzepten
In den letzten Jahrzehnten hatte es den Anschein, dass Grader aufgrund geringer Stückzahlen zu Nischenmaschinen verdrängt werden und ihre Weiterentwicklung daher weitgehend stagnierte. Doch inzwischen zeigt sich, dass auf Grader trotz der Konkurrenz durch Dozer, Radlader und Bagger mit Laser-Tiefenkontrolle keineswegs verzichtet werden kann. Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Übersicht der wichtigsten aktuellen Entwicklungen für den Bereich Grader. Eine vollständige Übersicht der auf dem nationalen Markt erhältlichen Grader steht im Internet unter www.tis.de für Sie als PDF. zum Download bereit.
Die sich verändernden Baustellenstrukuren und die auf Vielseitigkeit ausgerichteten Maschinenausstattungen der Bauunternehmen führten zu sich ebenfalls verändernden Anforderungsparametern. Grader sollen heute vielfältig nutzbar sein, sie sollen Feinarbeiten ebenso gut wie grobes Planieren beherrschen. Einerseits sollen sie mit hochsensibler Hydraulik und dank Laser-, Ultraschall- oder GPS-Steuerung Feinstarbeit leisten und ein präzises Planum hinterlassen, andererseits sollen sie mit ihrer Schar zügig Massen verteilen und einbauen.
Hinzu kommt der Wunsch nach kleinen, kompakten Gradern für eine Vielzahl von Bauvorhaben mit begrenztem Platz. Heute wiegen auch die kleinsten dreiachsigen Grader der namhaften Hersteller 12 bis 15 t und sind ohne Front- oder Heckausrüstungen 8,5 m lang. Das ist für diverse Bauvorhaben zu groß, beispielsweise für den Bau von Fußgängerzonen oder Sportplätzen. Außerdem sorgt bei diesen Gradern der hohe Bodendruck von 2,6 t und mehr pro Rad dafür, dass der soeben nivellierte Untergrund zu stark verdichtet wird.
Aus diesen Gründen wird bei vielen Bauunternehmen das Verschwinden kleiner Grader beklagt. Daraus resultiert eine steigende Nachfrage nach kompakten, wendigen und leichten Gradern, was in den letzten Jahren zu interessanten Neukonstruktionen führte. Dazu gehört zum Beispiel ein dreirädriger Grader von Schwab mit teleskopierbarem Rahmen für variable Gesamtlänge.
Viele Grader verfügen nicht mehr über den traditionellen Vierradantrieb durch die hintere Tandemachse, sondern serienmäßig oder optional über angetriebene Vorderräder und damit über Allradantrieb. Der hydrostatische, manchmal mikroprozessorgesteuerte Vorderradantrieb ist häufig zuschaltbar, was Spurhaltung und Vortrieb verbessert.
Zu den gängigsten Aufgaben für Grader zählt das Ebnen eines Feinplanums, was hohe Anforderungen an die Präzision der Scharbewegungen und möglichst ruckfreies, langsames Fahren stellt. Maßgebliche Voraussetzungen dafür sind ausgereifte Maschinen- und Antriebstechnik, sensible, gut bedienbare Scharkontrollen und eine Scharhydraulik, die sich für die effektive Kombination mit Ultraschall-, Laser- und GPS-Systemen eignet. Deshalb sollte für die entsprechenden Kontrollen und Displays im Fahrerhaus ausreichend Raum vorhanden sein. Dabei darf der Blick nach vorn und auf die Scharseiten möglichst wenig beeinträchtigt werden.
Der internationale und auch deutsche Markt bietet eine große Gradervielfalt. Mehrere neue Marken gesellten sich zum recht exklusiven Kreis der Anbieter. Daher sind Grader aller Größen und Bauarten inzwischen fast von einem Dutzend verschiedener Anbieter erhältlich. Außerdem bringen immer mehr Firmen Anbaugrader auf den Markt.
Der Weltmarkt der Grader ist – oder war - recht ansehnlich. Vor der globalen Finanzkrise wurden jährlich 8000 bis 9000 neue Grader ausgeliefert. Dabei ist der gigantische chinesische Markt mit seinen zahlreichen Graderherstellern nicht eingerechnet. Die Übersicht berücksichtigt die wichtigsten Neuerungen bei den Herstellern und Anbietern von selbstfahrenden Gradern und von Anbaugradern.
2007 stellte Caterpillar seine aktuelle M-Serie für Motorgrader vor. Die sieben Modelle lösen in Europa die H-Serie ab. Der Grader gilt allgemein als die Königsklasse der Maschinen, die am schwierigsten zu bedienen ist, da alle Funktionen gleichzeitig von Fahrer bedient werden müssen! Der wesentliche Unterschied ist die Bedienung der 14 Einzelfunktionen über zwei integriere Joysticks, die die klassische Hebelbank ablösen.
Caterpillar decken mit der M-Serie den Bereich zwischen 13,9 bis 62,5 t ab. Die M-Grader werden in Deutschland mit Allradantrieb (AWD) und Straßenzulassung auf Wunsch geliefert. Der 24M, der größte CAT-Grader, wurde im Herbst 2008 vorgestellt und gilt mit 397 kW Motorleistung und 7,3 m Scharbreite als weltgrößter Grader; er wird zur Pflege von Fahrtrassen in großen Steigbrüchen oder Mienen weltweit eingesetzt. Ferner bieten die M-Grader gegenüber der H-Serie eine wesentlich verbessere Sicht auf die Graderschar und eine leisere und geräumigere Kabine. Ausgerüstet sind die M-Grader mit Cat-Motoren mit ACERT-Technologie.
Jüngst stellte HBM Nobas den völlig neuen BG 130 TA-4 (Allradversion) bzw. BG 130 T-4 (tandemgetriebene Version) mit 3,35 m Scharbreite vor. Der von einem 107 kW starken Perkins-Motor angetriebene Kompaktgrader vereint geringe Abmaße, kleinen Wendekreis sowie ausgezeichnete Manövrierbarkeit und Transportierbarkeit eines leichten Graders mit der Leistungsfähigkeit einer mittelschweren Maschine. Das moderne Ergopower-Lastschaltgetriebe mit Drehmomentwandler von ZF bietet hohen Bedienkomfort und zugkraftverlustfreie Schaltvorgänge. Die Tandemhinterachse von NAF/HBM verfügt über ein No-spin-Differenzial, nachstellfreie Ketten sowie Radköpfe mit Planetengetrieben und nassen Lamellenbremsen. Bei der TA-Variante wird der Antriebsstrang durch den mikroprozessorgesteuerten hydrostatischen Vorderachsantrieb vervollständigt.
Für den BG 130 sind zahlreiche Optionen erhältlich, so ein spiel- und nachstellfreier Rollendrehkranz, großdimensionierte Radialreifen, Frontschild, Heckaufreißer und ein StVZO-Paket. Eine um 215 mm niedrigere „low-profile“-Kabine ermöglicht den Transport des Graders auf 80 bis 90 cm hohen Tiefladern ohne Lademaßüberschreitung und Sondergenehmigung. Zudem werden weitere optionale Ausstattungen für spezielle Anforderungen angeboten.
Der zur CNH-Gruppe gehörende Hersteller New Holland bietet seit kurzem zwei Grader der Tier 3-Generation. Die Grundleistung beträgt beim 12,6 t schweren F106.6A mit 3,36 m Scharbreite 99 kW, beim 16,7 t wiegenden F156.6A mit 3,96 breiter Schar 129 kW. Durch eine Elektronik arbeiten die neuen Motoren mit sogenanntem „Dual Rating“. Dabei steht in den Gängen 1 bis 3 eine niedrige Grundleistung zur Verfügung, was Getriebe und Tandemantrieb schont. In den Gängen 4 bis 6 sorgt eine höhere Maximalleistung für mehr Schub, zum Beispiel bei Bergauffahrten.
Beide Grader werden von einem elektronisch geregelten Common Rail-Motor angetrieben, den der konzerneigene Antriebsspezialist Fiat Power Train liefert. Im Vergleich zur Vorgängergeneration stieg der Hubraum von 5,9 auf 6,7 l. Der große Hubraum steigert die Lebensdauer des Motors und bietet höhere Drehmomente. Wandler und Lastschaltgetriebe für sanftes Anfahren und exakte Geschwindigkeitskontrolle stammen von ZF. Der Frontantrieb arbeitet in Abhängigkeit vom Heckantrieb, was in Verbindung mit einer elektronischen Volumensteuerung Antriebsschlupf vermeidet.
Die beiden Grader wurden für die Anforderungen des europäischen Marktes konzipiert, haben kompakte Abmessungen und sind robust konstruiert. Besonders dem in Europa geforderten Merkmal Präzision wurde Rechnung getragen. Der gekapselte und wartungsfreie Drehkranz -ein patentiertes Modul - arbeitet so gut wie spielfrei. Dadurch liefern die Grader auch nach vielen Einsatzjahren präzise Arbeitsergebnisse.
Neben den neuen Straßenbaumaschinen wie Walzen und Straßenfertigern führt der schwedische Volvo-Konzern auch Grader im Programm. Die Baureihe umfasst sieben Modelle von 15,8 bis 22,1 t Gewicht und 145 bis 198 kW Leistung. Bei sämtlichen Modellen ist die Kabine zur Verbesserung der Fahrersicht nicht wie üblich auf dem Hinterwagen, sondern am Ende des Scharträgers angeordnet.
Anbaugrader für Radlader, Traktoren und Unimog
Für Projekte mit Nivellier-, Erd- und Straßenbauarbeiten geringeren Umfanges muss nicht unbedingt ein herkömmlicher dreiachsiger Grader antransportiert werden. Vielmehr eignen sich für viele derartige Arbeiten auch Anbaugrader, die über den Schnellwechsler oder spezielle Montagehalter an Kompaktlader auf Rädern und Raupen, an Radlader, aber auch an Traktoren und Unimog anzusetzen sind.
Oft bewähren sich Anbaugrader auch dort, wo sich konventionelle Grader aufgrund ihrer langgestreckten Bauweise als zu groß und nicht ausreichend wendig erweisen. Da kleine, kompakte Grader zur Ausnahme geworden sind, erledigen Skid-Steer-, Gummiraupen- und Kleinlader mit Anbaugrader manche Nivellierarbeiten effektiver als ein großer 3-Achs-Grader. Die meisten Anbaugrader können mit Laser- und GPS-Steuerungen ausgestattet werden.
Aus dem eigenen Bedarf heraus wurde von der österreichischen Firma PTH (Profi-Team Holzer) der „speedgrader“ für den Wege- und Straßenbau entwickelt, der nun international angeboten wird. Der Grader wurde ursprünglich für Taktoren konstruiert, inzwischen aber auch schon an Unimog und Radladern betrieben. Der An- und Abbau des „speedgraders“ soll innerhalb weniger Minuten vollzogen sein. Auch wenn die Fahrer zumeist keine geübten Graderfahrer sind, sollen nach einigen Stunden Eingewöhnung dank logischem Joystick-Aufbau und spezieller PTHtronic alle Aufgaben abzuarbeiten sein. Der Grader ist für alle Automatisierungssysteme vorbereitet, angefangen bei automatischer Nivellierung über Lasersysteme bis hin zur 3-D-Steuerung mittels GPS.
Eine vollständige Übersicht der auf dem Markt auftretenden Hersteller und Anbieter von selbstfahrenden Gradern und von Anbaugradern steht im Internet unter www.tis.de für Sie als PDF. zum Download bereit.