ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt
Selbstkletterschalung für V-Stützen mit 21° Überhang
Im Zuge der Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt überquert im bayrischen Landkreis Coburg die zweispurige ICE-Trasse das etwa 40 m tiefe Tal des Weißenbrunner Baches. Die umfassende Entwurfsplanung unter Berücksichtigung der Nähe zur Gemeinde Untersiemau und der topografischen Verhältnisse führte zu einer ansprechenden architektonischen Lösung.
Die 614 m lange Talbrücke Weißenbrunn fügt sich mit ihrem 176 m langen, dreifeldrigen Rahmenbauwerk mit VStützen harmonisch in das Landschaftsbild ein und betont die Lage des Bachlaufes.
Ausgeführt wird dieses Projekt von der Gerdum u. Breuer Bauunternehmen GmbH, Fuldabrück. Seit vielen Jahren ist das mittelständische Traditionsunternehmen im Brücken- und Ingenieurbau tätig. Die qualifizierte Mannschaft kennt sich im Taktschieben und im Umsetzen von komplexen Vorfahrgerüsten ebenso gut aus wie im Freivorbau. Beste Voraussetzungen für diese anspruchsvolle Talbrücke, die ihren einzelligen Hohlkasten mit einem Radius von 3.570 m östlich an Untersiemau vorbeischiebt. Auf dem 107 km langen Neubauabschnitt des Transeuropäischen Verkehrsnetzes sind zurzeit zahlreiche Brücken und Tunnel im Bau bzw. in Planung. Gerdum u. Breuer führt im Zuge dieser Trasse mit dem Bau der 1104 m langen Grümpentalbrücke ein weiteres Großprojekt aus.
Seit Ende 2008 graben sich die Bagger in den Boden, um die Gründungsarbeiten der beiden Widerlager, 10 Regelpfeiler und 2 V-Stützen der Talbrücke Weißenbrunn vorzubereiten. Besonderheit der Brücke: Betongelenke im unteren Aufstandsbereich der beiden V-Stützen. Versuche an der TU Dresden führten zu dieser nicht alltäglichen Lösung. Sie ist im Brückenbau zwar nicht neu, kommt hier aber erstmalig in dieser Größenordnung zum Einsatz. Ein Betongelenk ist eine deutliche Einschnürung des Betonquerschnittes. Sie lässt eine begrenzte Verdrehung zu. Betongelenke sind im Vergleich zu üblichen Linienkipplagern wartungsarm, für geringe Unterhaltskosten.
Auch die Schalungstechnik für die beiden V-Stützen ist ungewöhnlich: Ihre Schrägstellung von 21° verhindert im äußeren Überhang den Einsatz einer krangeführten Kletterschalung. Die dort verwendete Doka-Selbstkletterschalung SKE 50 funktioniert auch im Überhang einwandfrei und gewährleistet die Sicherheit zu jeder Zeit. An den verbleibenden Außenseiten ist die kranversetzbare Kletterschalung MF 240 im Einsatz.
Alle Kletterbühnen sind mit um bis zu 0,75 m rückfahrbaren Elementen der Trägerschalung Top 50 bestückt. Für ein tadelloses Betonbild sorgt die Belegung mit Doka-Dreischichtplatten 3-SO. Die imposanten V-Stützen sind Hohlpfeiler mit einer Fußabmessung von 2,80 m x 5,28 m bei einer umlaufenden Wandstärke von 0,40 m. In Brückenquerrichtung sind sie konisch, mit einem Verhältnis von 1:70. Spezielle Ecklaschen machen alle Außenelemente über den sich ständig verjüngenden Querschnitt einsetzbar – ohne aufwändige Umbauarbeiten und bei voller Rückfahrbarkeit. Mit Regel-Betonierabschnitten von 2,90 m Höhe erreichen die V-Stützen nach 9 Einsätzen im Wochentakt zuverlässig ihre Gesamthöhe von ca. 31 m, inkl. Anfänger und Pfeilerkopf.
Die Arbeiten an der Innenschalung erfolgen ebenfalls von einer sicheren Bühne aus. Sie ermöglicht die einfache Bedienung der Trägerschalung Top 50. Um die Vertikallasten aus dem Überhang aufzunehmen verbindet ein integriertes Fachwerk aus Spindelstreben die gegenüberstehenden Elemente. Speziell entwickelte Konsolen leiten über bauaufsichtlich zugelassene Universal-Kletterkonen alle Lasten in den vorhergehenden Betonierabschnitt kraftschlüssig ein. Den Ausschalvorgang beschleunigen Framax-Ausschalecken I. In den Schachtecken eingesetzt, lassen sie sich durch Übergangslaschen mit der Trägerschalung Top 50 kombinieren. Dadurch ist die gesamte Innenschalung umlaufend um 6 cm zusammenspindelbar, für einen einfacheren Ausschal- und Umsetzvorgang. Polier Norbert Heckmann ist von dieser praktischen und schnellen Lösung vollkommen überzeugt: „Einfach traumhaft“.
Eine spezielle Arbeitsanweisung für das Umsetzen der V-Stützen-Schalung gibt in verständlichen Schritten die Reihenfolge der Handgriffe genau vor und ergänzt die umfangreichen Anwenderinformationen von Doka. So wird diese nicht alltägliche Schalungslösung in Wort und Bild mühelos nachvollziehbar. „Dieses Konzept ist einfach klasse und bringt von Beginn an 100 % Leistung“, freut sich Bauleiter Andreas Jäger.
Widerlager, Regelpfeiler, Überbau und Gesimskappen der Brücke entstehen ebenfalls komplett mit Doka-Schalungstechnik. Als langjähriger Doka-Kunde verfügt Gerdum u. Breuer über entsprechendes Schalungsgerät. „Auf unseren Bauhof würden wir nie verzichten. Damit haben wir einen Vorsprung zu so manchem Wettbewerber und unsere Leute kennen sich mit den Maschinen und Geräten bestens aus“, verrät Geschäftsführer Rainer Martin.
Die Schalungsplanung und -koordination bis hin zur prüffähigen Schalungsstatik für die Schalung der Regeleinsätze und Stützenköpfe der V-Stützen liegt in Händen von Doka-Projektingenieur Gunter Storz. Doka-Richtmeister Manfred Förtsch ist vor Ort mit praktischen Tipps und wertvollen Ratschlägen jederzeit zur Stelle. Und Doka-Fachberater Mario Biniok ist sicher, mit dieser Schalungslösung einen wertvollen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg dieses Projektes zu leisten.n