Investitionen für Generationen
Der Kanalbau in DeutschlandBei Bau und Sanierung der Abwassernetze hat das Thema Qualität herausragende Bedeutung – die TU Dortmund und der Güteschutz Kanalbau führten eine Umfrage unter dem Motto „Qualitätsstandards im Kanalbau“ durch.
Eine dauerhafte Bewirtschaftung der Kanalnetze zu Lasten der Netzsubstanz würde nachfolgende Generationen zweifellos vor unlösbare Probleme stellen. Deshalb muss vorausschauend in die Netze investiert werden. Netzbetreiber sehen sich mit grundsätzlichen Fragen konfrontiert: In welchem Zustand ist mein Kanalnetz? Wie viel muss wann und wo investiert werden und welche Bedeutung hat die Ausführungsqualität in diesem Zusammenhang?
Gerade bei Bau und Sanierung der Abwassernetze hat das Thema Qualität herausragende Bedeutung, da entsprechende Investitionen üblicherweise auf eine sehr lange Nutzungsdauer ausgelegt sind. Auftraggebern und Netzbetreibern ist bewusst, dass von einer fachgerechten Ausführung nicht nur die Umwelt, sondern auch Stadtkasse und Bürger profitieren – insbesondere bei mittel- bis langfristiger Betrachtung der Wirtschaftlichkeits- und Nachhaltigkeitsaspekte.
Qualität als sinnvolle Investition
Vor diesem Hintergrund ist die Umfrage zu „Qualitätsstandards im Kanalbau“ zu sehen, welche die Technische Universität Dortmund, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen, Lehrstuhl Immobilienwirtschaft und Bauorganisation, 2018 gemeinsam mit der Gütegemeinschaft Kanalbau durchgeführt hat. Ziel der Umfrage war es, die wirtschaftliche Bedeutung von Qualitätssicherungsmaßnahmen im Kanalbau darzustellen. Netzbetreiber, Auftraggeber und Planer beantworteten Fragen aus den Themenbereichen Planung, Ausschreibung, Bauüberwachung und Bauausführung. Was sind die Folgen, wenn die geforderte Qualität nicht erreicht wird? Welche Maßnahmen haben maßgeblichen Einfluss auf die Qualität?
Von 789 angeschriebenen Personen haben 263 an der Umfrage teilgenommen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 33 Prozent.
Die meisten Teilnehmer der Umfrage betreiben ein Abwassernetz, an das 20.000 bis 100.000 Einwohner angeschlossen sind (45 Prozent). Ein nahezu gleicher Anteil der Teilnehmer betreibt ein Abwassernetz mit über 100.000 angeschlossenen Einwohnern (25 Prozent) beziehungsweise bis zu 20.000 angeschlossenen Einwohnern (27 Prozent).
Ausschreibung und Bauüberwachung
Wie häufig müsste Ihrer Erfahrung nach die Bauüberwachung durchschnittlich vor Ort sein, damit die geforderte Ausführungsqualität erreicht wird? Die Antworten der Teilnehmer auf diese Frage machen die Erwartungen an die Bauüberwachung deutlich. Abhängig vom Arbeitsabschnitt oder von der Komplexität der Maßnahme (einfache oder spezielle beziehungsweise für die Qualität des Bauwerks wesentliche Arbeiten) haben die Teilnehmer folgende Einschätzung:
Bei einfachen Maßnahmen und Arbeitsschritten halten 40 Prozent der Teilnehmer der Befragung eine Präsenz der Bauüberwachung auf der Baustelle alle zwei Tage für geboten. Bei speziellen Maßnahmen und Arbeitsschritten halten dagegen sogar 60 Prozent der Teilnehmer eine tägliche Bauüberwachung für sinnvoll (siehe auch Abbildung 2).
Mehrmals täglich
Auffällig ist, dass Netzbetreiber, die Bauüberwachungsleistungen selbst durchführen, eine deutlich häufigere Bauüberwachung zur Einhaltung der Ausführungsqualität wünschen als Netzbetreiber, die diese Leistungen an ein Ingenieurbüro vergeben. Mehr als ein Drittel dieser Netzbetreiber hält sogar bei für die Qualität eines Bauwerks wesentlichen Arbeiten eine Bauüberwachung, die mehrmals täglich stattfindet, für erforderlich. Ebenfalls deutlich überdurchschnittlich wird der Bedarf an Bauüberwachung von Netzbetreibern mit mehr als 100.000 Einwohnern eingeschätzt.
Darüber hinaus wurden die Teilnehmer in Bezug auf die Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung gefragt, welche Folgen sie für die wesentlichen halten, wenn die Qualität der Ingenieurleistungen nicht erreicht wird. Neben den Folgen wurde auch danach gefragt, welche Maßnahmen die Auftraggeber für wirksam halten, um die Qualität dieser Leistungen zu sichern. Die häufigsten Nennungen sind in Abbildung 3 dargestellt.