Komplexes Gerüst digital geplant
Kombination von Allround-System und digitaler PlanungBeim Bau des Untergeschosses einer neuen Sporthalle war zum Betonieren der Plattenbalkendecke ein 1.500 Quadratmeter großes Traggerüst notwendig. Bei der Montage einer so großen Gerüstfläche galt es, möglichst wirtschaftlich zu arbeiten.
Ein Traggerüst sei eine Hilfskonstruktion zur temporären Unterstützung von Bauwerksteilen, so lauten gängige Definitionen. Wenn aber, wie beim Neubau einer Schulsporthalle, ein rund 1.500 Quadratmeter großes Traggerüst für die Erstellung einer Plattenbalkendecke mit massiven Unterzügen sowie den anschließenden Bau des Obergeschosses in Holzbauweise errichtet werden soll, kann die Montage dieser Hilfskonstruktion schnell auch Auswirkungen auf die Baustelleneffizienz haben. Der Fokus bei diesem Projekt lag deshalb nicht nur auf der sicheren Lastableitung, sondern auch auf einer wirtschaftlichen Montage. Dabei gab es einige Besonderheiten zu berücksichtigen, zum Beispiel die verschieden hohen Lasten während der zwei Bauphasen, Höhensprünge in der Gerüstaufstellfläche und in der Deckenhöhe sowie die Notwendigkeit von Fahrwegen innerhalb des Traggerüsts.
SIM: Planungssicherheit in allen Arbeitsschritten
Mit diesen Anforderungen wandten sich die Verantwortlichen an die Anwendungsingenieure Bau des Gerüstspezialisten Layher. Bei der Planung kommt das Konzept „Scaffolding Information Modeling“, kurz SIM, zum Einsatz: ein auf 3D-Modellen basierender Prozess. SIM erlaubt es nicht nur, Gerüstkonstruktionen jeder Art effizienter zu planen, zu montieren und zu managen, sondern bietet gleichzeitig auch einen Zugang zu BIM. Basis ist die praxisorientierte Layher Gerüstplanungssoftware Layplan Suite, mit der sich auch komplexe Gerüstkonstruktionen im Rahmen des ingenieurmäßigen Gerüstbaus verlässlich in 3D planen lassen. Die Kollisionsprüfung ist dabei nur einer der zahlreichen Vorteile. Hinzu kommen die realitätsnahe Visualisierung der Gerüste zur Abstimmung mit anderen Gewerken oder zur Bauablaufsimulation, die Übergabe der Gerüstplanung an Statikprogramme sowie die Ausgabe von Materiallisten und Montageplänen. Transparenz in allen Arbeitsschritten führt zur Reduzierung von Kosten und zur Erhöhung von Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.
Integriertes System: Layher AllroundGerüst
Um alle Vorgaben wirtschaftlich umsetzen zu können, entschieden sich die Verantwortlichen für das Layher AllroundGerüst. Das modulare System lässt sich durch wenige und leichte Grundbauteile und die selbstsichernde Keilschlossverbindung AutoLock schnell montieren und dank verschiedener Standardlängen sowie passender Ausbauteile exakt an Gebäudegeometrien und Lastvorgaben anpassen.
Bei diesem Projekt waren die hochtragfähigen Allround Traggerüstrahmen TG 60 die richtige Lösung. Die vorgefertigten Rahmenelemente mit einem Einzelteilgewicht von maximal 18 Kilogramm reduzieren die Anzahl der Einzelteile und lassen sich in Verbindung mit Allround-Systemriegeln und -diagonalen über die schraubenlose Keilschlossverbindung schnell und einfach zu Traggerüsttürmen mit einer Stieltragfähigkeit von bis zu sechs Tonnen kombinieren.
Weniger Gerüsttürme durch flexible Feldlängen
Für das Traggerüstraster berücksichtigten die Layher Anwendungsingenieure nicht nur die Gebäudegeometrie inklusive der V-Stützen für die Außenwände, sondern auch die zwei Bauphasen: Einschalen der massiven Unterzüge mit Verlegen und Betonieren der Plattenbalkendecke sowie der anschließende Bau des Obergeschosses in Holzbauweise.
Da es unterhalb der Unterzüge zu Lastkonzentrationen kam, wurden in diesem Bereich Allround Traggerüsttürme TG 60 eingesetzt. Durch die verschiedenen Standardlängen der Allround-Riegel und -Diagonalen war es dabei möglich, den quadratischen Grundaufbau der Traggerüsttürme auf eine Feldlänge von 1,57 Meter zu strecken und an die gegebene Belastung der Unterzüge anzupassen – mit dem Ergebnis einer effizienteren Stielausnutzung im Turm. Auf diese Weise sind weniger Traggerüsttürme nötig. Dies spart Material und Montagezeit.
Eine Lösung für alle Bauphasen
Für die notwendige Standsicherheit wurden die bis zu acht Meter hohen Traggerüsttürme im Kopfbereich mit einer 1,57 Meter breiten Fachwerkkonstruktion aus Allround-Systemriegeln und -diagonalen gekoppelt. So ließ sich die Konstruktion genau an das Raster der Unterzüge – für eine zentrische Lasteinleitung – sowie an die Bauwerksgeometrie anpassen: inklusive Integration der V-Stützen sowie Bereitstellung von Fahrwegen für Hubwagen.
Technisch interessantes Detail: Für die punktuelle Unterstützung der Plattenbalkendecke wurde einfach ein Allround-Stiel in die Fachwerkkonstruktion eingebaut. Die Einleitung der Lasten erfolgte in die benachbarten Traggerüsttürme – das Stellen weiterer Traggerüsttürme war nicht erforderlich. Sobald die Decke ausreichend tragfähig war, wurde das Traggerüst durch Reduzierung der Ausspindelhöhe vorrübergehend abgelassen und konnte so auch die Lasten aus der zweiten Bauphase, Errichtung des Obergeschosses, ohne Umbaumaßnahmen sicher ableiten.
Wilhelm Layher GmbH & Co. KG
www.layher.com