Leichtgewichte schnell eingebaut
GFK-Wickelrohr sichert den Abwasser-Abfluss von Deutschlands größter Papierfabrik
In Eisenhüttenstadt in der Metropolregion Berlin-Brandenburg wird zur infrastrukturellen Erschließung des Industriegebietes am Oder-Spree-Kanal eine moderne Abwasserbehandlungsanlage durch den Trinkwasser- und Abwasserzweckverband (TAZV) Oderaue errichtet. In dieser Anlage wird unter anderem auch das Abwasser der größten Papierfabrik Deutschlands für Wellpappenrohpapier behandelt. Den Klarwasserabfluss der modernen Abwasseranlage in die Oder stellen künftig GFK-Wickelrohre der Amitech Germany GmbH Mochau sicher.
In Eisenhüttenstadt wurden bereits 2009 5,8 km Flowtite-Rohre in einer vorhandenen Leitungstrasse neu verlegt. Es ist das größte Investitionsprojekt der letzten Jahre: Die Progroup AG Offenbach errichtet auf dem Gelände eines vorhandenen Industriegebietes eine 70 000 Quadratmeter große Papierfabrik, die ab 2010 jährlich bis zu 750 000 t Wellpappenrohpapier herstellen wird. Dabei werden 850 000 Tonnen Altpapier verwertet. Da die Papierherstellung ein sehr abwasserintensiver Prozess ist, ist eine leistungsstarke Abwasserbehandlungsanlage eine Grundvoraussetzung des Vorhabens.
„Abwassertechnisch breit aufgestellt“
Die Abwasserbehandlungsanlage wird momentan im Auftrag des Trinkwasser- und Abwasserzweckverbandes (TAZV) Oderaue mit einem Investitionsvolumen von 42 Millionen Euro gebaut. Das ist die größte Einzelinvestition des Verbandes seit seinem Bestehen. 675 000 Einwohnerwerte beträgt die Kapazität der neuen Anlage. Die hoch moderne Anlage verarbeitet Abwässer nicht nur der Papierherstellung, sondern aus dem gesamten Industriegebiet, wie u.a. aus dem Bereich der Herstellung von Rohstoffen der Solarindustrie. Damit ist Eisenhüttenstadt „abwassertechnisch breit aufgestellt“ – ein wichtiger Pluspunkt für die Entwicklung des Industriestandortes an der Oder.
Die kürzeste Verbindung der Rohrleitungsstrasse würde mitten durch Eisenhüttenstadt führen. Aus diesem Grund wird die fast sechs Kilometer lange Trasse für die Ableitung des gereinigten Abwassers stromabwärts der Oder vorbeigeführt. Dabei nutzt man eine bereits vorhandene, nicht vollständig belegte Entsorgungstrasse, in der schon in vergangenen Zeiten industriell gereinigtes Abwasser der metallurgischen Industrie abgeleitet wurde. Die Trasse hat ein künstlich angelegtes Gefälleprofil mit Geländeeinschnitten bzw. -anschüttungen. In vielen Bereichen wurden Dammtrassen einschließlich Straßenüberquerungen errichtet. Zudem hat die Rohrtrasse ein sehr geringes Gefälle. Aufgrund des kurzen Bauzeitraumes und den örtlichen Trassengegebenheiten musste ein Rohrmaterial gefunden werden, das beide Kriterien optimal berücksichtigt. Geringe Metergewichte und vor allem systembedingt schnelle Einbauleistungen waren die Pluspunkte, die bei dieser Materialentscheidung den Ausschlag gaben. Der TAZV und der Planer haben sich für GFK-Rohr entschieden, nicht zuletzt wegen der genannten Vorteile, sondern auch wegen des geringen Rohrreibungsverlusts aufgrund der ausgezeichneten hydraulischen Eigenschaften des GFK-Rohres. Den Zuschlag für die Lieferung der Rohre erhielt letztendlich die Amitech Germany GmbH, Mochau, die 2009 rund 5800 m Wickelrohr DN 800 samt der erforderlichen Sonderbauteile lieferte.
Tatsächlich konnten durch die Oevermann Verkehrswegebau GmbH als bauausführendes Unternehmen täglich bis zu 120 Meter Rohre verlegt werden, wobei Rohrlängen von 6 bis 13,2 m zum Einbau kamen. Solche Tagesleistungen trugen maßgeblich zur fristgerechten Fertigstellung der Klarwasserleitung bei. Ein besonders konstruktiver „Knackpunkt“ im Leitungsverlauf waren vier Rohrbrücken, die unter anderem eine Landstraße überbrücken. Bei diesen als Stahlkonstruktionen ausgeführten Brücken kam es nicht nur auf geringe Rohrgewichte an, um den konstruktiven Aufwand für die Brücken selbst vertretbar zu halten. Eine wichtige Rolle spielten auch die relativ geringen Wandstärken der GFK-Rohre. Vor allem bei der Straßenbrücke hätten Rohre mit größerer Wandstärke zu einer Erhöhung der Brückenkonstruktion oder zu einer unzulässigen Reduzierung der Durchfahrtshöhe geführt.n