Messbare Qualitätssteigerung
Fachtagung, Podiumsdiskussion und Preisverleihung im nhow Hotel BerlinHerzlichen Glückwunsch – die Nesseler Grünzig Gruppe aus Aachen gewann als diesjähriger Gesamtsieger den deutschlandweiten Wettbewerb „Bauunternehmen des Jahres 2018“.
Bereits zu fünften Mal lud das Fachmagazin THIS – Tiefbau. Hochbau. Ingenieurbau. Strassenbau unterstützt von der Technischen Universität München zum deutschlandweiten Wettbewerb „Bauunternehmen des Jahres“. Die Fachtagung der Veranstaltung fand in diesem Jahr im nhow Hotel Berlin statt. Zur anschließenden Preisverleihung begaben sich die Teilnehmer in den angrenzenden Spreespeicher.
Prof. Dr.-Ing. Josef Zimmermann, Ordinarius am Lehrstuhl für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung LBI der Technischen Universität München, eröffnete die Vortragsreihe mit einem Grußwort und unterstrich gleich zu Beginn, welchen positiven Einfluss der Wettbewerb auf teilnehmende Bauunternehmen habe. Laut Prof. Zimmermann gibt es messbare Verbesserungen – Firmen, die bereits in den Vorjahren teilnahmen, setzen die aus den Auswertungen ermittelten Ergebnisse zur Verbesserung der betrieblichen Abläufe bereits mit viel Erfolg um. Die Teilnehmer überzeugen demnach durch eine gesteigerte Qualität ihrer Unternehmensstrukturen und heben das Niveau des Wettbewerbs von Jahr zu Jahr an. Prof. Zimmermann freute sich über diese Entwicklung: „Leider vergeben wir nur fünf Preise. Es hätten viel mehr Firmen eine Auszeichnung verdient.“
Firmen brauchen strategische Personalplanung
In ihrem Vortrag „Zukunft in der Arbeitswelt der Bauindustrie“ ging Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des ibe Institut für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen am Rhein, der Frage nach, wie sich Arbeitgeber in Bezug auf die Personalplanung für die Zukunft rüsten können. Einer ihrer Kernpunkte lag darin, dass jede Generation von Arbeitnehmern eigene Ansichten zu Arbeit und Beruf habe. Die Betriebswirtschaftlerin stellte zu Beginn die These auf, dass Arbeitnehmer aus der Generation Y (geboren zwischen den frühen 1980er und frühen 2000er Jahre), die alle Voraussetzungen zur Berufsausübung, wie einen Schulabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung, mitbringen, leistungsbereiter sei als vorhergehende Generationen. Diese wolle und müsse von ihren Arbeitgebern allerdings auch „mitgenommen“ werden, da sie eine andere Einstellung zu Arbeit und Arbeitsstrukturen habe. Auf den Arbeitgebern laste daher heute eine höhere Verantwortung für die „Ressource Mitarbeiter“.
Der Umgang mit Personal sei, laut Prof. Rump, eine Herausforderung, da sich gerade jüngere Arbeitnehmer ihre Beschäftigung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Ebenen aussuchten. So spielen nicht nur die Makro-/Meta-Ebene (wie Bildung und Akzeptanz) und Mikro-Ebene (wie Arbeitsumgebung, und -modelle), sondern zusätzlich auch die Meso-Ebene (wie Arbeitsschutz und Kosten-Nutzen) eine immer wichtigere Rolle. Junge Arbeitnehmer bringen ein hohes Maß an Motivation mit und wollen sich aktiv in Arbeitsprozesse einbinden. Der Arbeitgeber müsse dieses Potenzial erkennen, indem er Firmenwerte bewahre, diese aber auch verändere und der Personalsituation anpasse. Für Prof. Rump ist es daher unerlässlich, dass Unternehmen auf eine strategische Personalplanung setzen.
Lebhafte Podiumsdiskussion
Personalrecruiting war das Thema der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Eugen Schmitz, Chefredakteur des Fachmagazins THIS. Prof. Dr. Jutta Rump, Prof. Dr.-Ing. Josef Zimmermann, Thomas Völkl (Coach und Autor mehrerer Ratgeber für Recruiting), Julia-Carolin Schmid (Geschäftsführerin der Wolff & Müller Personalentwicklung GmbH (WMPE)) und Dieter Babiel (Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e. V.) tauschten sich über veränderte Bewerbungsstrategien in der Personalgewinnung aus. Ein Schwerpunkt lag auf den Möglichkeiten, Schüler und Absolventen für einen Beruf in der Baubranche zu begeistern. Thomas Völkl betonte, dass es wichtig sei, Bewerbungsverfahren zu modernisieren, indem Arbeitgeber beispielsweise nicht mehr über klassische Stellenanzeigen suchen, sondern die Hemmschwelle für Bewerber senken und andere Kommunikationsmittel zulassen. Außerdem sei es entscheidend, an welchem Ort man nach Mitarbeitern suche – dies sollten im Idealfall die Orte sein, an denen sich die möglichen Bewerber von sich aus aufhielten.
Julia-Carolin Schmid bestätigte diese These und berichtete von der Zusammenarbeit mit Schulen, um auf diese Weise Jugendlichen die unterschiedlichen Arbeitsmöglichkeiten im Berufsfeld Bau näherzubringen. Auch das Auslegen von Postkarten mit den Kontaktdaten des Unternehmens in umliegenden Cafés brachte Aufmerksamkeit, die zu Bewerbungen führte. Frau Schmid zeigte aber auch auf, dass es regional unterschiedliche Reaktionen auf die Aktivitäten gebe und jedes Unternehmen für sich abwägen müsse, welche Maßnahmen sinnvoll seien. Thomas Völkl beschloss die Diskussion mit seiner These, dass Bewerbungsverfahren im Ganzen modernisiert werden müssten, um für junge Menschen attraktiv zu sein. Er pflichtete damit dem vorhergehenden Vortrag von Frau Prof. Rump bei, dass sich Unternehmen wandeln müssen, um für die gegenwärtige Generation von Berufsanfängern interessant zu sein.
Crash oder Punktlandung?
Den Abschluss der Tagung bildete Philip Keil mit seinem Impulsvortrag „Crash oder Punktlandung? Das Team macht den Unterschied“. In diesem verglich der Berufspilot seine Erfahrungen im Cockpit mit der Führung von Unternehmen. So sind seiner Meinung nach Entscheidungsunfähigkeit, mangelnde Kommunikation und schlechte Prioritätensetzung die häufigsten Gründe für Abstürze – nicht nur im Bereich Luftfahrt, sondern auch für das Scheitern eines Unternehmens. Tritt der Katastrophenfall ein, ging dem in den meisten Fällen eine Ursachenkette voraus, die eine erfolgreiche Teamarbeit blockierte. Für Keil ist eine funktionierende Teamarbeit unabdingbar, um erfolgreich ein Ziel zu erlangen. Arbeitgeber müssten deshalb Vertrauen in jeden einzelnen Mitarbeiter haben, denn, so ist sich Philip Keil sicher, „Machtdistanz verhindert Teamwork“.
Preisverleihung
Nach der Fachtagung mit informativen Vorträgen und der regen Podiumsdiskussion wechselten die Teilnehmer in den nebenliegenden Spreespeicher zur mit Spannung erwarteten Preisvergabe. Frank Sitta, Landesvorsitzender der FDP Sachsen-Anhalt und Mitglied im Deutschen Bundestag, eröffnete die Verleihung und verwies auf die Wichtigkeit der Baubranche. Diese Aussage unterstrich auch Karl-Heinz Müller, Geschäftsführer des Bauverlags, der sich bei allen teilnehmenden Bauunternehmen bedankte und nochmals die hohe Qualität des Wettbewerbs hervorhob.
Dann wurde es spannend für die Finalisten: Moderator Karl-Heinz Müller verkündete die Entscheidung in der Kategorie Hochbau (kleine und mittelständische Unternehmen). Den ersten Preis des Abends nahm das Oldenburger Unternehmen Alfred Döpker GmbH & Co. KG, das durch seine Kommunikation der Unternehmensgrundsätze sowie einer konsequenten Anwendung von Unternehmensplanungen überzeugte, entgegen.
Sieger der Kategorie Tiefbau (kleine und mittelständische Unternehmen) ist die Raab Baugesellschaft mbH & Co. KG aus dem oberfränkischen Ebensfeld, die durch ihre operativen Instrumente der Akquisition und langjährige Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter hervorstach.
Die Kategorie Hochbau (große Unternehmen) entschied die Wolff & Müller Holding GmbH & Co. KG aus Stuttgart für sich. Besonders positiv bei dieser Entscheidung werteten die Experten die Kontinuität und eine positive Weiterentwicklung der Geschäftsprozesse.
Bereits zum dritten Mal gewann die Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG aus Hamm eine Auszeichnung in der Kategorie Tiefbau (große Unternehmen). In der Auswertung wurden ausdrücklich die Implementierung eines Compliance-Management-Systems sowie die Erhöhung der Investitionen in Forschung und Entwicklung positiv beurteilt.
Den Höhepunkt erreichte die Veranstaltung mit der Bekanntgabe des diesjährigen Gesamtsiegers: Karl-Heinz Müller übergab die Auszeichnung an die Unternehmensführung der Nesseler Grünzig Gruppe aus Aachen. In einem Jahr mit einer Rekordzahl an Bewerbern überzeugte das Unternehmen in allen Wettbewerbskategorien und setzte sich in einer äußerst spannenden und knappen Entscheidung gegen die 22 Finalisten durch. Karl-Heinz Müller lobte insbesondere die innerbetriebliche Organisation sowie die strategische Ausrichtung. Darüber hinaus überzeugte die Firma Nesseler im Wettbewerb mit seiner Personalentwicklung und -führung. Karl Arnolds, Vorsitzender der Geschäftsführung planen-bauen-betreiben in der Unternehmensgruppe, nahm die Auszeichnung für das Unternehmen entgegen und nutzte seine Dankesrede, um sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bedanken: „Ihnen gehört der Preis, denn sie sind es, die unsere Werte leben, Entwicklungen nach vorne bringen und unser Unternehmen erfolgreich machen – sowohl nach innen, im Umgang miteinander, als auch nach außen.“ Der Gewinn zeige nicht nur die Wertschätzung gegenüber des gesamten Teams und den Leistungen, sondern diene auch als Ansporn zu Fortschritt und Verbesserung.
Auch in diesem Jahr war die Veranstaltung „Bauunternehmen des Jahres“ wieder ein voller Erfolg: Die Gewinner freuten sich nicht nur über Ihre Auszeichnungen und der ihnen damit entgegengebrachten Wertschätzung, für alle Teilnehmer bot sowohl die Tagung als auch die Preisvergabe den fachlichen Austausch über neue Entwicklungen.
Die Gewinner und Teilnehmer sind sich einig, die in den Auswertungen erhobenen Ergebnisse nicht nur berücksichtigen, sondern als Anstoß für positive Veränderungen nutzen wollen. Wolfgang Schubert-Raab, Geschäftsführer der Raab Baugesellschaft, resümiert: „Wir werden uns nicht auf dieser Auszeichnung ausruhen! Wir nehmen es als Ansporn, auch weiterhin unsere Prozesse zu verbessern und gemeinsam mit unseren Mitarbeitern unseren Kunden stets beste Handwerksqualität zu liefern.“ Martin Karnein, Geschäftsführender Gesellschafter des dreimaligen Preisträgers Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, sieht die Auswertung ebenfalls als Potenzial und möchte diese als Impuls für positive Entwicklungen nutzen, um sich auch für zukünftige Runden des Wettbewerbs zu qualifizieren.
Bauunternehmen des Jahres
Ziel des Wettbewerbs ist es, das Ansehen von Unternehmen in den Bereichen Bauwirtschaft und -industrie zu stärken. Vorbildlich agierende Firmen sollen ausgezeichnet werden, um Impulse für positive Entwicklungen in der gesamten Baubranche zu geben. Im Zentrum des Wettbewerbs steht ein wissenschaftlich fundierter Fragebogen. Dieser wurde von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Josef Zimmermann entwickelt und zielt auf Prozesse im Unternehmen sowie wesentliche, erfolgsbestimmende Faktoren, beispielweise für Strategie, Akquise, Kundenorientierung, Einkauf und Beschaffung, Mitarbeiterführung und Qualitätsmanagement. Die Bewerber setzen sich mit ihren eigenen Unternehmensstrukturen auseinander und übermitteln einen Überblick ihrer betrieblichen Prozesse. Im Auswertungsverfahren ermittelt das Universitätsteam auf wissenschaftlicher Basis die grundlegenden Fähigkeiten von Bauunternehmen. Jeder Bewerber erhält nach der Auswertung eine wissenschaftlich basierte Beurteilung des Unternehmens mit einer Stärken- und Schwächen-Analyse. Zusätzlich noch Handlungsempfehlungen, wie man die Stärken nutze, um Prozesse im Unternehmen effizienter zu gestalten.
Hochbau (kleine und mittlere Unternehmen)
Alfred Döpker GmbH & Co. KG, Oldenburg
www.team-doepker.de
Tiefbau (kleine und mittlere Unternehmen)
Raab Baugesellschaft mbH & Co. KG, Ebensfeld
Hochbau (große Unternehmen)
Wolff & Müller Holding GmbH & Co. KG, Stuttgart
Tiefbau (große Unternehmen)
Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, Hamm
www.heckmann-bau.de
Gesamtsieger
Nesseler Grünzig Gruppe, Aachen
www.nesseler.de