Modellorientierte Arbeitsweise
Grenzüberschreitend Denken und Handeln gehört bei der international operierenden Julius Berger Gruppe zum Tagesgeschäft. Denn bereits seit dem Jahr 1965 wurden diverse Bauvorhaben in Nigeria realisiert.
Die Julius Berger International GmbH (JBI) ist dabei von Deutschland aus unter anderem in den Feldern Bauplanung, Ingenieurbau und Baulogistik aktiv. Mit der neuen modellorientierten Arbeitsweise mit 3D-CAD-Programmen sowie dem Projekt- und Kostenmanagementsystem iTWO 5D sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JBI gefordert, Abteilungsgrenzen zu überschreiten – und profitieren von vielen neuen Vorzügen.
Julius Berger
Die in Abuja, Nigeria, ansässige Julius Berger Nigeria Plc (JBN) gilt als größtes und gleichsam erfolgreichstes Bauunternehmen des Landes. Die rund 18.000 Mitarbeiter des Unternehmens sind auf Infrastruktur- und Industrieprojekte sowie Hoch- und Tiefbau spezialisiert und bestens mit den komplexen Anforderungen an Bauprojekte in Nigeria vertraut. Mit einem vielschichtigen Leistungsportfolio, das den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts umfasst, setzt die JBN stets auf höchste Qualität für den Kunden. Dieses erstreckt sich von Design über Bauausführung bis hin zur Instandsetzung.
Die JBI ist eine 90-prozentige Tochter der JBN. Die Kernkompetenz des Wiesbadener Unternehmens ist das Ingenieurwesen. Hinzu kommen die komplette Organisation des Ressourcen-Managements, die Rekrutierung von Fachpersonal, Sicherstellung der Lieferketten sowie Contract-Service, um ein durchgängig erfolgreiches Bauprojekt zu gewährleisten.
Moderne IT-Infrastruktur
für modellorientiertes Arbeiten
Basis für den durchgängigen Projekterfolg bei der JBI bildet eine integrierte IT-Infrastruktur, mit der aktuelle Bauprojekte in 5D bearbeitet werden können. 5D bedeutet eine modellorientierte Arbeitsweise mit am Markt führenden 3D-CAD-Systemen für Architektur und Tragwerksplanung. Die vierten und fünften Dimensionen bilden Zeit- und Kostenmanagement, die allesamt direkt am 3D-Modell erfolgen. Für diese Aufgaben hat das Unternehmen eine Software zur Ablaufplanung sowie das Projekt- und Kostenmanagementsystem iTWO 5D von RIB implementiert. Rund vier bis fünf größere Bauprojekte im Hochbau wurden bei der JBI bislang bereits mit Hilfe dieser neuen Technologie bearbeitet. Zu diesen zählt das Akwa Ibom Stadion, welches in der Stadt Uyo im Südosten von Nigeria gebaut wird. Das Multifunktionsstadion, das auf einer Bruttogrundfläche von 31.200 Quadratmetern aktuell realisiert wird, soll Platz für 30.000 Zuschauer bieten sowie eine Infrastruktur mit 2.500 Stellplätzen für PKW plus Busparkplätze umfassen. Die öffentliche Baumaßnahme startete im Frühjahr 2012 und soll bis Frühjahr 2015, in einer Bauzeit von 36 Monaten, abgeschlossen sein. Die umfassenden Planungen dazu begannen bereits im Jahre 2009.
Koordination zwischen Planungsbüro und Baustelle
Die Planung erfolgt bei der JBI in Deutschland. Hier werden die 3D-CAD-Modelle für die Tragwerksplanung – Schal- und Bewehrungspläne – sowie die Architekturpläne erstellt. Gleichsam sind Verantwortliche für Einkauf, etwa für Leistungen im Sektor Haustechnikplanung, die das Unternehmen gewöhnlich an ein Fremdunternehmen vergibt, sowie für die Ausbaugewerke am Standort Wiesbaden angesiedelt. Die grenzüberschreitende Aufgabe der Übergabe dieser Informationen an die Baustelle in Uyo, Nigeria, erfolgt durch einen Projektleiter der JBI. Er koordiniert die Zusammenarbeit zwischen der JBI in Wiesbaden und der Baustelle in Nigeria. Die Planung erfolgt durch Mitarbeiter des technischen Innendienstes. Beim Stadionbau in Uyo verantwortete diese Aufgabe Sebastian Brück, der mit seinem Wissen aus der Planung als technischer Innendienstarbeiter auf die Baustelle gegangen ist und dort der Projekt- und Bauleitung als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Als Verantwortlicher der Baustellensteuerung und der Abrechnung stellt er den Projektbeteiligten sämtliche relevanten Projektdaten aus der Kalkulation und der Baustellensteuerung aus der Software iTWO heraus zur Verfügung.
Neue Aufgaben stärken Teamarbeit
und Austausch
„Die Umstellung auf diese vollkommen neue, modellorientierte Arbeitsweise stellte unsere Teams zunächst vor eine Vielzahl neuer Herausforderungen, die es zu meistern galt“, resümiert der Projektverantwortliche. „In einem ersten Schritt waren wir vor die Aufgabe gestellt, einen unternehmenseigenen Content für Roh- und Ausbau zu entwickeln. Diesen haben wir mit Hilfe von Variablenassistenten erarbeitet.“ Eine weitere Neuerung in der Projektbearbeitung stellt die Verschiebung der Aufgaben der einzelnen Mitarbeiter und Teams dar. Sebastian Brück: „Hierbei waren wir gefordert, über die eigenen Abteilungsgrenzen hinauszuschauen. So gehört zu den Tätigkeiten der Tragwerksplaner fortan eine Aufgabenstellung, die bis hin zum Leistungsverzeichnis reicht und Mengenermittlung und Mengengenerierung mit einschließt.“
Optimierte Mengenermittlung mit iTWO 5D
Die Vorteile dieser modellbasierten Arbeitsweise waren jedoch bei diesem erst zweiten Hochbauprojekt, das das Unternehmen auf Basis dieser Technologie bearbeitet hat, bereits klar ersichtlich. Die Mengenermittlung war aufgrund der 3D-Daten aus der Tragwerksplanung erheblich einfacher zu bewältigen und erfolgte deutlich schneller. Dieser Vorteil zeigte sich vor allem bei Projektänderungen, die ohne Aufwand in das Projekt eingepflegt werden konnten. Mit Hilfe der visuellen Darstellung konnte zudem die Zusammenarbeit der Teams untereinander optimiert werden. Diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die mit der Projektbearbeitung auf der Baustelle betraut sind, kann die Planung in 3D sowie die anhand des 3D-Modells ermittelten Mengen einsehen, was nicht zuletzt die Kommunikation zwischen Planungsbüro und Baustellenteam erheblich vereinfacht.
Ausblick: Controlling-Aufgaben und Einkauf modellorientiert steuern
Auch das Baustellen-Controlling, das aktuell noch auf dem klassischen Wege erfolgt, soll in Zukunft über das Modell mit iTWO 5D abgewickelt werden. Um auch Leistungen im Bereich der Haustechnik umfassend in die modellorientierte Projektbearbeitung zu integrieren, prüft das Unternehmen neue Aufgaben für den Bereich Procurement mit Hilfe des 3D-Modells. Die Anbindung soll künftig die Aufgaben des Einkaufs vereinfachen, indem auch diese zentral über das Modell und iTWO 5D gesteuert werden.
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