Modulare Bauweise wirkt nachhaltig

Modulbauweise für den Wohnungsbau

Im Gewerbebau ist die Systembauweise bereits etabliert, nun setzt sie sich auch im Wohnungsbau immer mehr durch. Galt modulares Bauen früher vor allem als schnell und billig, betonen heutige Anbieter die Nachhaltigkeit.

In Deutschland fehlen bis 2020 jährlich 385.000 neue Wohnungen, so eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln. Um den Mangel zu lindern, wollen viele Städte und Kommunen mehr Wohnungen seriell bauen lassen, mit standardisierten Entwürfen, Grundrissen – und Fertigmodulen. Die Systembauweise galt bislang als wenig nachhaltig, monoton und unflexibel. In den 70er Jahren schnell und billig erstellte Siedlungen verwahrlosten im Lauf der Jahre und fielen durch technische Mängel auf. Heute zeigen moderne Bauspezialisten, dass modulares Bauen und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen.

Auf Wunsch klimaneutral

„Bauherren können ihre Immobilie mit uns klima-neutral errichten“, sagt Izabela Bürkner, Leiterin des Expertenteams Nachhaltigkeit bei Goldbeck. Das Bielefelder Bauunternehmen realisiert Projekte zum großen Teil mit industriell vorgefertigten Elementen aus eigener Produktion. In sechs Werken werden jährlich rund 70.000 Tonnen Stahl, mehr als 220.000 Kubikmeter Beton und 1.500 Tonnen Aluminium verarbeitet. „So sichern wir die Qualität unserer Produkte und sind unabhängig von Lieferzeiten externer Anbieter“, fasst Bürkner die Vorteile der eigenen Fertigung zusammen. Ist der Wunsch des Kunden, klimaneutral zu bauen, ermitteln die Goldbeck-Experten in Zusammenarbeit mit „Climate Partner“ die Menge an Treibhausgasen, die bei der Realisierung eines Gebäudes entstehen. Der Ausgleich erfolgt über ein Enga­gement bei zertifizierten Klimaprojekten. Bereits 2014 erhielt Goldbeck ein Mehrfachzertifikat für Büro­ und Verwaltungsgebäude von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen.

„Bereits in der Pla­nungsphase setzen wir verschiedene Simulationen ein“, erklärt Bürkle. Dabei wird das Gebäude als dreidimensionales Modell inklusive der künftigen Umgebung abgebildet. So lassen sich vom Aprilwetter bis zur tief stehenden Wintersonne sämtliche Wettereinflüsse darstellen und zukünftige Ver­brauchswerte realitätsnah ermitteln.

Effiziente Bewirtschaftung

Den Nachhaltigkeits-Weg beschreitet das Unternehmen auch, wenn es um das effiziente Bewirtschaften der Gebäude geht: „Einer unserer Inbetriebnahme-Manager erfasst die Verbrauchswerte in den Immobilien und macht so Schwachstellen sichtbar“, so die Diplom-Ingenieurin. Mithilfe dieser Analyse lässt sich die Gebäudetechnik optimieren und bis zu 30 Prozent Energie einsparen.

„Mit dem Bereich Wohnungsbau mussten wir uns in den vergangenen Jahren wegen zu geringer Nachfrage kaum beschäftigen“, sagt Jan Ackerstaff, Marketingleiter beim Modulbauunternehmen Kleusberg. Das hat sich jüngst geändert, als das Bündnis für bezahlbares Wohnen unter Bundesministerin Barbara Hendricks eine Wohnungsbauoffensive angestoßen hat. Ein 10-Punkte-Programm soll Anreize setzen, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Unter anderem forciert der Plan Serielles Bauen.

Kleusberg hat sich zum Ziel gesetzt, den Modulbau von seinem Image als Notlösung im Wohnungsbau zu befreien. „Wir wissen, dass langfristiger Vermietungserfolg nur über eine hochwertige Architektur zu erreichen ist“, so Ackerstaff. Deshalb arbeitet das Unternehmen bevorzugt mit renommierten Architekturbüros zusammen. Neben Speziallösungen wie vorhandene Gebäude aufzustocken sehen die Modulbau-Experten gute Chancen in der innerstädtischen Nachverdichtung. Nachhaltigkeit ist bei Kleusberg Planungsgrundlage: Der mittelständische Betrieb verzichtet bei seinen Modulbauten auf jegliche Arten von Verbundwerkstoffen, trennt alle Materialien sortenrein und führt sie in den Wertstoffkreislauf zurück.

In nur neun Wochen Platz für 1000 Flüchtlinge

Erste Projekte konnte Kleusberg bereits im modularen Bau von Flüchtlings-Unterkünften realisieren. In Stuttgart hat das Bauunternehmen für die Wohnungs- und Städtebaugesellschaft in neun Wochen Bauzeit insgesamt sechs Gebäude für mehr als 1000 Flüchtlinge errichtet. Eine freundliche und einladende Architektur soll einen entscheidenden Beitrag zur Akzeptanz im unmittelbaren Umfeld leisten. Die Häuser verfügen über zwei Ebenen mit Gemeinschaftsküchen und Sanitäranlagen. Im Bedarfsfall können die Bauten umgerüstet und als Familienwohnungen genutzt werden. „Weitere Projekte für den sozialen Wohnungsbau sind aktuell in Planung, ein Teil davon wird im Passivhaus-Standard entstehen“, so Ackerstaff.

Sinnvolle Synergien

Fertigbausysteme sind nicht unbedingt preiswerter als die Massivbauweise, meldet der Hauptverband der deutschen Bauindustrie, doch der Einsatz vorgefertigter Elemente schafft sinnvolle Synergien. „Statt bedingungslos dem Leitbild der Einzelfertigung zu folgen, sollten künftig stärker Prototypen geplant werden, die deutschlandweit in Serie umgesetzt werden könnten,“ sagt Peter Hübner, Präsident des Verbandes.

Auch Kosten und Bauzeit lassen sich im Serienbau besser planen, als bei der individuellen Bauweise. Die Fertigung der Bauteile unter Fabrikbedingungen ermöglicht außerdem standardisierte Qualitätskontrollen sowie ein kontrolliertes Beseitigen von Abfall. Auch der Lärm auf der Baustelle reduziert sich, denn die Zeit für die Montage ist im Vergleich zum nicht modularen Bau vor Ort gering. Je nach Art des Modulbaus lässt sich dieser zudem in bester Recycling-Manier gegebenenfalls wieder demontieren und andernorts wiederverwenden.

Goldbeck GmbH

www.goldbeck.de

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