Neue Schalungsspannstelle in der Praxis
Die Schalungsspannstelle „Oktagon-Plus“ der Nevoga GmbH, Freilassing, ist ein
patentiertes Produkt zur Herstellung wasserdichter Spannstellen in den Umfassungswänden von weißen Wannen im Sinne der einschlägigen WU-Richtlinien [1].
Prof. Dr.-Ing. H. Sipple, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Regensburg für Betontechnologie, Schäden an Bauwerken und Bauteilen aus Beton
Es handelt sich um ein Kunststoff-basiertes System. Es wird auf Soll-Länge produziert auf die Baustelle geliefert und dort nach üblichen und bekannten handwerklichen Regeln in Rahmen- oder Trägerschalsysteme eingebaut. Die Umläufigkeit wird durch eine äußere Profilierung bzw. Rippung des Kunststoffrohrs verhindert. Gegen Durchläufigkeit ist ein Dichtstopfen vorgesehen, der bei diesem System nicht eingeklebt, sondern auf der Baustelle nach dem Ausschalen von Hand eingeschlagen wird. Nach dem Ausschalen wird mit einfachem Handwerkszeug der Konus an der Sollbruchstelle abgebrochen und der separat gelieferte Dichtstopfen mit dem Hammer oberflächenbündig zum Abstandhalterrohr eingeschlagen. Zusätzlich stehen werkseitig hergestellte Verschlussstopfen zur Verfügung, mit denen der Verschluss des Konus optisch hochwertig ausgeführt werden kann. Dies vorzugeben ist Aufgabe des Planers (Siehe Abb. 1 bis 3).
Diese Arbeitsschritte sind einfach, witterungsunabhängig und augenscheinlich überprüfbar. Sie sind baustellengerecht. Es handelt sich um ein „robustes“ System, das sehr wenig fehleranfällig ist.
Die Qualifikationen
Wasserdichtigkeit: Die Richtlinien [1] verlangen den Verwendbarkeitsnachweis, also den Nachweis, dass die Durchdringung des Betonquerschnitts durch die Spannstelle die Wasserdichtigkeit des Bauteils nicht mindert. Es liegen hierfür Prüfzeugnisse vom Magistrat der Stadt Wien [2] und vom Prüflabor Kiwa MPA Bautest GmbH, Garching, vor [3], die diese Qualifikation bestätigen. Die Prüfungen wurden jeweils mit 5 bar Wasserdruck und 3 Tagen Einwirkdauer durchgeführt. Die Wassereindringung (Umläufigkeit) erfolgte bei allen Proben nur bis zum ersten breiten Ring in ca. 4 cm Entfernung von der Betonoberfläche. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass bereits der Konus ca. 1,5 cm in den Betonquerschnitt eingreift. Eine Durchläufigkeit wurde in keinem Fall festgestellt.
Sichtbeton-Eigenschaften: Wegen des werkseitig angespritzten Konus mit zusätzlicher Dichtscheibe sind günstige Vorgaben für die Herstellung von Betonflächen mit hohen Anforderungen an das Aussehen gegeben. Bei richtigem Einbau der Schalungsspannstelle kann das angestrebte scharfkantige Spannstellenbild nach Abb. 4 mit guter Wahrscheinlichkeit erreicht werden.
Feuerwiderstand: Das Prüfzeugnis [4] des Magistrats der Stadt Wien belegt für das System Oktagon-Plus ohne Zusatzmaßnahmen wie zusätzliche Füllstopfen, o.ä., einen Feuerwiderstand von 180 Minuten im Brandversuch nach ÖNORM EN 1363-1. Es wurde somit die Feuerwiderstandsklasse F180 erreicht. Der Abstandhalter selbst ist PVC-frei. Schädliche Gase entstehen daher im Brandfall nicht. Das Prüfergebnis belegt die Einsetzbarkeit des Systems in Tiefgaragen mit Brandschutzanforderungen und auch in Brandschutzwänden.
Hygienische Beurteilung, Trinkwasser-Verträglichkeit: Ein Kunststoff-basiertes System muss sich dieser Frage stellen. Die Trinkwasser-Verträglichkeit wird im Prüfzeugnis [5] für Kaltwasser bestätigt. Weiter ist Einsetzbarkeit in chloridhaltigem Wasser von Schwimmbecken gegeben [6], wie auch der Nachweis der Beständigkeit beim Einsatz in Kläranlagen und beim Kontakt mit Gülle oder Biogas vorliegend [7].
Schallschutz: In weiterem Prüfzeugnis des Magistrats der Stadt Wien werden die Anforderungen an den Schallschutz für Außenwände (ÖNORM B 8115-2:1998) und an die mindesterforderliche Luftschalldämmung innerhalb von Gebäuden (Trennbauteile, ÖNORM B 8115-2:1998) nachgewiesen [8].
Im Ergebnis liegt ein Paket von Prüfzeugnissen vor, das die Einsetzbarkeit des Systems für ein breites Spektrum anspruchsvoller Bauwerke aus Stahlbeton belegt.
Die Praxisbewährung
Nach Angabe des Herstellers wurden vom System Oktagon-Plus bis heute bereits ca. 2 Millionen Stück in Österreich und Deutschland verkauft. Dem Autor lag daran, die Praxisbewährung des Systems aus eigener Anschauung zu beurteilen. Gelegenheit hierzu bot sich auf der Baustelle Neubau der Justizanstalt Salzburg in Puch bei Hallein. Hier entsteht auf einem ca 20 000 m² Grundstück ein Gebäudekomplex in Niedrigenergie-Bauweise mit ca 12 500 m² Netto-Grundfläche. Die Firma Oberrater Bau GesmbH führt die Rohbauarbeiten aus.
Für die Umfassungswände im Untergeschoß waren etwa 1500 m² Wandfläche mit Anforderung an die Wasserdichtigkeit herzustellen. Bauseitig wurde ein Doka-Rahmenschalsystem mit zwei Durchankerstellen über Wandhöhe verwendet. Die Spannstellen wurden mit der Schalungsspannstelle Oktagon-Plus mit zusätzlichem Dichtstopfen und Dichtscheibe ausgeführt.
Zum Besuchszeitpunkt lag die außenseitige Wassersäule nach Angabe der Bauleitung, Herrn Ing. Browne, bei ca. 1,8 m über OK Bodenplatte, wirkend in wechselnder Höhe seit ca. 3 Wochen. Bis zum Besuchszeitpunkt wurde nach weiterer Angabe der Bauleitung keine einzige undichte Durchankerstelle festgestellt.
Das System Oktagon-Plus wurde weiter in den Trennwänden mit Brandschutzanforderungen (Wanddicke d = 20 cm, Anforderung F 90) eingesetzt. Hier waren ca. 12 700 m² Wandfläche mit gleichem Doka-Rahmenschalsystem herzustellen. Die das Bauwerk insgesamt umschließende Außenwand mit im Regelbereich d = 35 cm Wanddicke und 6,8 m Höhe in Beton der Festigkeitsklasse C25/30 wurde auf Wandhöhe in einem Guss betoniert. Die Anforderung lautete Sichtbetonklasse S 31 und wurde sehr gleichmäßig und überzeugend über ca. 2500 m² Wandfläche umgesetzt. Wiederum wurde die Schalungsspannstelle Oktagon-Plus eingesetzt.
Ergebnisse
Das System Oktagon-Plus ist auf der Baustelle einfach und handwerksgerecht, es ist wenig Fehler- und insgesamt nicht Witterungsanfällig. Es handelt sich um ein robustes System.
Ein Paket von Prüfzeugnissen [2 – 8] belegt die vielfältige Anwendbarkeit für wasserdichte Bauwerke, für Sichtbetonflächen, für Flächen mit Anforderungen an den Feuerwiderstand und für chemisch beanspruchte Bauwerke wie Kläranlagen, Gülle- und Biogas-Bauwerke.
Im Internet finden Sie die ausführlichen Quellenangaben und den Fachartikel mit noch mehr Fotos. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.