Ohne Experten wird es teuer
Qualitätssicherung beginnt bei der Auswahl des Planers„Entwässerungssysteme sind langfristig nutzbare Einrichtungen, ohne die eine zivilisierte Gesellschaft aus hygienetechnischen und umweltrelevanten Gründen nicht existieren kann. Die Erhaltung dieser Werte im sozialen wie im monetären Sinn ist heute mehr denn je erforderlich“, diese Meinung vertritt Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, Inhaber des Ingenieurbüros Vogel Ingenieure aus dem baden-württembergischen Kappelrodeck.
Mit seiner Meinung steht der beratende Ingenieur, der sich mit seinen Mitarbeitern auf den Bereich der Kanalsanierung spezialisiert hat, nicht alleine. Mittlerweile ist auch in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt, dass die Entwässerungsanlagen zu den wertvollsten Einrichtungen von Städten und Gemeinden gehören. „Sie unterliegen einer steten Abnutzung und Alterung“, so Vogel. „Deshalb trägt die Instandhaltung neben der Sicherstellung der wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkte zur Erhaltung der vorhandenen Vermögenswerte bei.“ Es gilt, diese Systeme durch gezielte, intelligente Sanierungsmaßnahmen in ihrer Funktion zu erhalten. Auch, um Gebührengelder sinnvoll und zukunftsorientiert einzusetzen. An den Kanalbau werden aus diesem Grund besondere Ansprüche gestellt. Zum Beispiel hinsichtlich einer konsequenten Qualitätssicherung von der Kanaluntersuchung über die Ausschreibung bis zur Ausführung.
Die Qualität bei einigen Sanierungsverfahren wird in wesentlichem Maße erst auf der Baustelle erzeugt; deshalb ist es notwendig, Rahmenbedingungen zu definieren, die helfen, das gewünschte und seitens des Auftraggebers bestellte Qualitätsniveau verlässlich zu erreichen. Ausführende Unternehmen belegen ihre Qualifikation im Bereich der Kanalsanierung mit dem Gütezeichen S (Sanierung). Firmen, die diesen Nachweis führen, erfüllen die von Auftraggebern gestellten Anforderungen an Material, Verfahren, Ausführung und Eigenüberwachung in Übereinstimmung mit den aktuellen Regelwerken.
Allerdings ist Qualifikation und Fachwissen auch auf Auftraggeberseite gefragt. Die Qualitätssicherung beginnt mit der Auswahl des Planers. Er ist es, der dafür Sorge zu tragen hat, dass die richtigen Techniken vor Ort zur Schadensbehebung eingesetzt werden. Das Thema Kanalsanierung erfordert erfahrene Fachleute in der Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung. Die Praxis zeigt, dass es hier nicht immer rund läuft. Unvollständige Planungsfestlegungen und Ausschreibungsunterlagen führen oft zu Sanierungsergebnissen, welche die gestellten Anforderungen nicht erfüllen. Ursache sind fehlende Fachkenntnisse bzw. Erfahrungen oder die zu oberflächliche Projektbearbeitung. Die Folge sind unwirtschaftliche Sanierungen, die sich situationsbedingt regelmäßig erst viele Jahre später als solche herausstellen.
Die Gründe für diese Entwicklung liegen für Markus Vogel auf der Hand: „Eine zu geringe Personaldecke und Personalabbau in den Tiefbauämtern bedeuten in der Regel, dass wichtige Aufgaben ganz einfach zeitlich und organisatorisch nicht mehr erfüllt werden können. Zudem ist diese Entwicklung meist mit dem Verlust von Kompetenz verbunden. Unter dieser Situation leidet die Zielorientierung bei der Planerauswahl, eine Kontrolle der Ingenieurleistungen findet praktisch nicht statt.“ Bei der Planerauswahl sind so genannte Allrounder mittlerweile nicht mehr zwangsläufig die erste Wahl. „Die modernen Sanierungstechniken, die sich in den letzten 20 Jahren entwickelt haben, tragen dazu bei, dass die Lebenszeit von Abwasserleitungen und -kanälen deutlich verlängert werden kann. Der zielgerichtete und lösungsorientierte Einsatz der vielfältigen modernen Materialien und Verfahren erfordert jedoch ein gehöriges Maß an Spezialwissen. Deshalb ist derjenige, der von sehr vielem nur etwas weiß, schlichtweg überfordert“, so Vogel weiter.
Fachwissen nötig
Für den beratenden Ingenieur verlangt jede Sanierungsmaßnahme nach ganz speziellem Know-how. Auf Seiten von Auftraggebern und Bauüberwachern ebenso wie auf Seiten der ausführenden Unternehmen. Eine Kanalbaumaßnahme kann nur dann gelingen, wenn das nötige Fachwissen vorhanden ist, und wenn Auftraggeber, Ingenieurbüro und Auftragnehmer Hand in Hand zusammenarbeiten. Politik, Wirtschaft sowie Institutionen und Verbände weisen seit vielen Jahren darauf hin, dass der dauerhaften Dichtheit von Abwasserleitungen und -kanälen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Es liegt im Interesse aller, dass Abwasserleitungen und -kanäle von erfahrenen und zuverlässigen Fachleuten geplant, gebaut oder saniert werden. Aus diesem Grund wurde die Gütesicherung RAL-GZ 961 eingeführt, um eine kontrollierte Selbstverpflichtung der Unternehmen und eine Zuverlässigkeitssteigerung zu erreichen. Im Fokus steht dabei der Zustand unserer Kanalisation. Erfahrung und Zuverlässigkeit sind Grundlagen für Planungs- und Ausführungsqualität und somit für die Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit der Leitungsinfrastruktur.
Gute Erfahrungen
„Mit der Gütesicherung haben wir in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht“, bestätigt Markus Vogel. Die personelle und fachliche Qualifikation des Bieters ist ein maßgebliches Entscheidungskriterium, die es vor Auftragsvergabe zu hinterfragen und zu prüfen gilt. Für die Prüfung der Bieter stellt die Gütesicherung RAL-GZ 961 ein neutrales Instrument zur Verfügung. In den Güte- und Prüfbestimmungen finden sich detaillierte Anforderungen an die Fachkunde, die technische Leistungsfähigkeit und technische Zuverlässigkeit der Bieter sowie die Dokumentation der Eigenüberwachung. Im Einzelnen betrifft dies Anforderungen an Personal, Betriebseinrichtungen und Geräte, Nachunternehmer und Eigenüberwachung, deren Erfüllung die Bieter mit Angebotsabgabe nachweisen müssen. Allerdings: Was für die Auftragnehmerseite gilt, sollte auch auf Seiten der Auftraggeber selbstverständlich sein. „Von den ausführenden Unternehmen fordern wir Nachweise zur Qualifikation, deshalb ist es nur konsequent, dass sich auch Ingenieurbüros auf den Prüfstand stellen“, so die Überzeugung von Markus Vogel.
Beurteilungsgruppe ABS in die Güte- und Prüfbestimmungen aufgenommen
In den letzten Jahren wünschten sich zunehmend mehr Beteiligte einen Beleg für die fachtechnische Eignung von Organisationen, die mit der Ausschreibung und Bauüberwachung von Maßnahmen beauftragt sind. Einen entsprechenden Antrag hat die Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kanalbau diskutiert und unterstützt. Konsequent wurde die Ingenieurleistung im Bereich Ausschreibung (A) und Bauüberwachung (B) bei der grabenlosen Sanierung (S) von Abwasserleitungen und -kanälen 2007 als Beurteilungsgruppe ABS in die Güte- und Prüfbestimmungen aufgenommen. Auftraggeber und Ingenieurbüros dokumentieren damit ihre besondere Erfahrung und Zuverlässigkeit der Organisation und des eingesetzten Personals. Etwa durch entsprechende Referenzen und ein Managementsystem zur Fehlerminimierung. Mit Zeugnissen kann die Qualifikation des eingesetzten Personals nachgewiesen werden. Damit wurde ein Anforderungskatalog geschaffen, der Grundlage ist für zuverlässiges Handeln bei Ausschreibung und Bauüberwachung.
Für Markus Vogel ein Schritt in die richtige Richtung. „Bereits im Mai 2008 haben wir als eines der ersten Ingenieurbüros in Deutschland ein RAL-Gütezeichen 961 in der Gruppe „Ausschreibung, Bauüberwachung von Sanierungsmaßnahmen an Abwasserleitungen und -kanälen erhalten“, blickt Vogel zurück. Seitdem kommt einmal im Jahr ein von der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragter Prüfingenieur ins Unternehmen, um sich die Erfüllung der Anforderungen bestätigen zu lassen. Im Vorfeld wurden das Büro, dessen Ablauf- und Qualitätssicherungsprozesse sowie die Projektleiter eingehend geprüft. „Das bedeutete für uns keinen großen Aufwand“, so Vogel, der bereits bei der Gründung seines Unternehmens auf einen hohen Qualitätsstandard Wert legte. So nehmen unter anderem von Beginn an Mitarbeiter an der Weiterbildung zum Zertifizierten Kanalsanierungsberater teil. Alle Planer und Bauüberwacher haben diesen Lehrgang erfolgreich absolviert. Die weitergehende regelmäßige Fortbildung der Mitarbeiter hat für Vogel große Bedeutung, um technische Neu- und Weiterentwicklungen von Beginn an einordnen zu können.
Von dem Fachwissen und der Zertifizierung mit einem Gütezeichen profitieren alle Beteiligten. „Unsere Arbeit entlastet die Gebührenzahler in Kommunen und die Bilanzen von Unternehmen“, erklärt Vogel, für den die wirtschaftliche Instandhaltung der Infrastruktur eine Daueraufgabe darstellt. „Heute unterlassene Arbeiten führen morgen zu höheren Kosten“, ist Vogel sicher. „Sinnvolle Reinvestitionen in die Entwässerungssysteme sind Voraussetzung für langfristig stabile Abwassergebühren in den Kommunen.“
Wer Geld sinnvoll ausgibt, spart
Zertifikate für die Qualifikation von Auftraggebern und Ingenieurbüros einzurichten, entspricht mittlerweile den Wünschen vieler Beteiligter und dem Auftrag der Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft. Diesem Auftrag wurde mit der Einführung der Gütezeichen ABV – Ausschreibung und Bauüberwachung bei der grabenlosen Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen sowie ABAK – Ausschreibung und Bauüberwachung im offenen Kanalbau Rechnung getragen. Auch in diesen Bereichen sind spezielle und vertiefte Kenntnisse bei den Personen erforderlich, die mit der Ausschreibung und Bauüberwachung beauftragt sind. Die bei der Bearbeitung von Ausschreibungen und der Durchführung der Bauüberwachung zu beachtenden Punkte sind für die Beurteilungsgruppen in den entsprechenden „Leitfäden zur Eigenüberwachung“ niedergeschrieben. Sie enthalten Mindestanforderungen an den Umfang der Eigenüberwachung, die sich aus den einschlägigen Normen und Regelwerken ergeben.
Allerdings kann eine wirtschaftliche Sanierung nur durch eine intensive und sachgerechte Planung erreicht werden. „Wer Geld sparen will, muss Geld für eine qualifizierte Sanierungsplanung ausgeben“, lautet dementsprechend das Fazit von Markus Vogel. Die hierdurch entstehenden Kosten sind bereits mit dem Planungsergebnis und der Wirtschaftlichkeit der Sanierungsmaßnahme wieder refinanziert. Nach Auffassung Vogels können selbst bei umfangreichen Schäden durch eine intelligent geplante Sanierung erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden.