Projekt-Aspekte als Anregungen für bauliche Anpassungen nehmen
Mit Methoden der Mensch-Technik-Interaktion neue Möglichkeiten schaffenInterview mit Susanne Wallrafen, Projektkoordinatorin von Urban Life+,
über barrierefrie Innenstädte, den Einsatz von „smarten“ Technologien,
und die Teilhabe von Senioren am öffentlichen Leben
THIS: Der Wunsch, Senioren ein möglichst selbst bestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen, ist
einer der Kernpunkte im Bundesprojekt Urban Life+. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Susanne Wallrafen: Das Projekt will Senioren den Alltag erleichtern. Und zwar durch den Einsatz von neuen Technologien. Hier geht es um Teilhabe am öffentlichen Leben und Mobilität auch außerhalb der eigenen vier Wände.
THIS: Wie wollen Sie das verwirklichen?
Susanne Wallrafen: Mithilfe des Einsatzes von „smarten“ Technologien. Die sollen die Senioren aber nicht selber anwenden. Die Integration der Technologie soll in die Infrastruktur erfolgen, etwa derart, dass eine Ampel ihre Grünphase verlängert, wenn ein älterer Mensch die Straße überqueren will.
THIS: Wie funktioniert das Projekt?
Susanne Wallrafen: Aus unserer Erfahrung mit älteren Menschen kennen wir deren Wünsche und Bedürfnisse. Diese werden dann an die Partner weitergegeben und umgesetzt. Das heißt zum Beispiel, dass Ampeln die Gehgeschwindigkeit der Passanten erfassen können und die Phase dann entsprechend verändern. Das kann über eine App geschehen, ohne das grundlegende bauliche Veränderungen erforderlich sind.
THIS: Welche bauliche Veränderungen sind
während der Projektzeit geplant?
Susanne Wallrafen: Aktuell erstmal keine. Aber wenn die Anregungen aus dem Projekt, die an die Stadtverwaltung gehen, schnell umgesetzt werden sollen, dann sicherlich schon. Das ist dann Aufgabe der Kommune.
THIS: Gibt es neben dieser „denkenden“ Ampeln noch etwas, was baulich verändert werden könnte?
Susanne Wallrafen: Vorstellbar wären absenkbare Bordsteine. Denn die Bedürfnisse von Blinden oder Rollstuhlfahrern sind hier doch sehr unterschiedlich. Die einen brauchen eine Kante um sich zu orientieren und die anderen brauchen einen ebenen Weg. Weiterhin denkbar wären Sitzbänke, die sich je nach Passant heben oder senken. Doch dazu braucht es sicher noch ein wenig Zeit, um so etwas umzusetzen.
THIS: Wo werden die entsprechenden Passanten-Daten gespeichert?
Susanne Wallrafen: Denkbar wäre sicherlich so etwas wie eine Kundenkarte mit den jeweiligen persönlichen Daten. Gesteuert werden könnte dies alles zusätzlich dann über die App im Smartphone.
THIS: Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Susanne Wallrafen: Der Datenschutz wird natürlich berücksichtigt. Die Experten, die mit uns zusammenarbeiten, achten penibel darauf, dass die Daten seriös behandelt werden.
THIS: Warum haben Sie denn gerade Mönchengladbach ausgesucht?
Susanne Wallrafen: Ganz einfach, wir sind mit unserem Unternehmen hier zu Hause. Und die beiden Stadtteile Hardterbroich-Besch und Reindahlen haben sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausprägung angeboten, digital vermessen zu werden.
THIS: Wird Mönchengladbach dann nach Ende des Projektes anders aussehen?
Susanne Wallrafen: Sicher nicht sehr viel anders. Aber es sollen ja auch Denkanstöße gegeben werden, damit auf jeden Fall Barrieren wegfallen, und die Senioren weiter mobil bleiben.