RSV als wissenschaftlich-technische Begleiter

Neuheiten im Regelwerk bei Nürnberger Kolloquien im Blickpunkt

Die VOB-konforme Leistungsbeschreibung von Kanalsanierungsmaßnahmen und neue zusätzliche Vertragsbedingungen (ZTV) der DWA für Schlauchliningverfahren standen im Blickpunkt der diesjährigen Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung. Unter der Leitung von Moderator Prof. Dipl.-Ing. (TU) Werner Krick, Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, Fakultät Bauingenieurwesen, gaben namhafte Referenten aus der Kanalsanierungsbranche einen Einblick in die neuen Regelwerke. Vorträge über die Schachtrenovierung mit Beschichtungsverfahren, optische Dichtheitsprüfungen im Hausanschlussbereich, die Inspektion der Grundstücksentwässerungsanlagen und die Umsetzung des § 61a LWG des Landeswassergesetzes NRW am Beispiel einer Kölner Kommunikationskampagne stellten den konkreten Praxisbezug bei der Nürnberger Veranstaltung her.

Eine Interessengemeinschaft, bestehend aus der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, der Verbund Ingenieur Qualifizierung gGmbH, der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau und dem RSV-Rohrleitungssanierungsverband e. V. hatte die Diskussionsplattform für Auftraggeber, Fachfirmen und Studenten 2002 aus der Taufe gehoben. Seit zwei Jahren ergänzt die Stadtentwicklung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN) den Kreis der Beteiligten, in dem sich der RSV in erster Linie als wissenschaftlich-technischer Begleiter versteht.
 
Die Mitwirkung hochkarätiger Referenten aus Industrie, Kommunen und Verbänden sowie die jährlich steigende Teilnehmerzahl sind Indiz für den großen Erfolg der Veranstaltungsreihe. „Wir nutzen für dieses Kolloquium die Praxiserfahrungen aller Beteiligten“, so der wissenschaftliche Leiter Werner Krick. Nach Meinung von Krick geht dieses Konzept voll auf. Auftraggeber, Planer und Firmen kommen zu Wort. Sie berichten über ihre Erfahrungen und diskutieren neue Lösungsansätze. Diesmal im Blickpunkt: Neuheiten im Regelwerk in der Kanalsanierungsbranche. „Ein auf den ersten Blick trockenes Thema, das allerdings bei Entscheidungsträgern und Bauingenieuren der öffentlichen Hand, sowie Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Bauabteilungen der freien Industrie gleichermaßen Interesse geweckt hat“, betonte Dr. Ursula Baumeister, Geschäftsführerin bei Verbund IQ, in ihrer Eröffnungsrede. Das untermauerte sie mit beeindruckenden Zahlen: So konnten die Veranstalter zu den 9. Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung 240 Teilnehmer, 60 Aussteller und 10 Referenten begrüßen.
 
Wissenschaftlich-technische Begleitung
Der Rohrleitungssanierungsverband begleitet die Veranstaltung von Anfang an. „Und das vor allem in wissenschaftlich-technischer Hinsicht“, erläutert der geschäftsführende RSV-Vorstandsvorsitzende Dipl.-Volkswirt Horst Zech. An den meisten der auf der Nürnberger Veranstaltung behandelten Themen ist auch der RSV unmittelbar beteiligt. So gehört Horst Zech zum Arbeitskreis, der sich mit der Überarbeitung der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) Teil C beschäftigt. Hier geht es nach Meinung der Fachleute richtig zur Sache. Hierzu zählt die ATV DIN 18326 Grabenlose Kanalsanierung, für die nach Aussage von Dipl.-Ing. (FH) Detlev Drobny vom Vergabeamt der Stadt Stuttgart auf der 174. Tagung des Hauptausschuss Tiefbau im November dieses Jahres voraussichtlich die Einspruchslesung stattfindet. Zu den neuen zusätzlichen Vertragsbedingungen (ZTV) der DWA für das Schlauchliningverfahren nahm Dipl.-Ing. (FH) Mario Heinlein, Projektleiter bei der Stadtentwicklung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN), Stellung. Heinlein möchte die Flut von Regelwerken grundsätzlich zwar deutlich verschlanken, bezeichnet die ZTV als zusätzliches Instrument zu VOB/c, ATV und DIN als unbedingt nötig. Gleichzeitig richtete er einen Appell an die Ausschreibenden, die sich nach wie vor einbringen müssten, etwa in Form von klaren Baubeschreibungen und Leistungsverzeichnisse. Auch zu diesem Thema hält der RSV Informationen bereit: „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen für die Materialprüfung an Probestücken vor Ort härtender Schlauchliner“ liegen als RSV-Sonderdruck 2010 vor.
 
Neues RSV-Merkblatt in Arbeit
In einem weiteren Vortrag berichtete Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Stemmer, fakatec GmbH, über „ Schachtrenovierung mit Beschichtungsverfahren: Anforderungen an Materialien und die Ausführung – Lösungen und Beispiele. „Die Schachtrenovierung mit Beschichtungsverfahren ist eine gute und sehr flexibel einsetzbare Möglichkeit, schnell zu nachhaltigen Ergebnissen zu kommen“, so sein Fazit. „Die heute abgelieferte Qualität ist leider allzu oft sehr fragwürdig und der jeweils geplante Einsatz ist nicht immer bestimmt durch die bestmögliche Lösung.“ Ein Sachverhalt, der auch beim RSV im Fokus steht. Deshalb wurde Ende 2009 der Arbeitskreis „Schachtsanierung“ ins Leben gerufen. Bei der Arbeit der 25 Teilnehmer steht in erster Linie die Betrachtung des Gesamtbauwerks im Fokus. Ende 2010 soll der Entwurf für ein neues RSV-Merkblatt vorgestellt werden, das sich „rund um den Schacht“ mit allen Aspekten von der Statik bis zu den geeigneten Sanierungsverfahren beschäftigt. Mit dem Merkblatt  will der RSV das Qualitätsniveau bei Herstellung und Einbau sowie bei der Nutzungsdauer von Schachtbauwerken deutlich anheben.
 
Ein Ansatz, den auch die Beteiligten an den Nürnberger Kolloquien in den verschiedenen Bereichen der Kanalsanierung immer wieder hervorheben. Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es unter anderem um Grundstücksentwässerungsanlagen. Am Beispiel der Stadt Köln lernten die Teilnehmer eine Kommunikationskampagne kennen, die Grundstückseigentümer erfolgreich sensibilisiert, um die wasserrechtlichen Vorgaben wirksam umsetzen zu können. Optische Dichtheitsprüfung der Grundstücksentwässerungsanlagen, deren Möglichkeiten und Grenzen zeigten weitere praxisnahe Vorträge auf. Begleitet wurde die Veranstaltung auch 2010 von einer Hausmesse zum Thema Kanalsanierung.

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