Regenüberlauf „Nibelungenring“
Vortriebsarbeiten termingerecht abgeschlossenInsgesamt 2014 Hektar entwässert die Nibelungenstadt Worms. Dazu steht ihr ein 365 km langes Kanalnetz zur Verfügung. Starke Regenereignisse führen in der Stadt Worms des Öfteren zur Überlastung des Kanalnetzes. Die auftretende Überstausituation führt dann teilweise zu überschwemmten Straßen und voll gelaufenen Kellern der Anlieger. Die Baumaßnahme „Neubau Regenüberlauf Nibelungenring“ stellte eine der wesentlichen Maßnahmen des Generalentwässerungsplanes der Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt Worms (kurz: ebwo) dar.
Gemäß den Berechnungen wird der Rückstau in den Kanälen der Kernstadt Worms derart verringert, dass es zu keinem Rückstau mehr kommt. Am „Kernstadtsammler“ – ein Maulprofil 2000/2000 Beton – wurde als Entlastung ein Regenüberlauf angeschlossen. Bei Starkregenereignissen können überschüssige Wassermassen über 150 m Kanalrohre DN 1600 und anschließend nochmals über 140 m Kanalrohre DN 2000 in den Rhein abgeschlagen werden.
Entlang der Kanaltrasse vom Entlastungspunkt bis zum Auslauf in den Rhein mussten folgende bauliche Anlagen gekreuzt werden:
- Hauptstraße im Industriegebiet
- Lokwerkstatt der Hafenbetriebe
- 12 Bahngleise der Hafenbetriebe auf denen gefährliche Stoffe verfahren werden
Verschiedene Bauweisen
erforderlich
Somit teilte das Planungsbüro Ingenieurgesellschaft Pappon + Riedel mbH, Neustadt, die Kanaltrasse in zwei Abschnitte ein:
tunnelling – Verfahren (grabenlose Bauweise).
An den Schnittpunkten wurden 3 große Betonbauwerke vorgesehen:
- Entlastungspunkt / Anschluss an Bestand: Regenüberlaufbecken mit Abmessungen von 15 m x 12 m
- Übergang DN 1600 auf DN 2000: Absturzbauwerk mit einer Tiefe von 10 m
- Abschlagspunkt in den Rhein: Auslaufbauwerk mit einer Tiefe von 11 m.
Das Microtunnelling – Verfahren stellte unter den vorliegenden Gegebenheiten (Tiefe des Kanals DN 2000, Aufrechterhaltung des Straßenverkehrs) die günstigste Art der Kanalerstellung dar.
Mit Beauftragung der Sonntag Bau GmbH & Co. KG, NL Bingen, erhielt der Bauherr die komplette Vielfalt der Leistungen wie Rohrvortrieb, Kanalbau, Spezialtiefbau inkl. Rammarbeiten, Ortbetonbau-aus-einer-Hand. Im Oktober 2008 erstellte die Tiefbautruppe mit den Rammspezialisten der Sonntag Bau GmbH & Co. KG im ersten Schritt die Start- und Bergegrube. Parallel hierzu musste die Vortriebsmaschine AVN 1600 TB für die Baumaßnahme auf einen Außendurchmesser der Vortriebsrohre DA 2500 mm aufgemantelt werden. Der Bau und das Aufziehen der Aufmantelung wurden durch die Spezialisten in der Vortriebswerkstatt realisiert. Durch die Vergrößerung der Vortriebsmaschine wurde ein Gesamtgewicht von 50 t erreicht. Nach Einrichtung der hauseigenen Vortriebsanlage auf der Baustelle fiel am 01.12.2008 der Startschuss für die 140 m lange Vortriebsstrecke DN 2000. Durch konstante Vortriebsleistungen bis 20 m je Schicht, konnte die Fertigstellung des Vortriebes vor dem Weihnachtsfest 2008 realisiert werden.
Aufgrund der Streckenlänge von 140 m in Verbindung mit der nicht erkundbaren Gründungstiefe der Lokwerkstatt waren längere Stillstände im Bohrbetrieb dennoch nicht von vornherein auszuschließen. Kommt ein Rohrvortrieb für längere Zeit zum Erliegen kann die Mantelreibung schnell und stark ansteigen. Um die Rohre nach einem Stillstand nicht zu überlasten wurde eine Zwischenpressstation (Dehner) mit eingebaut. Mit der Dehnerstation kann die Vortriebsstrecke – und somit idealer Weise auch die Vortriebskräfte – unterteilt werden. Die Vortriebsrohre mit einer Wandstärke von 25 cm sind gemäß Statik für eine Vortriebskraft von10 500 kN (1050 t) zugelassen. Allerdings mussten diese Dimensionen durch die Erfahrung der Bohrmeister nicht in Anspruch genommen werden. Lediglich 150 – 200 t (entspricht 15 – 20 % Auslastung der Vortriebsrohre) wurden für die Strecke benötigt. Folglich diente die Dehnerstation nur zur Sicherheit. Die niedrigen Drücke im Rohrvortrieb bzw. die geringe Auslastung der Vortriebsrohre sichern dem Bauherrn die Qualität und Unversehrtheit des Kanals DN 2000 für den späteren Betrieb.
Auch der Straßenverkehr und der Bahnbetrieb der Hafenbetriebe wurden durch die Microtunnelling – Arbeiten in keinster Weise beeinträchtigt. Im Jahr 2009 wurden die Bauwerke (RÜB, Absturz, Auslass) realisiert. Als „letzter“ Lückenschluss wurde dann der Kanal DN 1600 SB vorgenommen. Mit seiner Tiefe von 5 m stellt der Kanal DN 1600 schon eine nicht alltägliche Herausforderung dar.
Seit September 2009 ist der neue Regenüberlauf „Nibelungenring“ in Betrieb. Von der Komplexität der Baumaßnahme ist mittlerweile in der Bensheimer Straße und Hafenstraße in Worms – außer ein paar Kanaldeckeln – nichts mehr zu erkennen. Lediglich die Schiffsführer auf dem Rhein werden durch eine Warntafel mit der Aufschrift „Vorsicht Wassereinleitung, Querströmung, Abstand halten“ auf den Rheinauslass hingewiesen. Sicher ist allerdings, dass mit diesem Bauvorhaben ein großes Stück zur Entspannung der Überschwemmungsgefahr in der Nibelungenstadt Worms beigetragen wurde.
Sonntag Unternehmensgruppe
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