Salzige Seeluft nagt am Beton
Wer als Binnenländer eine maritime Erlebniswelt ersten Ranges besuchen
möchte, steuert am besten Bremerhaven an und orientiert sich dort an den
drei bis zu 88 m hohen Hochhaustürmen des Columbus-Centers.
Die drei Türme überragen alles und sind schon von der Autobahn aus zu sehen. Angekommen, parkt man am besten in den Parkhäusern Nord und Süd, direkt unter dem Center. Sie wurden um ca. 1977 erbaut und zeigten 2013, nach über 35 Jahren Standzeit deutliche Schäden an den tragenden Betonteilen. Die GEWOBA AG, als Vertreter der Wohn- und Teileigentümergemeinschaften des Columbus-Center Bremerhaven, erkannte die Notwendigkeit einer Instandsetzung und brachte alle hierzu erforderlichen Maßnahmen auf den Weg.
„Alle mit ins Boot”
Der technische Leiter des Columbus-Centers, Sven Frerichs: „Allen Verantwortlichen war klar, dass die notwendige Betonsanierung ein Großprojekt ist; und bevor man das in Angriff nehmen konnte, musste die GEWOBA erst einmal alle beteiligten Gemeinschaften mit ins Boot holen. Verwaltungstechnisch ist das Columbus-Center Bremerhaven ein sehr komplexes Konstrukt. Es besteht aus drei Wohn- und Teileigentümergemeinschaften, zwei Teileigentümergemeinschaften, sowie einer Unterhalts- und einer Beitragsgemeinschaft. Kostenträger und Auftraggeber aller Instandsetzungsmaßnahmen sind die jeweiligen Wohn- bzw. Teileigentümergemeinschaften der betroffenen Bauabschnitte, entsprechend ihrer Eigentumsanteile und deshalb war ihre Zustimmung erforderlich.”
Planung und Bauüberwachung
Die Projektleitung der Maßnahmen erfolgte durch entsprechende Fachingenieure, in enger Zusammenarbeit mit der GEWOBA. Mit der Planung und Bauüberwachung wurde die renommierte KSF GmbH & Co. KG, Bremerhaven beauftragt. Sie erstellte auch den Prüfbericht zur Ermittlung des Schädigungsgrades der Betonbauteile. Nach zahlreichen Ortsbegehungen, der Erstellung eines Schadenskatasters, Untersuchungen hinsichtlich des Chloridgehaltes, der Bestimmung der Carbonatisierungstiefe und weiteren wichtigen Untersuchungen wurde der genaue Instandsetzungsumfang im Bereich der Parkhäuser festgelegt. Bei den Stützen und Wandscheiben, d.h. den tragenden Elementen für das darüber liegende zweigeschossige Einkaufs- und Dienstleistungszentrum, handelt es sich um in Ortbeton hergestellte Bauteile, deren Oberflächen als Sichtbeton ausgeführt wurden. Bei den Stützen mit Querschnittsabmessung 50 x 50 cm wurde ein Schädigungsgrad von durchschnittlich 10% ermittelt, bei den Wandscheiben mit Querschnittsabmessung 250 x 50 cm lag der Schädigungsgrad bei durchschnittlich 5%. Auf der Basis der Schadensdiagnose und den daraus abgeleiteten Instandsetzungsgrundsätzen wurden die Maßnahmen durchgeführt.
Sanierung mit System
Für Betonbauten der 70er Jahren besteht großer Sanierungsbedarf; ein Beispiel par excellence hierfür ist das Columbus-Center in Bremerhaven. Betroffen waren hier vor allem die Stahlbetonstützen und Stahlbetonwandscheiben der auf den Alten Hafen ausgerichteten Teile des Centers. Feuchtigkeits- und Salzeinträge plus Frost-/Tauwechsel führten hier zu Schäden an Beschichtungen und Beton. Wäre dieser Schadensprozess nicht gestoppt worden, wären Folgen für die Standsicherheit des Bauwerks nicht auszuschließen gewesen. Daher war die Reparatur dieser statisch beanspruchten Betonteile zwingend geboten.
Zum Einsatz gelangte das BASt gelistete Remmers Betofix PCC-Betoninstandsetzungssystem. Es ist ideal geeignet für die erforderlichen Querschnittsergänzungen und -verstärkungen sowie die Erhöhung der Bewehrungsüberdeckung und als Ersatz von carbonatisiertem Beton. Da es sich um tragende Bauteile handelte war die Verwendung eines Statisch anrechenbaren PCC-Systems zwingend erforderlich. Hauptprodukt ist der 1-komponentige Trockenmörtel Betofix R4. Er ist faserverstärkt und erfüllt die Anforderungen der Klasse R4 nach EN 1504-3 sowie M3 nach der RL-SIB. Der werkgemischte, mineralische Trockenmörtel härtet hydraulisch und schwindarm aus. Möglich sind einlagige Auftragsdicken bis 80 mm in einem Arbeitsgang.
Durch die Reprofilierung von Stahlbetonteilen mit Betofix R4 wird die statische Belastbarkeit und die Passivierung des Stahls wieder hergestellt. Lediglich bei Betondeckung unter 10mm ist gemäß RL-SIB ein zusätzlicher Korrosionsschutz erforderlich. Der Mörtel vereint Grob- und Feinmörtel in einem Produkt. Optional kann er mit oder ohne Haftbrücke verarbeitet werden. Der PCC-Mörtel ist durch die Bundesanstalt für Wasserbau zugelassen. Sein Chlorideindringwiderstand ist zurzeit konkurrenzlos, was ihn für den Einsatz an salzwasser- und streusalzexponierten Bauteilen prädestiniert. Weitere für die Instandsetzung eingesetzte Komponenten sind sind Injektionsharze zur Risssanierung und Oberflächenschutzsysteme wie z. B. OS 4.
Oberflächenschutzsystem
Zur Verbesserung des Karbonatisierungswiderstandes sowie zur Unterbindung des Eintrages von Feuchtigkeit und Chloriden erhielten die Stützen und Wandpfeiler abschließend eine Beschichtung mit dem Remmers Oberflächenschutzsystem, Systemschichtdicke d = 1,50 mm.
Beschichtung nach OS 4
Neben den Reparaturmaßnahmen war die CO2-bremsende und wasserabweisende Beschichtung als präventiver Schutz vor erneuten Schäden ein wichtiger Bestandteil dieser Betoninstandsetzungsmaßnahme. Zum Einsatz gelangte Betonacryl als OS 4/OS C-System in Kombination mit OS Concre-Fill, einer Streich- und spachtelfähige Zwischenbeschichtung zum Egalisieren von Poren und Lunkern an Betonoberflächen, die eine zusätzliche Grundierung überflüssig macht. Die Beschichtung bietet Betonfassaden und -bauteilen einen langlebigen Schutz gegen das Eindringen von schädigenden Stoffen, wie Salzen oder auch CO2, reguliert den Feuchtehaushalt und erhält den Beton beständig. Der mögliche Einsatz von Betonacryl umfasst die Beschichtungsklassen OS 2/OS B und OS 4/OS C während OS Concre-Fill als Spachtel sowohl im OS 4/OS C- als auch OS 5a/OS D II-System eingesetzt werden kann. Alle Remmers Betoninstandsetzungs-Systeme nach RL-SIB und ZTV-SIB sowie DIN EN 1504 und den zugehörigen deutschen Restnormen geprüft. Soweit möglich sind sie von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) gelistet.⇥■
Remmers Baustofftechnik GmbH
Bauvorhaben: Instandsetzung Columbus-Center Bremerhaven, Parkdeck Ebenen und 1
Auftraggeber: Wohn- bzw. Teileigentümergemeinschaften des Columbus-Centers
Planung: KSF GmbH & Co. KG - Bremerhaven
Produktspezifische Beratung: Remmers
Fachplanung
Auftragnehmer: JKR GmbH & Co. KG,
Schwanewede
Eingesetzte Werkstoffe: Betofix PCC-Beton-
instandsetzungssystem, Remmers Oberflächenschutzsysteme, u.a. OS 4
Das Columbus-Center liegt an der Ostseite des Alten Hafens und in unmittelbarer Nähe befinden sich die touristischen Highlights Klimahaus 8°Ost, Nationalmuseum, Deutsches Schiffahrtsmuseum, die Museumsschiffe im Alten Hafen, das Deutsche Auswandererhaus, der Helgoland-Anleger u.v.a.m. Baubeginn für das monumentale Ensemble war am 1. Dezember 1975; im gleichen Jahr waren bereits der Alte Hafen umgestaltet und das Deutsche Schiffahrtsmuseum eröffnet worden. Die Einweihung erfolgte 1977. Das Columbus-Center hat zwei Parkdecks, über denen sich in zwei weiteren Geschossen ein Einkaufs- und Dienstleistungszentrum mit etwa 70 Geschäften, Restaurants etc. befindet. Die Türme darüber enthalten insgesamt 555 Wohnungen.