Strukturwandel zum Stillstand gekommen
Nachdem die kleineren Betriebe des Bauhauptgewerbes mit bis zu 49 Beschäftigten ihre Anteile an Umsatz und Beschäftigung in der Branche zehn Jahre lang deutlich ausbauen konnten, ist diese Entwicklung in den vergangenen sechs Jahren zum Stillstand gekommen. Seit 2005 konnten dagegen die großen Betriebe mit 200 und mehr Beschäftigten ihre Marktanteile wieder etwas ausbauen.
Die Auswirkungen der Baukrise von 1995 bis 2005 auf das Bauhauptgewerbe waren umso gravierender, je größer die Betriebe waren. Während die Zahl der Beschäftigten in der Branche um die Hälfte zurückging, waren es bei den größeren Unternehmen sogar drei Viertel. Der Umsatzrückgang bei den großen Betrieben war mit 60 % doppelt so hoch wie in der gesamten Branche. Auch der Mittelstand (Betriebe mit 50 bis 199 Beschäftigten) verzeichnete schlechtere Werte als der Branchendurchschnitt.
Dadurch konnten die kleineren Betriebe des Bauhauptgewerbes ihre Marktanteile deutlich ausbauen. 2005 dominierten sie mit 68 % der Beschäftigung und 56 % des Umsatzes die Branche. Bei den großen Betrieben halbierten sich dagegen die Anteilswerte. Gleichzeitig ging die Zahl der durchschnittlich Beschäftigten je Betrieb von 19,4 auf 9,6 % zurück.
In den vergangen sechs Jahren stellte sich die Konjunktur im Bauhauptgewerbe - trotz unterschiedlicher Entwicklung in den einzelnen Jahren - besser dar. Die Beschäftigung legte leicht zu, der Umsatz stieg um 10 %. Davon profitierten allerdings vor allem die großen Betriebe. Nahezu der gesamte Beschäftigungszuwachs ging auf ihr Konto und sie konnten ihren Marktanteil wieder ausbauen.
Noch deutlicher wird die Differenz beim Umsatz. Das Wachstum war bei den größeren Betrieben mit 32 % war dreimal so hoch wie in der gesamten Branche. Allerdings ging der Marktanteilsgewinn hier - bei annähender Stabilität der kleineren Betriebe - vor allem zu Lasten des Mittelstandes.
Strukturwandel eng an baukonjunkturelle Entwicklung gekoppelt
In den Jahren der Baukrise gab es eine Fülle von Neugründungen kleinerer Baubetriebe. Oft versuchten arbeitslos gewordene Belegschaften sich selber auf dem Baumarkt zu behaupten. Die bessere baukonjunkturelle Entwicklung seit 2006, verbunden mit einem deutlichen Rückgang der Insolvenzen, führte auch zu einem Rückgang der Neugründungszahlen. Zudem sind die auf dem Markt verbliebenen Mittelständler und großen Firmen betriebswirtschaftlich deutlich besser aufgestellt.
Gewandelt hat sich in den vergangenen 16 Jahren auch die Produktionsstruktur nach Betriebesgrößenklassen. Relativ konstant ist diese bei den kleineren Betrieben. Hier dominiert der Wohnungsbau mit einem Anteil von gut der Hälfte immer noch die Produktion. Etwa zwei Drittel der Wohnungsbauleistung in Deutschland entfallen auf diese Betriebsgrößenklasse.
Im bauwirtschaftlichen Mittelstand war die Veränderung zwischen 1995 und 2011 schon deutlicher. Der Anteil des Wohnungsbaus ging von einem Viertel auf ein Siebtel zurück. Gleichzeitig legten die Anteile von Wirtschaftsbau und Öffentlichem Bau um jeweils etwa 5 Prozentpunkte zu. Dieser Trend setzte sich auch in den konjunkturell besseren Jahren seit 2006 fort.
Die größeren Baubetriebe mit 200 und mehr Beschäftigten haben sich mittlerweile nahezu komplett aus dem Wohnungsbau zurückgezogen. Auf diesen entfielen 2011 gerade einmal 6,7 % des Umsatzes. Dies dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass das frühere Geschäftsfeld dieser Größenklasse, der Bau von Mehrfamilienhäusern, seit 1995 drastisch geschrumpft ist. Dafür dominiert nun der Bau für gewerbliche Auftraggeber mit einem Anteil von der Hälfte die Produktion.
Dipl.-Oec. Heinrich Weitz
heinrich.weitz@bauindustrie.de