Verdichtung
mit tangentialer Oszillation
Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung auf der B 327 kommt es zu langen Staus, vor allem auf dem Teilbereich bei Kastellaun im Hunsrück. Im Frühjahr 2012 haben die Baumaßnahmen für eine Umgehungsstraße begonnen.
Die B 327, besser bekannt als „Hunsrückhöhenstraße“, ist eine wichtige überregionale Verbindung zwischen nördlichem Saarland, Hunsrück (Flughafen Hahn) und Koblenz. Die Direktion Großprojekte Süd-Ost, Bereich Hessen/Rheinland-Pfalz, der Hermann Kirchner Bauunternehmung GmbH mit Stammsitz in Bad Hersfeld/ Hessen bekam den Zuschlag für den Streckenbau vor und nach der Trimmbachtalbrücke und setzte zur Asphaltverdichtung eine Bomag Tandemwalze der neuesten Generation mit tangentialer Oszillation ein.
Die Hermann Kirchner Bauunternehmung GmbH ist seit 2008 Teil der Strabag Gruppe und vor allem im Verkehrswege-, Bahn-, Erd- sowie im Tiefbau erfolgreich tätig. Kirchner verfügt in diesen Bereichen über jahrzehntelange Erfahrungen. Das innovative Unternehmen wurde bereits mehrfach für verschiedene Entwicklungen und in der Forschung auf der bauma nominiert, z.B. gemeinsam mit Partnern für das Verbundforschungsprojekt „Prozesssicherer Automatisierter Straßenbau“ (PAST), aber auch für besondere Einbauverfahren wie „Kompaktasphalt“.
Zur bauma 2013 in München stellte der Baumaschinenhersteller Bomag eine neue Version der Oszillation vor. Diese Verdichtungstechnik wurde den Bauexperten der Fa. Kirchner zur Verfügung gestellt. Der verantwortliche Technische Leiter der Gruppe Sonderbeläge, Thomas Kötter, nahm das Angebot an und plante den Einsatz der Walze im November 2013 auf einem Teilabschnitt der Umgehungsstraße bei Kastellaun. Im Alltagsbetrieb galt es nun, alle funktionalen Aspekte genauestens unter die Lupe zu nehmen.
BW 161 ADO-5 im Einsatz
Auf der Baustelle wurden zunächst etwa 500 t Tragschicht (ACT 32) mit einer Stärke von 14 cm eingebaut. An normalen Tagen ist dies kein Problem; weil sich der Asphalt an Novembertagen bei kalter Witterung und Wind aber besonders schnell abkühlt und verhärtet, muss der Einbau und das Verdichten in den Herbst- und Wintermonaten schneller durchgeführt werden. Auf der B 327 waren darüber hinaus Anschlüsse zu fahren, die präzises Lenken und gute Übersicht erfordern. Die Experten mussten sich daher von Beginn an auf ein breites Arbeitsspektrum einstellen, das neben Flexibilität vor allem Erfahrung in der Walztechnik erforderte. Die Bearbeitung der 14 cm starken Tragschicht war aber für die BW 161 ADO-5 mit zehn Tonnen Betriebsgewicht und 1,68 m Walzbreite kein Problem. Routiniert bewegten die Fahrer die neue Serie 5 in Richtung Fertiger und zurück – zunächst statisch und dann einige Übergänge dynamisch. Danach folgte unweigerlich das Thema „Anschlüsse mit Bearbeitung einer Längsnaht“. Normalerweise wird dabei erst statisch angedrückt und später vibriert. Anders bei dieser Walze: Mit der tangentialen Oszillation in der hinteren Bandage werden horizontal gerichtete Scherkräfte erzeugt. Damit gelingt die Nahtverdichtung besonders schonend und effizient – ohne dass bei kühler Witterung vibriert werden müsste. Die Bomag-Oszillation bringt somit eine neue Qualität auf die Baustelle. Dies bemerkten auch die Fahrer auf der Maschine: „Wenn ich den „TanGO“ einschalte, ist nur ein leises Brummen zu hören. Erstaunlich, dass trotzdem alles gut verdichtet wird“, so ein Mitarbeiter.
Vibration und Oszillation arbeiten zusammen
Gute Verdichtungsergebnisse werden bei einer zehn-Tonnen-Walze eigentlich vorausgesetzt – selbst bei dickeren Asphaltpaketen. Die Fachleute waren daher neugierig zu erfahren, wie die Kombination aus Vibration (vorne) und Oszillation (hinten) funktioniert. Bisher kannte das Baustellenteam nur die speziellen Einsatzfälle, bei denen die Oszillationstechnik einzig zur Vermeidung von Erschütterungen auf Brückenbauwerken und in Häusernähe sowie zur schonenden dynamischen Verdichtung von Deckschichtbelägen eingeschaltet wird. Mit der BW 161 ADO-5 ist es nun möglich, beides zu kombinieren. Vibration und tangentiale Oszillation erweitern das Einsatzspektrum, sodass praktisch alle typischen Anwendungen effizient zu erledigen sind. Dies galt auch für die etwa 200 t Binder, die am zweiten Einsatztag auf eine Stärke von 6 cm verdichtet wurden. Üblicherweise wird nur eine Bandage zur Verdichtung genutzt: „Das reicht aus, um den Binder einzubauen“, so Baumaschinenführer Pierre Frentzel. Bei schneller Abkühlung im November wird das zusätzliche Verdichtungspotential durch die tangentiale Oszillation jedoch gern angenommen – zumal sie offensichtlich kaum zu hören ist. Besonders der geringe Lärmpegel in der Kabine kam positiv bei den Fahrern an. Er resultiert zum einen daher, dass der Motor auf dem Hinterrahmen liegt, zum anderen aus der Drehzahlregelung des Motors durch ECOMODE. Es wird nur so viel Drehzahl eingestellt wie nötig ist, um die Walze mit oder ohne Vibration oder Oszillation in der Ebene oder auf Steigungen zu bewegen. Das zahlt sich aus, denn der Dieselverbrauch wird dadurch um 30 Prozent gesenkt. Dies interessiert besonders Gruppenleiter Thomas Kötter. „Gut zu wissen, denn Kraftstoffkosten sind ein wesentlicher Faktor in meiner Kostenplanung für die Baustelle. Das beeinflusst stark die Betriebskostenrechnung einer Walze.“
Kabinendesign: Übersicht und Komfort
Aber auch die Kabine der BW 161 ADO-5 kam gut an: „Die Kabine ist richtig groß und alles am richtigen Platz“, so ein Maschinist. Und ein weiterer Mitarbeiter meinte: „Ich kann den Sitz quasi in das geöffnete Fenster schieben und sehe problemlos die Bandagenkante.“
Bomag GmbH