Vertiliner verhindert Vollsperrung
D&S Rohrsanierung saniert Schächte unter Osnabrücker AusfallstraßeEine Herausforderung war jetzt die Rohrsanierung an der Pagenstecherstraße; der Kanal mit dem Ei-Profil zählt zu den größten in der Osnabrücker Unterwelt. Zeit war entscheidend, deshalb setzte man das Schlauchlinerverfahren ein.
Die Pagenstecherstraße ist eine der vielbefahrensten Straßen in Osnabrück. Von morgens bis abends reiht sich auf der vierspurigen Ausfallstraße, die von einem Teil der Altstadt bis zur Anschlussstelle Osnabrück-Hafen der Autobahn A 1 führt, Fahrzeug an Fahrzeug. Eine Vollsperrung kam für die SWO Netz GmbH nicht in Frage. So entschied sich das Tochterunternehmen der Stadtwerke Osnabrück AG bei der Sanierung des Kanals als auch der 13 Schächte für eine geschlossene Bauweise in Form des Schlauchlinerverfahrens. Im Fall der Schächte kam das Vertiliner-System zum Einsatz, bei dem die Firma Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH & Co. KG als Subunternehmer der RTi Germany Rohrleitungsbau GmbH einen lichtaushärtenden Liner eingesetzt hat.
Nur geringe Verkehrsbeeinträchtigungen
Mit den Maßen von DN 1200 auf DN 800 zählt der Eiprofil-Kanal unter der Pagenstecherstraße zu den größeren Schmutzwasserkanälen in Osnabrücks Unterwelt. Zudem verläuft er laut SWO Netz-Bauleiter Ingo Kurz unter einer der Einfallachsen Osnabrücks. „Wir haben sorgfältig geprüft, ob und wie wir die Sanierung in geschlossener Bauweise durchführen und das Schlauchlinerverfahren einsetzen können“, so Kurz. Zeit war einer der entscheidenden Faktoren: Sieben Arbeitstage sollte die Sanierung in Anspruch nehmen. Um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigten, fanden die Arbeiten abends und nachts statt. Kurz: „Damit waren keine langfristigen Groß- und Vollsperrungen notwendig. Es wurden, je nach Bauverlauf, lediglich kleinere Teilabschnitte kurzfristig abgesichert. Der Verkehr wurde dann einspurig an dem abgesperrten, rund 20 Meter langen Baufeld vorbeigeführt.“
Nach 110 Jahren zunehmende Undichtigkeiten
Der Kanal und die Schächte wurden im Jahr 1908 aus Ziegelsteinen gemauert und leisteten über Jahrzehnte zuverlässig ihren Dienst. „Doch mit der Zeit wies das Mauerwerk im Bereich der Fugen Undichtigkeiten auf“, beschreibt Ingo Kurz das Schadensbild. Im Bereich der Pagenstecherstraße habe man es zudem mit stark drückendem Grundwasser zu tun. Infiltrationen seien die Folge gewesen. Eine Sanierung sei unumgänglich gewesen, fügte er an.
Auf nahezu alle Geometrien anpassbar
Der Sanierung sind seit Anfang 2018 wichtige Vorbereitungsarbeiten vorausgegangen. So fand unter anderem die Reinigung des Kanals mit Hilfe einer Rotationsdüse mir einem Wasserdruck von 380 bar statt. Im Zuge der Arbeiten mussten Inkrustationen beseitigt, einige Stellen lokal abgedichtet, Ausbrüche reprofiliert und Zuläufe temporär verschlossen werden. „Die vorbereitenden Arbeiten nahmen jedoch eine geringere Zeit in Anspruch als dies bei einer herkömmlichen Sanierung mit GFK-Platten der Fall ist“, erklärt Hergen Schütt von der D&S Rohrsanierung. Zunächst wurde ein nahtloser GFK-Schlauch aus kunstharzgetränkten Glasfaserbahnen eingebracht. Dieser wurde vorab im Werk maßgefertigt und dann installationsbereit zur Baustelle geliefert. „Mit unserem Verfahren ist eine Sanierung von Kanälen in nahezu allen Schachtgeometrien möglich“, so Schütt. Mittels 3-D-Scan könne die jeweilige Schachtgeometrie exakt abgebildet und nachvollzogen werden. Schütt: „Aufgrund der genauen Vermessung, der großen Flexibilität des Werkstoffes und der speziellen Fertigung kann der Vertiliner auf eckige, runde oder ovale Schächte auch mit großen Querschnittänderungen individuell angepasst werden – und das Ganze bei gleichbleibend hoher Qualität.“ Im diesem Fall sind die Schächte im oberen Bereich rund und in einem Durchmesser von 1.000 Millimeter ausgemauert und gehen in ein eckiges Profil mit einer Breite zwischen 1.250 und 1.400 Millimeter über.
Per Kamera immer alles unter Kontrolle
Nachdem der Vertiliner ausgerichtet war, erfolgten die Beaufschlagung mit Druckluft und die lichttechnische Aushärtung mittels UV-Technologie. „Der Druck zwischen 350 und 450 mbar sorgt dafür, dass sich der GFK-Schlauch formschlüssig an die Schachtwand legt“, erklärt Timo Schubert, Anlagenführer bei D&S Rohrsanierung. Er überwacht die hochtechnisierten Vorgänge über zwei kleine Monitore, die während der Beaufschlagung und Aushärtung die Bilder der im Inneren des Schlauches angebrachten Kamera zeigen. Der Aushärtungsprozess für den fünf Meter tiefen Schacht dauerte 30 Minuten. Anschließend musste das obere Ende des Schlauchliners dann noch bündig mit der Unterkante des Schmutzfängers abgefräst, vorhandene Zuläufe und Anbindungen wiederhergestellt und Übergangsbereiche laminiert werden. Im Durchschnitt bewegt sich die UV-Lichtquelle mit einer „Geschwindigkeit“ von 20 Zentimeter pro Minute durch den Schacht. Von der Baustellenabsperrung bis zum Abschneiden des Vertiliners vergingen weniger als fünf Stunden. Auf diese Weise war es möglich, in einer Nachtschicht zwei Schächte zu sanieren.
Schnell und standfest
Die Schnelligkeit ist ein großer Vorteil. Hinzu kommt, dass die zwischen 7 und 9,8 Millimeter dicken, hochfest ausgehärteten und monolithischen Vertiliner aufgrund ihrer hohen Standfestigkeit die Statik des Altbauwerkes unterstützend verbessern. Schütt: „Der Vertiliner verfügt überall über gleichmäßig gute und prüfbare, statische Eigenschaften.“ Eine Sanierung mit GFK-Platten hätte im Vergleich das rund Dreifache an Zeit gekostet. Schütt: „Im Prinzip haben wir bei der Schachtsanierung mit dem System, technisch betrachtet, die positiven Erfahrungen von der horizontalen Verfahrensweise bei Kanälen in die Vertikale übertragen und profitieren zusätzlich von den hervorragenden Eigenschaften des Materials.“ Damit trug das eingesetzte System zur zügigen Sanierung des Osnabrücker Kanals bei und gewährleistet auf Jahrzehnte statisch ertüchtigte und dichte Schächte an der Pagenstecherstraße.