Voller Energie
Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes
Ein Elektrizitätswerk inmitten einer denkmalgeschützten Schlossanlage aus dem 16. Jahrhundert wurde zum Wohnhaus für vier Familien. Die Sanierung der Außenwände erfolgte als Innendämmung mit Poroton-WDF.
Das ursprüngliche Schloss Blumenthal, gegründet durch den Deutschherrenorden und 1296 erstmals erwähnt, wurde 1568 als vierseitiges Wasserschloss erbaut. Heute befindet sich die Hofanlage im Eigentum der Gemeinschaft Blumenthal, einem alternativen Modell für ein „Zusammenleben in Freiheit und Verantwortung für sich und füreinander“, das 2006 von acht Familien gemeinsam erworben wurde.
Wohnen im Modell
Sie betreiben dort ein Hotel, ein Gasthaus mit Biergarten, eine solidarische Landwirtschaft, einen Seminarbetrieb und sind weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt für ihre Veranstaltungen wie Festivals, Konzerte und Kunstaktionen. Und die Gemeinschaft wächst fortwährend, mittlerweile leben dort 43 Erwachsene und 18 Kinder, weshalb weiterer Wohnraum dringend benötigt wurde.
Das „Blaue Haus“, eines der Gebäude im denkmalgeschützten Rund mit wechselvoller Nutzungsgeschichte, stand bereits seit vielen Jahren leer und bot sich dafür an. Im 19. Jahrhundert als Mühle erbaut, beherbergte es vor rund 100 Jahren das erste Elektrizitätswerk in der ländlichen Gegend des Wittelsbacher Landes, war zwischenzeitlich Künstlerhaus und Interimswohngelegenheit, bevor es in den letzten Jahren meist leer stand. Deshalb wurde das alte Haus ab Herbst 2018 als das letzte noch unsanierte Gebäude auf dem Blumenthaler Schloßgelände für die bis dahin sehr beengt wohnenden Familien umgebaut und auf den neuesten Stand gebracht.
Als neues Wohnhaus im KfW Energieeffizienzhaus 70 Standard beherbergt, erfreut es nun Jung und Alt. Denn neben den vier Familienwohnungen mit jeweils rund 110 Quadratmetern Wohnfläche entstanden auch drei kleinere, rund 25 Quadratmeter große Appartements, die für ältere Paare oder alleinstehende Mitglieder der Gemeinschaft, aber auch Besucher der Familien gedacht sind. Im Spätsommer 2019 konnten bereits die ersten Familien ihr neues Domizil beziehen.
Vulkan in der Mauer
„Vulkan in der Mauer“, so titelte die Blumenthaler Schlosszeitung ihren Bericht über die Sanierung. Und bezog sich dabei auf die wärmedämmende Perlitfüllung der Dämmziegel Poroton-WDF, die speziell für die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden entwickelt wurde. Denn Perlit ist ein natürlicher Dämmstoff, der aus vulkanischem Gestein entsteht, u. a. frei von Schadstoffen und Ausdünstungen (Emissionen) ist, keinen negativen Einfluss auf die Umwelt hat und später gut entsorgt oder wiederverwertet werden kann. Ziegel und Perlit in Gemeinschaft sorgen für ein gesundes Wohnklima, das belegen mehrere Öko-Zertifizierungen, wie „natureplus“ und der „Blaue Engel“. Die WDF entspricht somit voll und ganz den Anforderungen der Bauherren.
„Um unseren Folgegenerationen eine intakte Umwelt zu hinterlassen, sind für uns hohe ökologische Standards beim Bauen Pflicht“, so Gemeinschaftsmitglied und Architektin Claudia Buhmann. „Wir wollten einen monolithischen Wandaufbau herstellen, um ein gutes Raumklima erzeugen zu können. Die denkmalgeschützte Außenwand ließ eine konventionelle Dämmmaßnahme ausscheiden. Daher haben wir nach einem Dämmstoff gesucht, der die bauphysikalisch schwierigen Anforderungen einer Innendämmung bei massivem Mauerwerk günstig beeinflusst. Ein gesundes Raumklima, geringe Emissionen und die Produktion im nur wenige Kilometer entfernten Ziegelwerk Aichach (Schlagmann-Standort) ergänzen unsere Ansprüche an einen ökologischen Baustoff.“
Baubiologisch sinnvolle und ökologische Dämmung von innen
Die rund hundertzwanzig Jahre alte Bausubstanz zeigte unterschiedliche Stärken und Schwächen. Während die Wände in den unteren Etagen mit einem 47 Zentimeter starken Ziegelmauerwerk eine solide Basis bildeten, war das Mauerwerk im Dachgeschoss mit 30 Zentimetern Wandstärke dagegen bei weitem nicht ausreichend. So wurden insgesamt 700 Quadratmeter Wandfläche innenseitig mit WDF gedämmt. Dabei konnten die Unebenheiten und die Schrägstellung des Bestandsmauerwerks einwandfrei ausgeglichen werden, was mit den verschiedenen lieferbaren Steinstärken von 180, 120 und 80 Millimetern einfach zu bewerkstelligen war.
Denn im Gegensatz zu anderen Dämmsystemen wird die WDF nicht an die bestehende Wand geklebt, sondern freistehend davor aufgemauert. Dadurch werden von vornherein Probleme vermieden, wie sie beispielsweise durch lose Putzstellen entstehen können. Auch stellen Unebenheiten im Bestand kein Problem dar, denn intakter Bestandsputz muss im Regelfall nicht entfernt werden. Nicht zuletzt erfordert diese Konstruktion keine Gewebeeinlage – sie gewährleistet somit eine unproblematisch durchführbare und bewährte Planziegelverarbeitung. Herkömmliche Elektroin-stallationen sowie die sichere Anbringung von Gegenständen sind mit dem richtigen Werkzeug bzw. empfohlenen Dübeln möglich.
Einfach und sicher in der Verarbeitung
Die WDF zeichnet sich im Vergleich zu herkömmlichen Dämmsystemen durch eine robuste, langlebige Konstruktion sowie niedrige Instandhaltungskosten aus. Poroton-WDF ist faktisch betrachtet eine massive Ziegelwand, gefüllt mit dem natürlichen Dämmstoff Perlit. Sie ist einfach und sicher in der Verarbeitung und bietet einen hohen Brandschutz. Das System erfüllt alle Aspekte einer baubiologisch sinnvollen und ökologischen Wärmedämmung. Es trägt dazu bei, Energiekosten erheblich zu reduzieren und steigert den Wert einer Immobilie. Poroton-WDF ist ein diffusionsoffenes, kapillaraktives Innendämmsystem. Die porige Struktur des mineralischen Baustoffs ermöglicht eine optimale Feuchtepufferung im Innenraum und schafft auf diese Weise ein angenehmes Wohnklima.
Fazit
Die umsichtige Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes unter Erhalt und Rekonstruktion der ursprünglichen Fassade zeigt, dass die strengen Auflagen seitens des Denkmalschutzes mit den Forderungen der EnEV in Einklang zu bringen sind. Mit einer Innendämmung mit Poroton-WDF konnte die ursprüngliche Bausubstanz erhalten bleiben, und damit auch der typische Charakter des denkmalgeschützten Gebäudes von 1809. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch eine Gedenktafel mit der Jahreszahl 1568, dem vermutlichen Fertigstellungszeitpunkt des Schlosses durch den Deutschherrenorden, wiederentdeckt und restauriert. Jetzt schmückt sie die Fassade des neu sanierten Wohngebäudes.
Schlagmann Poroton GmbH & Co. KG
www.schlagmann.de
Objekt-Steckbrief
Komplettsanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes, ehemals Mühle
Baujahr: 1809
Adresse: Blumenthal 1, 86551 Aichach
Bauherr: Schloss Blumenthal GmbH & Co.KG, Blumenthal 1, 86551 Aichach
Bauzeit: Oktober 2018 bis Oktober 2019
Abmessung des Gebäudes: 14,5 x 12,9 m
Wohnfläche: vorher 300m2 / nachher 518,55 m2
Wohneinheiten: vorher 3 / nachher 7
Nutzfläche: vorher – / nachher 755,5 m2
Konstruktion: Massivbau
Wandbaustoff vorher Ziegel d= 47 cm; U-Wert: 1,1 / nachher Ziegel d= 30 cm + Poroton-WDF d=8-12 cm; U-Wert: 0,41-0,22 W/(m2K)
Verlegte Fläche mit Poroton-WDF: ca. 700 m2
Sanierung: nach KfW-Standard 70
Architekt (Entwurfsplanung): Karl-Friedrich von Kähne
Bauausführung und Bauleitung: Joachim Back und Dipl.-Ing. Architektin (FH) Claudia Buhmann
Tragwerksplaner: Ingenieurbüro Haid, Aichach
Bauunternehmung: Fa. Josef Rohrmoser, Dasing
Zimmerei Ziegenaus, Schiltberg
Poroton-WDF 120
Breite: 80, 120 und 180 mm
Format: 495 x 249 mm
Gewicht/Ziegel: 6,6 kg
Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit: 0,060 W/mK
Verbesserter Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) einer Bestandswand mit U-Wert 1,0: 0,33 W/(m2K)
Wasserdampfdiffusionszahl: m = 4/5
Baustoffklasse: A2 – s1, d0