Weiter in den roten Zahlen
Nach dem kurzen Zwischenhoch des Jahres 2011, als die reale Bautätigkeit in Europa minimal zulegte, brachte das vergangene Jahr mit einem Rückgang von (hochgerechnet) 4,7 % wieder Ernüchterung. Auch für das laufende Jahr ist keine Besserung in Sicht, die Bauinvestitionen sollen nach der Projektion der Euroconstruct-Gruppe (19 Länder) preisbereinigt nochmals um 1,6 % schrumpfen. Seit dem Höhepunkt der europäischen Bauproduktion im Jahr 2007 wäre damit ein Rückgang um ein Fünftel zu verzeichnen. Erst für 2014 wird wieder ein leichtes Wachstum erwartet.
Eine sprunghafte Entwicklung durchläuft der Wohnungsbau. Von 2007 bis 2010 wies er unter den Bausparten den stärksten Rückgang auf, von 2011 bis 2014 soll er an der Spitze der Entwicklung liegen. Dies ist allerdings vor allem stabilen bis steigenden Investitionen in die Wohnungsbestände zu verdanken, während der Neubau - abgesehen von wenigen Ländern - weiter danieder liegt. Die Zahl der fertig gestellten Wohnungen in neuen Wohngebäuden soll im laufenden Jahr mit 1,35 Mio. um eine Million Einheiten unter dem Wert von 2007.
Der Nichtwohnungshochbau (öffentlich wie privat) zeigt im Trend eine ähnliche Entwicklung wie der Wohnungsbau, mit jeweils geringeren Rückgangs- und Wachstumsraten. Im öffentlichen Bereich sorgen die Sparmaßnahmen in den Ländern, die von der Staatsschuldenkrise besonders betroffen sind, für einen bremsenden Effekt. Im Wirtschaftshochbau sorgt vor allem die schwache konjunkturelle Entwicklung für eine Zurückhaltung der Investoren. Beide Trends werden sich auch 2013 fortsetzen, 2014 wird dann mit einem Miniwachstum von 0,3 % gerechnet.
Der weitgehend öffentlich bestimmte Tiefbau profitierte 2009 europaweit noch von den Konjunkturprogrammen. Seitdem leidet er ebenfalls unter den drastischen Sparprogrammen in den meisten west- und mitteleuropäischen Ländern, auch für 2014 wird bei einem abermaligen Rückgang von knapp 1 % keine Entwarnung gegeben.
Die gesamten Bauinvestitionen bleiben damit im laufenden Jahr mit einem preisbereinigten Rückgang von 1,6 % weiterhin einer der Bremsklötze der konjunkturellen Entwicklung in Europa. Bei der Bauprognose für 2014 (+ 1,0 %) ist zudem Vorsicht geboten. Noch vor einem Jahr gaben die Mitglieder der Euroconstruct-Gruppe für 2013 eine Wachstumsprognose von 1,8 % aus, die zwischenzeitlich drastisch nach unten revidiert wurde.
Deutschland als stabilisierender Faktor
Nachdem Deutschland von 1995 bis 2005 die europäische Entwicklung maßgeblich negativ beeinflusste, zeigt sich nun ein gänzlich anderes Bild. 2013 soll die Bauproduktion preisbereinigt um 10 % höher liegen als noch 2007. Als größter Baumarkt Europas (mit einem Anteil von 20 % an allen Euroconstruct-Ländern) sorgt Deutschland insofern für eine stabilisierende Funktion.
Äußerst problematisch ist und bleibt dagegen die Lage in den vier nächstgroßen EU-Baumärkten Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien, auf die nahezu die Hälfte der europäischen Bauinvestitionen entfällt. In diesen Ländern soll die Bauproduktion im laufenden Jahr zwischen 12 % (Frankreich) und 78 % (Spanien) unter dem Niveau von 2007 liegen. Insgesamt ergibt sich für diese Ländergruppe innerhalb von sechs Jahren ein Rückgang der Bautätigkeit von gut einem Drittel, womit sie aufgrund ihrer Größe maßgeblich zur Baurezession in Europa beitragen.
Die Bauproduktion in Mitteleuropa profitiert davon, dass das „Schwergewicht“ Polen bisher nicht nur gut durch die Wirtschafts- und Finanzkrise gekommen ist, sondern dass sich auch der Baumarkt äußerst positiv entwickelt hat. Mit einem Wachstum von gut einem Drittel seit 2007 weist Polen europaweit die mit Abstand beste Entwicklung auf.