Zwei Geschosse aufgestockt
Alho vergrößert Hospital-Bestandsgebäude in FrechenSeit der Aufstockung um zwei neue Etagen in Modulbauweise verfügt die Klinik über eine private Bettenstation sowie eine Pflegestation, die speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit akut medizinischen Problemen ausgerichtet ist.
Das St. Katharinen-Hospital in Frechen wurde um zwei Etagen in Modulbauweise aufgestockt: Auf zweimal rund 1.100 m2 Geschossfläche sind im 3. OG eine private Bettenstation und im 4. OG eine moderne Pflegestation entstanden.
© Alho Unternehmensgruppe
Das St. Katharinen-Hospital ist ein Haus mit langer Tradition: 1862 durch Bürger der Gemeinde Frechen gegründet, stand es noch an anderer Stelle. Ab 1967 wurde für die stetig wachsende Institution ein neuer Gebäudekomplex an der Kapellenstraße errichtet. Heute ist das St. Katharinen-Hospital ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung sowie Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Köln. Es verfügt über 14 Fachabteilungen, das Institut für Labormedizin sowie eine Apotheke.
Wie fast alle Krankenhäuser und Kliniken hat auch das St. Katharinen-Hospital mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen: Neben einem hohen Sanierungsstau und gleichzeitig immer teurer werdenden Innovationen in der Medizintechnik steht der Kampf um finanzielle Mittel. Dazu kommt der Wettbewerb um Personal und Patienten. Investitionen in die Infrastruktur und die architektonische bzw. räumliche Qualität und Attraktivität des Hauses sind Maßnahmen, die sich daraus direkt ableiten – und die sorgfältig kalkuliert und geplant werden müssen.
Geht nicht – gibt’s nicht
Die Patientenzimmer sind hell und freundlich eingerichtet. Bedruckte Glaswände und der Boden in Holzoptik sorgen für ein sehr wohnliches Ambiente.
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Das St. Katharinen-Hospital investiert in seine Zukunft: So erreichte Alho im Juli 2021 die Anfrage des Kölner Architekturbüros Mohr, einen zweigeschossigen Bestandsbau an der Kapellenstraße um zwei weitere Etagen in Modulbauweise aufzustocken. Auf zweimal rund 1.100 Quadratmetern Geschossfläche sollten im 3. OG eine private Bettenstation und im 4. OG eine moderne Pflegestation entstehen. Ein schematischer Entwurf des Architekturbüros lag bereits vor.
Aufstockungen wie diese – gerade im Klinikkontext – gehören für die Modulbauexperten aus Morsbach zum Repertoire. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Sowohl das Marienhaus Klinikum Mainz als auch das Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen haben vor kurzem ihre Raumkapazitäten auf diese Weise erfolgreich ausgebaut. Also: Kein Problem für Alho – normalerweise.
Doch in Frechen war die Ausgangssituation eine etwas andere: Der Stahlträgerrost, der die statischen Lasten der Module für die neuen Etagen aufnehmen und ins Bestandsgebäude ableiten sollte, war durch einen vom Klinikum beauftragten Schlosser bauseits bereits gestellt. Die Anordnung der Lastpunkte in die unteren Geschosse war aufgrund der statischen Voraussetzungen unkonventionell für eine modulare Aufstockung. „Und da lag die Herausforderung“, berichtet Mario Müller, Projektleiterverantwortlicher bei Alho. „Die Dimensionierung und Positionierung der Unterkonstruktion muss bei Aufstockungen wie diesen exakt auf die Lage der zu tragenden Module abgestimmt sein, damit wir diese in wirtschaftlichen Abmessungen vorproduzieren und montieren können. Die Konzeption der Unterkons-truktion und die des Modulbaus gehen darum normalerweise Hand in Hand. Hier in Frechen aber mussten wir uns fragen: ‚Bekommen wir die Baumaßnahme mit einer vernünftigen modularen Struktur überhaupt hin?‘“, erinnert sich der erfahrene Modulbauexperte.
Doch mit der Herausforderung wuchs der Ehrgeiz: Mario Müller begutachtete mit dem Architekturbüro Mohr die Lage vor Ort und ging dann mit seinem eigenen Architekturteam „in Klausur“. „Die Modulbauweise ist immer dann besonders wirtschaftlich, wenn viele einheitliche Module in Serie produziert werden können“, erläutert Müller. „An diesem Standort war das aufgrund der Gegebenheiten nun so nicht möglich. Die insgesamt 50 im Werk vorgefertigten Module haben sehr viele unterschiedliche Abmessungen. Dennoch konnten wir mit unserem Rastervorschlag im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten bleiben und der Klinik letztendlich eine gute Lösung anbieten“, freut er sich. Nach mehreren weiteren Verhandlungsrunden erfolgte im November 2021 die Auftragsvergabe.
Baustelle bei laufendem Klinik-Betrieb
In den neuen Räumen war den Klinikverantwortlichen eine sehr hochwertige Ausstattung wichtig: Das betrifft nicht nur alle Ausbaumaterialien in Markenqualität, sondern auch die individuellen Schreinerarbeiten für Einbaumöbel und/oder Wandverkleidungen, die speziell auf das Bauvorhaben zugeschnitten und in fast jedem Raum zu finden sind.
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Im Zuge der Aufstockung wurde auch die bauseitige Sanierung des Altbaus in die Wege geleitet – mit der Erneuerung der Statik, erweiterten Brandschutzmaßnahmen bis hin zum Aufbau einer neuen Wärmedämmverbund-Fassade eine recht umfangreiche Maßnahme für das Klinikum. Parallel kam noch die Errichtung eines neuen Hubschrauberlandeplatzes dazu, der Anfang 2023 eingeweiht werden konnte.
Und auch für Alho gab es noch mehr zu tun: Die zweigeschossige Anbindung der neuen Geschosse an den Treppenturm und das bestehende Bettenhaus durch einen schräg stehenden, aufgeständerten Verbindungsbau mit zwei angrenzenden Pastorenzimmern. „Hierbei lag die Herausforderung aber eher in der Baustellenlogistik mit Kranstellung und Anlieferung der Module sowie Ausbaumaterialien auf sehr engem Raum. Aber das ist eine Situation, die wir auf innerstädtischen Baufeldern fast immer vorfinden“, räumt Müller ein. Der größte Vorteil der Modulbauweise zeigt sich dann darin, dass sie auch bei laufendem Klinikbetrieb ohne große Komplikationen ablaufen können: Durch die verglichen mit konventioneller Bauweise sehr schnellen Bauzeiten gibt es nur eine sehr kurze Beeinträchtigung der normalen Abläufe, außerdem sind Modulbau-Baustellen leise und schmutzarm.
Individuelle Grundrisse und ein sehr hochwertiger Ausbaustandard
Zu der hochwertigen Ausstattung auf der Privatpatienten-Station gehören auch die geräumi-gen Nasszellen, in denen sich die Patienten barrierefrei bewegen können.
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Während der Entwurfsplanung hatte sich die Anforderung an die Bettenstation von einer Normalstation auf eine Privatpatienten-Station ausgedehnt – mit einigen planerische Anpassungen: So sollten hochwertig ausgestattete Nasszellen, eigens vom Schreiner angefertigtes Interieur und Wandverkleidungen sowie ein exklusives Patientenentertainment installiert werden. Die Anbindung der Entsorgungsleitungen zwischen Aufstockung und Bestandsgeschossen konnte im Stahlträgerrost stattfinden, da die Installationsebene dafür genug Platz bot.
So konnte im Mai 2022 die Montage der 50 Module beginnen und war zwei Wochen später bereits abgeschlossen. Ein Vorteil der Modulbauweise, die mit ihren nichttragenden Innenwänden unterschiedliche Grundrissaufteilungen auch übereinanderliegender Geschosse möglich macht, zeigt sich in beiden Etagen: Die insgesamt 22 Patientenzimmer der privaten Bettenstation – als komfortable Ein- und Zweibettzimmer konzipiert – konnten im 3. OG entlang eines Mittelflurs aufgereiht werden. Ärzte- und Schwesternzimmer sowie Räume für Lager und Entsorgung ergänzen das Raumprogramm. Die neue Pflegestation im 4. OG wurde hingegen 2-hüftig um einen innenliegenden Lager- und Nasszellentrakt aufbaut. Die große Wohnküche mit Aufenthaltsbereich, in der die Patienten gemeinsam kochen und Zeit verbringen, schließt an eine große überdachte Dachterrasse an – ein attraktiver und gleichzeitig sicherer Freisitz. Damit sich alle hier wohlfühlen, wurde mit bedruckten Glaswänden für Transparenz und Übersichtlichkeit gesorgt. Diese Blickbezüge ermöglichen es, Raumzusammenhänge klarer nachvollziehen zu können und sich eigenständig zu bewegen. Generell war den Klinikverantwortlichen die insgesamt sehr hochwertige Ausstattung wichtig: Das betrifft nicht nur alle Ausbaumaterialien in Markenqualität, sondern auch die individuellen Schreinerarbeiten, die speziell auf das Bauvorhaben zugeschnitten und in fast jedem Raum zu finden sind – sei es bei der Wandverkleidung, der Zimmermöblierung oder der Kücheneinrichtung. „Alles in allem haben wir hier in Frechen den wohl hochwertigsten Klinik-Ausbaustandard in unserer Unternehmensgeschichte bauen dürften“, sagt Mario Müller anerkennend.
Zwei neue Klinik-Geschosse in insgesamt nur einem Jahr
Auf das Dach des 4. OG wurde eine Lüftungsanlage aufgesetzt, die alle Bettenräume und innenliegenden Zonen be- und entlüftet. Bezüglich der Gebäudeautomation wurden die neuen Etagen an das System der Klinik angebunden, ebenso erfolgt die Wärmezufuhr über das bestehende Nahwärmenetz. Trotz der hohen statischen und auch technischen Herausforderungen konnte die Neubaumaßnahme ab Auftragserteilung innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden. Und da das Klinikum den Alho-Nachunternehmer, der die Fassade der beiden neuen Etagen als verputzte Wärmedämmverbundsystem herstellte, auch gleich mit dem Neu-Aufbau der Bestands-Fassade beauftragte, ist kein Übergang zwischen Alt und Neu zu erkennen. Stattdessen präsentiert sich die Klinik heute als eine Einheit – und wie aus einem Guss.