Bauingenieurlücke bleibt vorerst bestehen, aktuelle Anfängerzahlen lassen hoffen

„Die Bauarbeitgeber in Deutschland müssen sich auf ein weiter zurückgehendes Angebot an jungen Bauingenieurinnen und Bauingenieuren einstellen. Bis mindestens 2014 wird das Angebot die Nachfrage nicht decken können’“. Dies erklärte Professor Dr. Manfred Nußbaumer, Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und Vorsitzender des Präsidialausschusses Bauingenieurausbildung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, heute in Berlin anlässlich der Veröffentlichung der Studierendenstatistik Bauingenieurwesen 2009/2010. „Bei Schulabgängern zeigen jedoch un-sere langjährigen Werbe-Anstrengungen Wirkung“, so Nußbaumer weiter, „die Studienanfängerzahlen belegen, dass der Bauingenieur-Beruf deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Dies wird sich aber erst in fünf bis sechs Jahren positiv auswirken, wenn die jungen Leute nach absolviertem Studium dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.“

In den Jahren 2009/2010 standen nach der Studierendenstatistik 3.300 Studienabsolventen einem Branchenbedarf von 4.500 Nachwuchsingenieuren gegenüber. Hoffen lässt, dass die Zahl der Studienanfänger sich auf rund 8.700 erhöht hat; das sind rund 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist auch die Gesamtzahl der Studierenden auf 47.000 gestiegen; dies entspricht einem Plus von 22 Prozent, was aber auch auf veränderte Zuschnitte der Fakultäten bzw. Fachbereiche zurückzuführen ist.

Die Mehrzahl der Studienanfänger hat aufgrund der Bologna-Hochschulreformen ein Bachelor-Studium begonnen. Die in diesem Jahr letztmalig angebotenen Diplom-Studiengänge blieben aber attraktiv. So konnte hier ein überproportionaler Zuwachs bei den Studienanfängern festgestellt werden (+ 22 % gegenüber dem Vorjahr). Die heutigen Studienanfänger werden im Mittel in fünf Jahren (Fachhochschulen) bzw. sechs Jahren (Universitäten) ihr Studium beenden. Angesichts der aktuellen Um- und Aussteigerzahlen erreichen dieses Ziel jedoch nur zwei Drittel an Fachhochschulen und weniger als die Hälfte an Universitäten.

Nußbaumer hält daher die Sicherung des Fach- und Führungsnachwuchses für ein zentrales Thema in den kommenden Jahren: „Ansatzpunkte gibt es unter anderem in der Förderung junger Menschen mit Migrationshintergrund, auch gemeinsam mit den Hochschulen. Darüber hinaus suchen wir nach Möglichkeiten, den im Vergleich zu anderen Ingenieurstudiengängen im Bauingenieurwesen überproportional vertretenen Frauen eine Beschäftigung anzubieten, die berufliche Karriere und Familie besser vereinbaren lässt“.

Generell bietet der Arbeitsmarkt für Bauingenieurinnen und Bauingenieure aktuell viele Chancen. Die Bundesagentur für Arbeit hatte zur Jahresmitte 2010 lediglich 3.500 arbeitslose Bauingenieure gemeldet – ein Rückgang von 12 Prozent gegenüber 2009 und 75 Prozent gegenüber 2006. Nußbaumer: „Der Bedarf der Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Behör-den an qualifizierten Bauingenieuren bleibt ungebrochen; er wird eher noch zunehmen“.

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