Demografischer Wandel erreicht Bauwirtschaft
Fachkräftebedarf bleibt hoch - Nachwuchskräfte fehlen„Der Bedarf an Fachkräften in der Bauwirtschaft bleibt weiterhin hoch. Seit Jahren jedoch übersteigen die altersbedingten Abgänge die Zugänge an Nachwuchskräften deutlich. Hier bekommt unsere Branche die Auswirkungen des demografischen Wandels zu spüren." Dies erklärte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, bei der Vorstellung des Branchenberichtes „Der Arbeitsmarkt im Bausektor", den die Bundesagentur für Arbeit und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie bereits zum zweiten Mal herausgeben haben.
Zwar wollten viele Bauunternehmen ausbilden, für die Unternehmen werde es aber immer schwieriger, die angebotenen Ausbildungsstellen auch zu besetzen. Schon im vergangenen Jahr habe rund jede dritte Bauunternehmung angebotene Ausbildungsplätze nicht vergeben können, erklärte Knipper. „Wir werden daher gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, unseren Sozialpartnern und den Unternehmen Strategien entwickeln, um mehr Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu halten", so Knipper.
„Insbesondere müssen wir darauf hinweisen, dass wir als Branche einen Facharbeiteranteil von 80 Prozent haben und attraktive Aufstiegsmöglichkeiten anbieten. Das ist in der Öffentlichkeit leider zu wenig bekannt", sagte Knipper.
Ein erster wichtiger Schritt ist für Knipper die Senkung der Abbrecherquote bei den Auszubildenden, die mit rund 20 Prozent über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegt. Knipper appellierte an die Unternehmen, die von der BA entwickelten Instrumente für die Begleitung von Jugendlichen im Übergang von der Schule in den Beruf zu nutzen. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbes um Fachkräfte liege es im Interesse der Unternehmen, den Ausbildungserfolg aller Auszubildenden sicherzustellen.
Aber auch im akademischen Bereich, insbesondere im Studiengang Bauingenieurwesen, müsse durch Veränderungen in den Studieninhalten die sehr hohe Abbrecherquote von fast 50 Prozent schnell gesenkt werden. „Wir brauchen jedes Jahr 4500 Bauingenieure, haben dieses Ziel in den vergangenen Jahren aber mit rund 3000 Absolventen nie erreicht", erklärte Knipper. Auch Jugendlichen, die nicht über die erforderliche Ausbildungsreife verfügten, sollte ein Angebot gemacht werden. Hierzu könnten die Sozialpartner am Bau gemeinsam mit der BA entsprechende Programme entwickeln.
„Der Bedarf an Auszubildenden wird in den nächsten Jahren sogar noch zunehmen", so Knipper. Durch die Energiewende, die Nachfrage nach Wohnungen als Kapitalanlage, aber auch den Nachholbedarf bei Infrastrukturmaßnahmen oder den altersgerechten Bauen erwartet er für die Branche - bei stabilen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen - mittelfristig ein durchschnittliches reales Wachstum von 1 % bis 2 %. Vor diesem Hintergrund müssten die Bauunternehmen alle Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass sich der Mangel an Facharbeitern, der sich bereits jetzt auf dem Bauarbeitsmarkt zeige, nicht noch größer werde.
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