Bauabschwung vorerst nicht in Sicht

Schwarzmalerei aber nicht angebracht

„Am Bau ziehen Wolken auf“, unkte die Frankfurter Allgemeine. Die Zeitung meinte zu erkennen, dass das „Ende des Aufschwungs naht“. Es ist schon kurios, dass einige einfach nicht wahrnehmen wollen, dass das sehr robuste Bauwachstum dieser Tage wohl noch einige Zeit anhalten wird. Erst haben Experten viel Zeit gebraucht um festzustellen, dass der Aufschwung bereits voll da war und jetzt meinen sie, er sei schon wieder vorbei.

Im Moment läuft der Bau auf vollen Touren. Der Hauptverband der Bauindustrie teilte im Oktober mit, er erwarte für 2011 ein Umsatzwachstum von 7 % im Bauhauptgewerbe. Der Zentralverband des Baugewerbes, der die kleineren Baufirmen vertritt, geht von einem Anstieg von 6,8 % aus. Der Hauptverband musste seine Jahresprognose zweimal nach oben korrigieren. Daran ist nichts zu tadeln: die Konjunktur ist eben keine statische Veranstaltung. Nachdem der Hauptverband im Januar nur eine Stagnation vorhergesagt hatte, ging er im Mai, nach dem überaus starken Boom im ersten Quartal, von 4,5 % aus, bevor er dann im Oktober die Latte für 2011 auf 7 % legte. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass auch diese Voraussage übertroffen wird. Denn im Zeitraum Januar bis August ist der Umsatz bereits um 11,9 % gestiegen. Auch wenn die Monate von September bis Dezember schwach ausfallen, ein Plus von 10 % scheint allemal gesichert!

 

Eine Spitzenleistung der letzten Dekade

Ein Anstieg von 10 % würde zu den besten Werten der Dekade gehören. Zu Zeiten des vorhergehenden Bauaufschwungs vor der Rezession war der baugewerbliche Umsatz in 2006 um 9,2 % und in 2008 um 6,1 % gestiegen. Dann ging es in 2009 um 4 % bergab und in 2010 stagnierte der Sektor mit einem leichten Minus von 0,3 %. Der sehr starke Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe um 4,5 % im letzten Jahr hätte eigentlich signalisieren müssen, dass der Bau in 2011 kraftvoll nach oben drängen würde. Der Wirtschaftsbau machte dann die Sache klar: neben dem Wohnungsbau etablierte er sich als die zweite Lokomotive. Eigentlich gibt es drei Gründe, warum 2011 besser läuft als vorhergesagt. Erstens hat sich die bereits hohe Dynamik im Wohnungsbau noch verstärkt, zweitens ist der Funke vom boomenden Verarbeitenden Gewerbe auf den Wirtschaftsbau früher übergesprungen als gedacht und drittens brach der öffentliche Bau nicht ein. Eine faustdicke Überraschung ist das Verhalten der Kommunen: statt wie vermutet ihre Bauausgaben einzuschränken, haben sie diese angesichts sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen ausgedehnt.

Treiber Wohnungsbau und Wirtschaftsbau

Im Oktober erklärte Professor Thomas Bauer, der Präsident des Hauptverbands, warum die Umsatzprognose auf 7 % angehoben wurde. Die deutsche Baukonjunktur habe sich trotz europäischer Schuldenkrise und anhaltender Verunsicherung der Finanzmärkte günstiger entwickelt als noch im Frühjahr erwartet. Treiber sei der Wohnungsbau, wo „der Rückgang der Arbeitslosigkeit, verbesserte Einkommenserwartungen der privaten Haushalte, ein relativ niedriges Zinsniveau, aber auch das wieder erwachte Interesse vieler Anleger insbesondere für Schwung im Wohnungsneubau gesorgt“ hätten. Für 2011 erwarte er die Fertigstellung von170.000 Wohneinheiten und einen Umsatzanstieg von 12 % im Wohnungsbau. Heben wir hervor, dass in den ersten acht Monaten der Wohnungsbauumsatz bereits um 16,2 % zugenommen hat. Was den Wirtschaftsbau angeht, bemerkte Prof. Bauer, dass sich die Verfassung des Verarbeitenden Gewerbes „entgegen den Unkenrufen der Konjunkturpessimisten bislang als robust erwiesen hat“; die Rahmenbedingungen für gewerbliche Erweiterungsinvestitionen blieben günstig. Für 2011 erwartet der Hauptverband deshalb einen Anstieg der Umsätze von 9 % im Wirtschaftsbau (Januar-August: + 13.4 %). Seit Januar ist der Wirtschaftsbau fast so stark gewachsen wie der Wohnungsbau. Zum Öffentlichen Bau freute sich der Präsident, dass „der im Frühjahr befürchtete Einbruch der kommunalen Bauausgaben nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme bisher nicht eingetreten sei“. Die Umsätze im Öffentlichen Bau dürften wegen der steigenden Kommunalausgaben um 1 % in 2011 steigen (Januar-August: + 5,7 %).

Kein plötzlicher Einbruch

Laut Herbst-Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags betrachten 93 % der Bauunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Der Hauptverband bemerkt, dass dieser Wert noch nicht einmal während der guten Baukonjunktur 2006-2008 erreicht wurde. Allerdings haben sich die Erwartungen der Baufirmen abgekühlt. Für die ersten acht Monate ergibt sich allerdings noch ein Auftragsplus von 7,3 %.Für 2012 erwarten Bundesregierung und Konjunkturinstitute ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von etwa 1 %, nach beachtlichen 3 % in diesem Jahr. Was bedeutet das für den Bau? Solange der Arbeitsmarkt stabil bleibt und die Löhne steigen, dürfte der Wohnungsbau weiter florieren. Zuletzt hat die Industrie noch stark in Ausrüstungen investiert, was eigentlich dem Wirtschaftsbau nützt. Der Öffentliche Bau wird voraussichtlich stagnieren. Fazit: einen rapiden Verfall wird es am Bau in 2012 wohl nicht geben

Die Bauwirtschaft in Deutschland wird wohl auch 2012 noch gut überstehen!

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