Bau in ruhigem
Fahrwasser
Der Bausektor ist zurzeit einer der beständigsten Wirtschaftszweige. Große Ausschläge nach oben und nach unten sind nicht zu erwarten. Im ersten Halbjahr wird die Bauaktivität wohl noch leicht stagnieren, bevor sie ab den Sommermonaten
wieder leicht Fahrt aufnimmt.
Viel hektischer ging es vor zwei Jahren vor sich: nachdem in 2010, vor allem wegen eines strengen Winters zu Jahresbeginn, der baugewerbliche Umsatz im Bauhauptgewerbe um 0,3 % zurückgegangen war, explodierte in 2011 die Bauleistung förmlich und stieg um phänomenale 12,5 %. Im Vergleich zu dieser atemberaubenden Entwicklung haben wir im Moment ruhige Zeiten. Letztes Jahr stagnierte der Bau und in 2013 wird er wahrscheinlich auch wieder auf der Stelle treten. Dies haben zumindest die beiden Bauverbände, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, in ihrer ersten gemeinsamen Jahresauftaktpressekonferenz prognostiziert. Nominal sei der baugewerbliche Umsatz in 2012 nur um rund 1 % gestiegen, was real einem leichten Rückgang von gut 1 % entspräche. Es sei vermerkt, dass im Zeitraum Januar-November der Umsatz nominal um 1,6 % stieg. Ob durch den Wintereinbruch im Dezember die Jahresleistung dann tatsächlich nur noch 1 % betrug, wird sich herausstellen. Dieses maue Ergebnis wurde laut Verbänden von zwei Sonderfaktoren beeinflusst. Einerseits lähmte Frost in Februar und Dezember die Aktivität besonders im Tiefbau, andererseits machte sich das Auslaufen der beiden Konjunkturprogramme aus Rezessionszeiten „schmerzlich bemerkbar“.
Geschäftserwartungen „moderat positiv“
Im letzten November sank der Aufragseingang im Bauhauptgewerbe signifikant um 6 % gegenüber Vorjahr. Für den Hauptverband war dies der Beweis, dass die „zunehmende Verunsicherung der Investoren über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung erstmalig zur Belastung“ für den Bausektor wird. Dies galt besonders für den Wirtschaftsbau, wo der Auftragseingang im November um 10,5 % einbrach. Trotzdem blieben die Bauunternehmer relativ gelassen. Die Präsidenten Thomas Bauer (Bauindustrie) und Hans-Hartwig Loewenstein (Baugewerbe) hoben hervor, dass die Geschäftserwartungen der Baufirmen im Jahresverlauf auf einem moderat positiven Niveau blieben. Die Unternehmen der Branche befürchten also keine Rezession. Was bringt nun 2013? Prognosen sind diesmal besonders schwer, weil die drei Untersektoren Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau mehr als sonst auseinander streben. Die drei Rosse wollen in ganz andere Richtungen. Die Gefahr, dass sie den Wagenlenker dabei abwerfen, ist allerdings gering.
Wohnungsbau reitet an der Spitze
Während in Spanien und den USA der darniederliegende Wohnungsbau das allgemeine Wachstum bremst, kann davon in Deutschland nicht die Rede sein. Im Gegenteil, der Häuserbau bleibt wie schon in den Vorjahren der Wachstumsmotor. Sämtliche Gründe für den Boom kann man kaum aufzählen: die niedrige Arbeitslosigkeit, die steigende Kaufkraft, sehr niedrige Hypothekenzinsen, die Flucht der in- und ausländischen Investoren in Sachwerte angesichts der anhaltenden Gefahren für die Eurozone, der Zustrom von Migranten, usw. Die Fertigstellungen sind sukzessive von 183.000 in 2011 auf 210.000 in 2012 gestiegen und für 2013 setzen die Bauverbände auf 230.000 Fertigstellungen. Im Vorbeigehen räumen sie die Bedenken wegen einer Immobilienblase weg: der eigentliche Wohnungsbedarf von 250.000 Einheiten werde auch in diesem Jahr nicht erreicht. Außerdem haben die Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser zuletzt nur noch gering zugelegt, während es bei Miet- und Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern in 2012 noch ein starkes Plus von 20 % gab. Für den Wohnungsbau erwarten die Verbände einen Umsatzanstieg von 3,5 % in 2013. Da in den ersten 11 Monaten von 2012 der Umsatz im Wohnungsbau noch um 6,4 % zulegte, wäre dies eine glatte Halbierung. Mal sehen.
Wirtschaftsbau läuft hinterher
Der Wirtschaftsbau ist volatiler als der Wohnungsbau. Wenn die Industrie weniger investiert, storniert sie sehr schnell Bauaufträge. Ob die Bundesregierung mit ihrer Wachstumsprognose von 0,4 % untertreibt, wird man sehen. Viele Institute halten einen Anstieg von 1 % für möglich. Für den Wirtschaftsbau bleiben die Verbände „verhalten optimistisch“ und sagen einen Umsatzzuwachs von 1 % voraus (gegenüber plus 2 % in Januar-November 2012). Der eigentliche „Aufreger“ ist wieder einmal der öffentliche Bau. Zwar wird der Bund seine Bauausgaben erhöhen, aber bei den Kommunen, die 60 % der öffentlichen Bauausgaben bestreiten, ist bestenfalls eine Stabilisierung zu erwarten. Viele Städte werden die zusätzlichen Steuereinnahmen zum Schuldenabbau nutzen. Die Verbände riskieren für den öffentlichen Bau eine Prognose von 1,5 % Wachstum (-4,3 % in Januar-November 2012). Insgesamt sind die Verbände mit ihrer Gesamtprognose eher vorsichtig: nominal dürfte der Umsatz in 2013 um 2 % zulegen, was real einer Stagnation gleichkäme. Aber vielleicht ist doch mehr drin.