Finanzkennzahlen im Bauhaupt-
gewerbe 2009 stabil
Trotz der tiefen Rezession – die auch zu einem Rückgang der Umsätze im Bauhauptgewerbe von 4 % führte – konnten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes 2009 ihre Eigenkapitalquote weiter verbessern. Die Umsatzrendite vor Gewinnsteuern ging nur geringfügig zurück. Die im Trend positive Entwicklung der letzten zehn Jahre setzte sich damit fort. Die Vorsteuerrendite lag nahezu doppelt so hoch wie 2001, die Eigenkapitalquote mehr als dreimal so hoch.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) publiziert Finanzkennzahlen der Unternehmen für verschiedene Wirtschaftszweige. Diese beruhen auf der Auswertung von Bilanzen, die den Mitgliedsunternehmen des DSGV vorliegen. Für das Bauhauptgewerbe sind dies jeweils zwischen 8.000 und 10.000 Einzelbilanzen. Die (vorläufigen) Ergebnisse für 2009 umfassen rund 3.600 Bilanzen, sind aber bis auf die kleineren Unternehmensgrößenklassen bereits als repräsentativ zu betrachten.
Die Befürchtungen, dass die tiefe Rezession des Jahres 2009 entsprechend negative Spuren in den Bilanzen der Baufirmen hinterlassen würde, hat sich bislang nicht bestätigt. Im Bauhauptgewerbe ist die Umsatzrendite vor Gewinnsteuern 2009 gegenüber dem Vorjahr nur moderat von 5,3 % auf 4,6 % zurückgegangen. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die bauhauptgewerblichen Firmen 2009 ihre Preise am Markt nur um etwa 0,5 % erhöhen konnten. Hilfreich war allerdings, dass im Jahresdurchschnitt die Einkaufspreise für diverse Baumaterialien relativ deutlich unter dem Niveau des Jahres 2008 lagen.
Betrachtet man die Rendite nach Unternehmensgrößenklassen zeigt sich das bereits aus den Vorjahren gewohnte Bild einer mit der Umsatzhöhe zurückgehenden Rendite. Einer zweistelligen Vorsteuerrendite der kleinen Bauunternehmen mit einem Umsatz von bis zu 0,5 Mio. Euro steht ein Wert von lediglich 1,9 % für die großen Baufirmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro gegenüber. Dieser Wert liegt allerdings über dem Niveau der Vorjahre, was dafür spricht, dass die großen Baufirmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert haben. Die hohe Rendite bei den kleineren Bauunternehmen verdient allerdings eine gesonderte Betrachtung. Um einen exakten Vergleich mit den größeren Firmen zu erlauben, müsste der Gewinn um den darin enthaltenen kalkulatorischen Unternehmerlohn gekürzt werden.
Bei der Eigenkapitalquote gab es 2009 eine relativ deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr von 9,6 % auf 11,6 %. Auch der zwischenzeitliche „Spitzenwert“ des Jahres 2006 (10,4 %) wurde relativ deutlich übertroffen. Dies zeigt, dass die Baufirmen auch bei stabiler Ertragslage weiter an der Aufstockung ihrer Eigenkapitalbasis arbeiten, um für Krisenzeiten besser gewappnet zu sein. Ein Beleg dafür sind auch die Insolvenzahlen im Bauhauptgewerbe. Seit ihrem Höchststand im Jahr 2001 (4.909) sind diese bis 2009 (2.270) um 54 % zurückgegangen. In den ersten drei Quartalen 2010 lagen sie nochmals um 10 % unter dem Vorjahresniveau.
Bei der Betrachtung nach Unternehmensgrößenklassen zeigt sich ein zur Rendite vollkommen entgegen gesetztes Bild. Die Eigenkapitalquote steigt mit den Größenklassen und erreicht mit 15,6 % bei den großen Baufirmen mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz ihren höchsten Wert. Zudem war das Wachstum gegenüber 2008 (12,4 %) relativ deutlich. Bei den Großfirmen ist allerdings eine Besonderheit zu beachten. Vor allem bei diesen wirken sich erhaltene Anzahlungen und deren Verbuchung im Jahresabschluss verzerrend aus. Werden diese Anzahlungen als Gegenleistung für eine bereits erbrachte Leistung als Verbindlichkeit auf der Passivseite verbucht, führt dies zu einer Erhöhung der Bilanzsumme und damit zu einer geringeren Eigenkapitalquote. Bei den großen Bauaktiengesellschaften kann dies dazu führen, dass die Eigenkapitalquote zwischen 5 und 10 Prozentpunkten zu niedrig ausgewiesen wird.
Dipl.-Oec. Heinrich Weitz,
Berlin
E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de
Positive Entwicklung fortgesetzt!