Die Äquinoktien sind vorbei

Diesen Ausdruck wollte ich immer schon mal verwenden, daher beginnt das Editorial mit der Herbst-Tagundnachtgleiche, die in diesem Jahr auf den 22. September fiel – der Kalendertag, an dem lichter Tag und dunkle Nacht etwa gleich lang sind. Nun werden die Tage kürzer, das vierte Quartal hat begonnen und damit neigt sich das Jahr eindeutig dem Ende zu. Wie immer scheint die zweite Jahreshälfte schneller zu vergehen als die erste. Wenn Sie nun dieses Heft in den Händen halten, haben wir bereits vor einiger Zeit mit der Bearbeitung der letzten Ausgabe des Jahres, der THIS 11-12.2024, begonnen. Und da diese Ausgabe sich der BAU 2025 widmen wird, sind wir gefühlt schon fast im nächsten Jahr. Vom 13. bis 17. Januar 2025 lädt die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme nach München ein – und wirft schon jetzt große Schatten voraus. Doch gibt die Aussicht auf dieses Event-Highlight vielleicht auch ein wenig Hoffnung auf Innovationen und Weiterentwicklungen, die der aktuellen Situation im Wohnungsbau entgegenwirken könnten.

Rilkes vielzitierter Vers aus dem Gedicht „Herbsttag“ passt auf eine ein wenig verdrehte Art zur gegenwärtigen Lage im Hoch- und Wohnungsbau: Mit ausgebliebenen Baugenehmigungen ging der Rückgang der Auftragseingänge für Bauunternehmen einher, der Wohnungsbaumarkt ist auch in der zweiten Jahreshälfte geschwächt. Die Verabschiedung der Baugesetzbuch-Novelle im Bundeskabinett Anfang September kommentierte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, wie folgt: „Der (…) Entwurf zur Novellierung des Baugesetzbuches beweist, dass gut gemeint noch nicht ausreichend ist. Der Wohnungsbau und mit ihm hunderttausende Mieterinnen und Mieter warten auf den großen Wurf, der ausreichend Wohnraum schafft. Der Entwurf (…) schafft aber leider nicht umfänglich, was für den Markt dringend notwendig wäre. Dabei steuern wir auf das schwächste Genehmigungsniveau seit dem Jahr 2010 zu. Auch im Juni ist die Zahl der genehmigten Wohnungen erneut zweistellig zurückgegangen, zum 21. Mal in Folge. (…) Die Pflicht, für jeden Neubau entsprechenden Parkraum zur Verfügung zu stellen, ist jedoch nicht mehr zeitgemäß und treibt die Wohnungsbaukosten-Spirale weiter nach oben. Für den Bau-Turbo brauchen wir endlich einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen.“

Die THIS begleitet wie immer die aktuellen Entwicklungen und hält Sie auf dem Laufenden, sei es im Tief-, Hoch-, Ingenieur- oder Straßenbau. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre der THIS 10!

Ihre

Anke Bracht