Mit massivem Mauerwerk hoch hinaus

Ehemaliger Parkplatz wird neues Wohnquartier

Auf einer weitgehend versiegelten Brachfläche im Nürnberger Stadtteil Eberhardshof setzen das Wohnungsbauunternehmen GS Wohnen und ssp architekten GbR mit den neuen Eberhardshöfen ein Zeichen für nachhaltige Veränderung.

Bis zu acht Stockwerke wurden in Nürnberg mit dem Bausystem KS-Quadro realisiert. Bis zu acht Stockwerke wurden in Nürnberg mit dem Bausystem KS-Quadro realisiert.
© Erich Spahn / KS-Original

Bis zu acht Stockwerke wurden in Nürnberg mit dem Bausystem KS-Quadro realisiert.
© Erich Spahn / KS-Original
Seit der Insolvenz des Quelle-Konzerns im Jahr 2009 ist das ehemalige Firmengebäude – das zweitgrößte leerstehende Gebäude in Deutschland – ungenutzt. Und auch die angrenzenden Mitarbeiter-Parkplatzflächen von rund einem Hektar Größe wurden zu einer funktionslosen, grauen Asphaltwüste. Bereits vor einigen Jahren entschied die Stadt Nürnberg, die Brachflächen nachhaltig und für alle Bürger:innen nutzbar zu machen. So entstand auf einem Abschnitt des Quelle-Parkplatzes ein grüner Quartierspark. Als qualitativ hochwertige Naherholungsfläche bereichert er die Weststadt und trägt zu einer deutlichen Verbesserung des innerstädtischen Klimas bei.

 

Flexibilität für alle Lebenslagen

Das Quartier greift die traditionelle Blockrandbebauung auf, öffnet den entstehenden Hof aber nach außen. Das Quartier greift die traditionelle Blockrandbebauung auf, öffnet den entstehenden Hof aber nach außen.
© Erich Spahn / KS-Original

Das Quartier greift die traditionelle Blockrandbebauung auf, öffnet den entstehenden Hof aber nach außen.
© Erich Spahn / KS-Original
Doch wie in anderen Städten, herrscht auch in Nürnberg ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Deshalb wurde ein zweiter, 17.500 m² großer Bereich auf den ungenutzten Parkflächen der Entstehung eines neuen Quartiers gewidmet. „Nachhaltige Stadtentwicklung erfordert einen Nutzungsmix mit hoher Aufenthaltsqualität“, weiß Wolfgang Grytz, Geschäftsführer der GS Wohnen. Er ist außerdem überzeugt: „Wohnungsneubauten müssen zukünftig noch nachhaltiger gestaltet werden um lebenswerte, lebendige Quartiere zu schaffen. Dabei darf man die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Menschen nicht außer Acht lassen.“ Deshalb wurden flexible Grundrisse entwickelt, die, entsprechend der jeweiligen Lebenssituation, wandelbar sind. Insgesamt 360 Wohnungen wurden auf dem Gelände in zwei Bauabschnitten geplant. Darunter sind 110 geförderte sowie 70 freifinanzierte Mietwohnungen und 180 Zwei- bis Fünf-Zimmer-Eigentumswohnungen. Mit Größen zwischen 34 bis über 160 m² stellen diese ab sofort hochwertigen Wohnraum für Familien, Singles und Paare bereit. Balkone, kleine Gärten und großzügige Dachterrassen bieten private Rückzugsbereiche und schaffen eine Verbindung zwischen dem Inneren und dem grünen Außenraum.

 

Bis zu acht Geschosse in die Höhe

Die Grünflächen im Innenhof sollen verschiedenen Altersgruppen als Aufenthaltsorte dienen. Die Grünflächen im Innenhof sollen verschiedenen Altersgruppen als Aufenthaltsorte dienen.
© Erich Spahn / KS-Original

Die Grünflächen im Innenhof sollen verschiedenen Altersgruppen als Aufenthaltsorte dienen.
© Erich Spahn / KS-Original
„Seit den ersten Entwürfen unserer Planung stehen für uns die Bewohner:innen im Fokus, die künftig in diesem neu gestalteten Stadtteil leben werden. Wir haben uns hohe Maßstäbe gesetzt, was Architektur, Grundrissgestaltung und natürlich auch Nachhaltigkeit betrifft“, so Wolfgang Grytz. „Dabei sind Kriterien wie etwa die Lebenszykluskosten und die Wertstabilität eines Gebäudes entscheidend.“ Die im zweiten Abschnitt errichteten gradlinigen Neubauten bilden den Rahmen für das Grundstück und greifen die für Nürnbergs Innenstadt typische Blockrandbebauung auf. Dabei orientieren sie sich an der Bautypologie der umgebenden Gebäude und erreichen eine Höhe von drei bis hin zu acht Geschossen. Aufgrund dieser deutlichen Höhenunterschiede galt es bei der konstruktiven Planung einen Wandbaustoff zu wählen, der besonders gute statische Eigenschaften mit sich bringt. Denn trotz der Mehrgeschossigkeit legte der Bauherr großen Wert auf schlanke Wände, um einerseits mehr Wohn- sowie Grünfläche zu generieren. Andererseits sollte der Materialeinsatz so gering wie möglich gehalten werden. So wurden die Eberhardshöfe als Effizienzhaus 55 in massiver KS-Bauweise sowohl für die Innen- als auch für die Außenwände realisiert.

Bei Letzteren sind die Aufgaben innerhalb des Wandaufbaus klar geregelt: Während das innenliegende Kalksandsteinmauerwerk die tragende Funktion übernimmt, wird der winterliche Wärmeschutz von der Dämmschicht übernommen. Den äußeren Abschluss bildet die Witterungsschicht. Auf diese Weise kann jede Schicht individuell und ohne technischen oder bauphysikalischen Einfluss auf die restliche Konstruktion geplant werden. Bei funktionsgetrennten KS-Außenwänden liegt die Decke zudem immer voll auf den Wänden auf, sodass es keine traglastmindernde Teil-auflagerung gibt. In Kombination mit den hohen Steindruckfestigkeitsklassen lassen sich bis zu fünf Vollgeschosse schon mit einem 15 cm dickem Mauerwerk errichten. Mit einer Wanddicke von 17,5 cm sind bis zu sieben Vollgeschosse realisierbar. So trägt die KS-Bauweise nicht nur zur Reduktion des Materialeinsatzes und der Kosten bei, sondern auch zur Flächeneffizienz durch rund 7 % mehr Wohn- und Nutzfläche im Vergleich zu alternativen Baustoffen.

 

Planung im Baukastenprinzip

Gedeckte Farben zeichnen die Gebäude ebenso aus wie die leichten Knicke der Fassaden. Gedeckte Farben zeichnen die Gebäude ebenso aus wie die leichten Knicke der Fassaden.
© Erich Spahn / KS-Original

Gedeckte Farben zeichnen die Gebäude ebenso aus wie die leichten Knicke der Fassaden.
© Erich Spahn / KS-Original
Im Falle der Eberhardshöfe kamen Kalksandsteine des Produktprogramms KS-Quadro für alle Außen- und Innenwände zum Einsatz. Das Bausystem zeichnet sich durch großformatige Regel- und Ergänzungselemente im 12,5er Raster aus und ist auf den flexiblen, schnellen und wirtschaftlichen Bau abgestimmt. Ergänzungssteine sowie Kimmsteine in variablen Höhen komplettieren das System und ermöglichen die Anpassung an viele verschiedene Wandhöhen und -längen. Die Montage vor Ort erfolgt effizient allein oder im Zweier-Team: Mithilfe von einfach bedienbaren Versetzgeräten werden die Steine maschinell versetzt und so die Kräfte der Verarbeiter:innen geschont. Zusätzlich erleichtert das Nut-Feder-System die präzise Versetzung der Steine.

Während Treppenhäuser und Wohnungstrennwände der Eberhardshöfe eine Wanddicke von 24 cm erhielten, liegen die Stärken der übrigen Innenwände bei 11,5, 15,0 und 17,5 cm. Für die Außenwände der Wohnungsbauten wurden Elemente mit einer Dicke von 20 und 24 cm gewählt, deren SFK vom Erdgeschoss bis zum dritten Obergeschoss bei 20 und in den darauffolgenden Geschossen bei 12 liegt. Ihre Rohdichteklasse 2,2 trägt nicht nur zur hohen Tragfähigkeit bei, sondern gewährleistet vor allem ein hohes Schalldämmmaß innerhalb der Wohnräume. Den äußeren Abschluss bildet ein Wärmedämm-Verbundsystem, das mit seinen weißen und grauen Putzfassaden im Bereich der höheren Gebäude zur visuellen Abwechslung beiträgt.

Die für die Mauerwerksbemessung maßgeblichen, charakteristischen Werte der Druckfestigkeit fk sind bei diesem Bausystem um mindestens 22 % größer als bei Plansteinen. Da die Verwendung von Kalksandstein im Rahmen der europäischen Mauerwerksnorm DIN EN 1996 (Eurocode 6) durch die DIN 20000-402 geregelt ist, wurden keine weiteren Zulassungen oder Genehmigungen benötigt. Zusätzlich sind bei KS-Quadro die Anwendungsgrenzen für das vereinfachte Nachweisverfahren nach DIN EN 1996-3/NA deutlich erweitert: Statt nur bis zu 2,75 dürfen hier unter Beachtung der Anwendungsgebiete lichte Wandhöhen bis zu 3,60 m vereinfacht nachgewiesen werden. Ein weiterer wesentlicher Vorteil des vereinfachten Berechnungsverfahrens ist, dass die auf die Wand einwirkenden Biegebeanspruchungen aus exzentrisch angreifenden Vertikallasten und Wind bereits in stark vereinfachter Form über die Randbedingungen im Bemessungsverfahren berücksichtigt sind. Daher konnte bei der Planung auf eine detaillierte Schnittgrößenermittlung verzichtet werden.

KS-Original GmbH

www.ks-original.de

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