Querverschub der Rheinbrücke Duisburg-Neuenkamp

Lösbare Verankerung für Fahrbahnübergänge

Das erste Teilbauwerk der neuen Rheinbrücke Duisburg-Neuenkamp ist bereits unter Verkehr, aber es wird nicht bleiben, wo es ist. 2026 ist ein spektakulärer Querverschub geplant, den auch die Fahrbahnübergänge mitmachen müssen.

Die Rheinbrücke im Duisburger Stadtteil Neuenkamp im Zuge der A 40 verbindet das Ruhrgebiet mit den Niederlanden. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens wurde sie in den 1990er Jahren von vier auf sechs Spuren erweitert, doch dies setzte der Stahlstruktur der Brücke so stark zu, dass die Ermüdung des Stahlüberbaus die Standsicherheit gefährdete. Ende der 2010er Jahre wurde die Brücke für Lkw gesperrt, ein Neubau war unvermeidlich.

  Die Rheinbrücke Neuenkamp bei Duisburg mit fertiggestelltem südlichem Überbau (vorne)
© Maurer

Die Rheinbrücke Neuenkamp bei Duisburg mit fertiggestelltem südlichem Überbau (vorne)
© Maurer

Erste Teilbrücke ist eingeweiht

Es entsteht eine 10-spurige Schrägseilbrücke mit zwei getrennten Überbauten und angehängten Geh- und Radwegen. Die neue Brücke ist insgesamt 803 Meter lang, mit einer Hauptspannweite von 428 Meter über den Rhein. Die acht Pylone in den Überflutungsbereichen der Rheinwiesen sind 68 Meter hoch und tragen je 10 doppelte Schrägseile.

Da die Brücke am Ende wieder in der Achse der bestehenden A 40 liegen soll, wurde der südliche Überbau zunächst in Seitenlage erstellt und Ende 2023 eingeweiht. Er trägt nun auf sechs Spuren die gesamte Verkehrslast, inklusive Lkw.

14,4 Meter Querverschub

Derzeit wird die alte Brücke zurückgebaut und dann der zweite, nördliche Überbau errichtet. Im letzten Schritt wird voraussichtlich 2026 die südliche Brücke in die endgültige Lage verschoben. Der Querverschub um 14,4 Meter erfolgt einschließlich der Pylone.

Lösbare Übergangskonstruktionen

Einhub eines großen Fahrbahnübergangs im August 2023
© Maurer

Einhub eines großen Fahrbahnübergangs im August 2023
© Maurer
Dieser Querverschub birgt eine besondere Herausforderung: Da der südliche Überbau bereits unter Verkehr ist, besitzt er auch voll funktionsfähige Fahrbahnübergänge. Übergänge werden an den Brückenenden eingebaut, um Längsbewegungen des Brückendecks und dynamische Bauwerksbewegungen auszugleichen.

Für den südlichen Überbau hat Maurer spezielle Fahrbahnübergänge konstruiert, damit sie 2026 beim Querverschub mit verschoben werden können. Die Verankerung der Übergänge erhielt eine Stahlkonstruktion, die vor dem Querverschub gelöst werden kann. Die Übergangskonstruktion wurde zudem mit Magerbeton einbetoniert, der vor dem Querverschub entfernt wird. In Endlage wird der Fahrbahnübergang dann mit dem üblichen schnellhärtenden Beton eingebaut.

Lösbarer Fahrbahnübergang: Rechts bereits eingebunden, links noch offen – weil dies die besondere lösbare Verbindung wird und der Magerbeton noch nicht eingebaut ist.   
© Maurer

Lösbarer Fahrbahnübergang: Rechts bereits eingebunden, links noch offen – weil dies die besondere lösbare Verbindung wird und der Magerbeton noch nicht eingebaut ist.   
© Maurer
Einen Querverschub von Übergangskonstruktionen in dieser Größe hat es noch nie gegeben. Die Herausforderung lag nicht im Dehnweg von bis zu 900 Millimeter: Maurer hat schon Übergänge mit viel größeren Bewegungen gebaut und verschoben. Kniffliger war die besondere Geometrie der Konstruktionen: Sie haben ein variierendes Quergefälle und mit bis zu 48 Meter eine enorme Länge.

Maurer liefert für die neuen Rheinbrücken insgesamt acht Übergangskonstruktionen: XLS 900 und XLS 400 für die Hauptfahrspuren sowie XLS 900 und DB 130 für die angehängten Geh- und Radwegen.

Maurer SE

www.maurer.eu

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