GÜTEGEMEINSCHAFT VERKEHRSFLÄCHEN AUS BETON

„Betonstraßen sind dauerhaft“

Die Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton bietet einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch und eine aktive Qualitätssicherung für diese Bauwerke. Unsere Redaktion sprach darüber mit dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied Dr. Norbert Ehrlich.

Worin genau besteht die Arbeit der Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton e.V.?

Die Sicherung einer anspruchsvollen Qualität für die Gewährleistung dauerhafter Gebrauchseigenschaften, einer langen Nutzungsdauer, Wirtschaftlichkeit, der Minimierung von Zukunftsrisiken sowie der Verkehrssicherheit und des Umweltschutzes sind wichtige Ziele der Gütegemeinschaft. Das wird erreicht durch jahrzehntelange Erfahrungen und ständigen Erfahrungsaustausch, innovative Technik und moderne Bauorganisation aber auch durch Forschung und Entwicklung sowie zertifizierte Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement. Davon profitieren die Straßenbauverwaltungen, Planer und Ingenieurbüros, die ausführende Industrie sowie die Straßenbenutzer.

Die Aufgaben der Gütegemeinschaft sind:

– Gremienarbeit in den festgelegten Arbeitsgruppen der Forschungsgesellschaft für Straßen– und Verkehrswesen

– enge Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung  und der Bundesanstalt für Straßenwesen

– aktive Unterstützung auf Baustellen der Mitgliedsunternehmen

– Mitwirkung bei der Behebung aktueller Schadensfälle

– Beratung der ausschreibenden Stellen hinsichtlich Betonbauweise

– Teilnahme an fachbezogenen Veranstaltungen

– Erstellung von praxisbezogenen Hilfsmitteln (Checklisten, Ausschreibungshinweise für Verkehrsflächen aus Beton, Lehrfilme u. a.)

– Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen

– Herausgabe der Zeitschrift „Griffig“

Worin liegt die besondere Leistungsfähigkeit des Werkstoffs Beton für Anwendungen im Straßeninfrastrukturbereich?

Der Werkstoff Beton hat ein exzellentes Gebrauchsverhalten, setzt Maßstäbe für eine hohe Tragfähigkeit und Tragreserven, dauerhafte Oberflächeneigenschaften sowie lange und gute Befahrbarkeit. Das wird insbesondere erreicht durch eine wirksame Lastverteilung auf die Unterlage, Verformungsstabilität sowie keine Alterung, keine Versprödung des Bindemittels.

Wie ist die Erstellung von Betondecken im Autobahn– und Fernstraßenbau volkswirtschaftlich zu beurteilen?

Betonstraßen sind dauerhaft, erfordern nur geringe Erhaltungsmaßnahmen und damit weniger Baustellen, keine Staus und weniger Unfälle. Die Nachhaltigkeit der Betonbauweise ist ein großer volkswirtschaftlicher Vorteil, der bisher zu wenig betrachtet wird. Da sich der Güterverkehr in den nächsten Jahren erheblich steigern wird, ist vor allem der Laststreifen auf unseren Autobahnen hohen dynamischen Beanspruchungen ausgesetzt. Fahrbahndecken aus Beton schließen Zukunftsrisiken aus, bei kalkulierbaren Kosten über mehr als 30 Jahre. Das zeigen die laufenden ÖPP-Projekte, wo die Life-Cycle-Kosten realistisch betrachtet werden. Vor dem Hintergrund, dass aufgrund der immer schwieriger werdenden Aufwände für die Erdölgewinnung die Bitumenpreise für Baumaßnahmen in 20 bis 30 Jahren nicht oder schwer kalkulierbar sind, kommt der Betonbauweise mit der Nutzung einheimischer Rohstoffe eine größere Bedeutung zu.

Ist der Einsatz von Beton im Straßenbau auch aus ökologischer Sicht sinnvoll?

Eine Studie der TU München zur Ökobilanz eines Autobahnabschnitts mit den beiden Bauweisen Beton und Asphalt zeigt, dass bei der Herstellung die Asphaltbauweise geringe Vorteile hat, aber über den Nutzungszeitraum von 30 Jahren beide Bauweisen keinen signifikanten Unterschied aufweisen, demzufolge ist der Einsatz von Beton im Straßenbau ökologisch sinnvoll. Durch eine Minimierung des Klinkeranteils im Zement durch die Verwendung weiterer Hauptbestandteile, wie z. B. Hüttensand, kann die Ökobilanz weiter verbessert werden. Entscheidend für eine derartige Ökobilanz sind nicht die beiden Bauweisen, sondern die bei der Nutzung anfallenden Treibstoffmengen, die auf den betrachteten Autobahnabschnitt über die Jahre verbraucht werden.

Sind die Anwendungsbereiche von Betondecken auf den Fernstraßenbau begrenzt oder ist der Einsatz von Betondecken auch im innerstädtischen Bereich sinnvoll?

Der Einsatz von Fahrbahndecken aus Beton ist im innerstädtischen Bereich dort sinnvoll, wo hohe dynamische Belastungen aber auch hohe Schubspannungen durch vorwiegend Schwerlastverkehr anzutreffen sind. Das ist insbesondere bei Kreisverkehren, Busverkehrsflächen und Kreuzungsbereichen gegeben. Verformungsstabilität und dauerhafte Lastverteilung sind die entscheidenden Vorteile, wobei auch dabei die Life-Cycle-Kosten über viele Jahre betrachtet werden müssen. Durch die enorme Steigerung des Schwerlastverkehrs sind Fahrbahndecken aus Beton auch für Stadt- und Landstraßen künftig stärker in die Planungen einzubeziehen. Für alle diese Anwendungen werden durch die FGSV gegenwärtig Merkblätter erarbeitet.

Wie steht es um den Einsatz von Spezialbetonen im Straßen- und Infrastrukturbau? Sind solche Betone hier genauso relevant wie in andern baulichen Funktionsbereichen, wie etwa in der Abwassertechnik oder im Kraftwerksbau?

Der Einsatz von Spezialbetonen im Straßen- und Infrastrukturbereich wird sich aufgrund der Kompliziertheit bei Herstellung und Einbau insbesondere bei der Beherrschung der Gleichmäßigkeit der Frischbetoneigenschaften in Grenzen halten.

Schnellbetonsysteme werden künftig vor allem im Rahmen der Erhaltung an Bedeutung gewinnen. Diese Systeme sind nach ca. 8 Stunden voll belastbar und heben damit den zeitlichen Nachteil zu anderen Bauweisen auf.

Die Minimierung der schädlichen Stickoxide (NOx ) in vorwiegend innerstädtischen Bereichen ist eine langfristige Aufgabe. Fahrbahndecken aus Beton, denen im Oberbeton Titandioxid als Katalysator beigemischt wird, reduzieren die Stickoxide durch die photokatalytische Eigenschaften des Titandioxid. Erste Versuche mit einem Zement mit speziellem nano-kristallinem Titandioxid laufen gegenwärtig.

Wie wird sich der Einsatz des Werkstoffs Beton im Straßeninfrastrukturbereich in den kommenden Jahren weiter entwickeln?

Wenn in allen Bereichen die Life-Cycle-Kosten konsequent betrachtet werden, dann wird sich der Anteil der Betonbauweise erhöhen und damit auch die Nachhaltigkeit unserer Straßen.

Eine entscheidende Aufgabe in den kommenden Jahren ist die Lärmminderung unserer Straßen. Neben der Weiterentwicklung der Reifen zur Minimierung der Reifen-Rollgeräusche sind die Fahrbahnoberflächen lärmarm auszubilden. Die mit einem Waschbeton erzielten Werte von -2dBa reichen nicht aus. Gegenwärtig laufen mehrere Forschungsvorhaben zur Lärmminimierung. Vielversprechend sind erste Ergebnisse mit dem Grinding-Verfahren aber auch mit der Herstellung von offenporigen Betonen.

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